Also ich würde mich jetzt nicht an Minutenzahlen bezüglich des Aufenthaltes im Freien aufhängen, sondern eher darauf schauen, was dort im Freien gemacht wird.
Ich bin mit unserem Welpen ab dem zweiten Tag raus in den Wald gefahren. Anfangs mit dem Auto (was bei geschätzten 250 Metern echt lächerlich ist), nach der ersten Woche sind wir dann auch zu Fuß gegangen. Die ersten Tage habe ich ihn da sogar für Teile der Strecke noch getragen, weil wir ansonsten kaum vorwärts gekommen wären und ich ihn nicht direkt mit Leine und den Umgebungsgeräuschen stressen wollte.
Im Wald ist er immer frei gelaufen. Mir ist es wichtig, dass er lernt, sich an mir zu orientieren und nicht zu viele eigene Entscheidungen trifft. Zunächst waren es mal 100 Meter in den Wald rein, inzwischen hatten wir auch schon viele solcher Ausflüge von 60 Minuten und länger.
Zwischendurch gibt es Tobepausen, für diese bleibe ich aber gezielt an einem Ort stehen. Wenn ich dann weitergehe, schaut er kurz, stoppt sein Spiel und läuft wieder brav und völlig ruhig neben mir her. Ich merke aber durchaus, dass er auf dem letzten Stück nach Hause mehr mit der Leinenführigkeit zu kämpfen hat, man sieht ihm förmlich an, dass es anstrengender für ihn ist als auf dem Hinweg.
Insgesamt habe ich von Anfang an versucht, mich hier nicht zum Sklaven des Welpen zu machen und ihm vor allem beizubringen, dass es durchaus Playtime gibt, aber Ruhe der Normalzustand ist. Beim Lesen deiner Beiträge liest es sich so, als sei es bei euch quasi umgekehrt.
An sich könntest du die Zeit gut nutzen, um euren Hund gut an dich zu „binden“, also ihm zu zeigen, dass ihr tolle Dinge gemeinsam machen könnt, er bei dir Schutz und Geborgenheit findet und du ihm und seinem Tag einen Rhythmus gibst. Du machst zwar sehr viel, aber ich bin jetzt nicht sicher, ob das für deinen Welpen insgesamt ein positives Erleben ist oder ob er es nicht als stressig wahrnimmt: Draußen wird für eine sehr definierte Zeitspanne an einem festen Ort „die Sau rausgelassen“, wie es ihm beliebt, dann ist der Spaß vorbei und er wird wieder nach Hause gegängelt. Da ist dann gefühlt tote Hose und es wird folglich Action eingefordert.
Fahr mit ihm mal raus, an andere Orte, habt mal fünf Minuten zusammen Spaß, dann geht wieder gesittet eine Weile nebeneinander her (möglichst ohne Leine). Lass ihn schnüffeln, lauscht gemeinsam einem Vogel oder dem Knacken von Ästen, lernt an anderen Spaziergängern oder Hunden ohne weitere Beachtung vorbeizugehen etc. pp.
Spielt lieber etwas häufiger kurz miteinander und unterbrich das Spiel dann ab und zu, anstatt ihm zuzusehen und darauf zu warten, dass er sich müde getobt hat... Auch ein für uns scheinbar langweiliger Spaziergang ist für den Welpen anstrengend, nur ohne dabei auch noch körperlich total hochzudrehen.