Beiträge von LPaxx

    Bisher kannte ich alle Hunde die ich gefärbt habe schon jahrelang vorher. Würde jetzt jemand neues kommen wollen, den ich noch nicht kenne, gäbe es erstmal einen Besprechungstermin, bei dem ich mir den hund anschaue, den Besitzer Fragen stelle und mir etwas unterschreiben lasse, in dem der Besitzer mir garantiert, dass es keine Trächtigkeit, Krankheit oder ähnliches gibt.


    Was würdest Du im ersten Besprechungstermin beim Halter bzw. über seinen Hund bzw. über das Hund-Halter-Gespann erfragen wollen, wenn er mit seinem Hund und diesem Färbewunsch zu Dir kommt?



    Und das hier darf ich auch so weiter leiten.

    Ich kann den Menschen nicht komplett die Verantwortung abnehmen. Ich hatte auch schon ne Kundin, die wollte, daß ich ihre hochträchtige Hündin schere, ich glaub zwei oder drei Tage vor Termin... Hab ich abgelehnt. Was wäre gewesen, ich hätte die Trächtigkeit nicht bemerkt, weil die Hündin eh schon immer so fett war und sie hätte aufgrund dessen eine Fehlgeburt gehabt...?

    Nein, ich mache schon wesentlich mehr als ich müsste, da muss ich mir die Dummheit anderer Leute nicht auch noch ankreiden.


    Verstanden, Du willst die Verantwortung nicht "komplett" abnehmen. Aber bis wohin nimmst Du sie dann in Teilen ab? Und auf welche Weise? Was stellst Du für Dich (per Nachfragen oder anders?) klar, wenn ein Hundehalter mit einem Hund in Deinen Laden läuft, ehe der Hund auf Deinen Frisiertisch zum Pinkeinfärben kommt?

    @Rübennase warum würdest du einen Hund mit massiv Zahnstein nicht färben? Buntes Farbenfell macht doch den Zahnstein nicht schlimmer?

    Liest sich so als wäre Färben nur denjenigen erlaubt, die 100% geben in der Haltung und Pflege. Also doch eine gewisse Verantwortung, dass keine Nachahmer, die Hunde als Püppchen sehen, kommen?

    Ich weiß mal wieder nicht wie ich das richtig erklären soll ?

    Ich unterstütze es nicht, wenn Tiere schmerzen haben. Zahnstein macht Schmerzen. Es gibt für diesen Hund gerade wichtigeres, als bunt zu sein.

    Meh. Ich hoffe man versteht, was ich meine.



    Ich mag diesen Gedanken von Dir, das vorab. :smile:

    Aber es ist zugleich eben auch ein gutes Beispiel für die argumentative Flüchtigkeit dieses Kriteriums als Abgrenzungskriterium: Du sagst, der Schmerzstatus eines Hundes könnte eine Deiner Grenzziehungen sein. Aber was kannst du vernünftigerweise darüber wissen? Was sind Deine Wissensquellen und wie sicherst Du Dein Wissen darüber ab? Was ist mit verborgenen Schmerzen? Beispielsweise bei einem Tumor, der bisher noch unentdeckt ist, während der Hund auf Deinem Frisiertisch steht? Oder was machst Du, wenn Dir der Halter, während Du den Hund gerade einfärbst, vom schmerzhaften Krebsleiden des Hundes erzählt?

    @Rübennase


    Du hattest vorhin nach den Grenzen gefragt und wie man sie in diesem Thread konsistent zieht. Wie bekommt man sauber argumentiert, dass das Einfärben eines Hundes nicht in Ordnung geht, wenn die argumentative Ausgangslage folgende ist:

    Du sagst sinngemäß: Ich nehme eine Veränderung an den arttypischen Merkmalen meines Hund vor, weil es mir gefällt. Einen anderen Grund dafür gibt es nicht. Ich gewährleiste, dass mein Hund dadurch und währenddessen keinerlei Schmerzen hat. Ich achte abgesehen von dieser Besonderheit wie alle anderen, die mit ihrem Hund zusammenleben, die üblichen Empfehlungen zur angemessen Haltung eines Hundes und lebe danach. Wo ist das Problem?


    Im Moment versuchst Du und es gelingt Dir erfolgreich, andere in die Verlegenheit zu bringen, ihre Inkonsistenzen und logischen Widersprüche bloß zu legen. Kein Problem, ist Dein gutes Recht in einer Diskussion, finde ich. Fair oder diskursiv integrer würde das mE dann, wenn Du mitziehst. :-) Möglicherweise wird Dir sogar erst dann plausibel, was die Erfordernis einer prinzipiellen Setzung meint und bedeutet und warum sie - so diskursiv unbefriedigend sie ist - uns manchmal die beste Lösung in normativen Fragen zu sein scheint.


    Mich würde also interessieren, wo Deine persönliche Grenze liegt und wie Du sie begründest. Von all den Beispielen - also von den fluffig gefälligen bis zu den herausfordernd extremen Beispielen - die in diesem Thread unter der obigen argumentativen Ausgangslage inzwischen versammelt sind: Welches kennzeichnet für Dich am deutlichsten Deine Grenze? Und warum? Wie argumentierst Du für sie?

    Bitte nicht falsch verstehen, ich verstehe viele eurer Gedanken bzw kann sie zumindest nachvollziehen. Mich interessiert einfach wo genau diese Grenze verläuft bzw warum sie dort verläuft Und nicht schon einen Schritt vorher. immerhin gibt es ja keinen Thread, ob ein buntes Halstuch gegen die Natur ist.


    Die Krux ist, dass wir dafür keine Grenze angeben können, ohne uns in logischen Widersprüchen zu verheddern. Unsere Argumentation franst an allen Enden aus, wir bekommen sie nicht rund. Das ist bisweilen der Grund, weshalb wir etwas prinzipiell setzen, um uns eben Inkonsistenzen bei der Frage von begründeten Abgrenzungen oder der Begründung von graduellen Abweichungen nicht aussetzen zu müssen. Im vollen Bewusstsein, dass wir die Tatsache, dass wir ein Prinzip einfach setzen, wiederum nicht befriedigend letztbegründen zu können. Es ist schon sowas wie eine argumentative Kapitulation, eben eine aus den - derzeit - besten Gründen.

    Und klar sind auch unsere Setzungen der Diskussion darüber nicht entzogen, sie sind und bleiben gesellschaftlich in Bewegung und irgendwann geht dann doch wieder 'ne Tür auf. (Siehe Ehe und Adoptionsrecht, aktive Sterbehilfe usw.) Aus den eben dann - derzeit - besten Gründen.


    Es bleibt ein anstrengendes Gefuddel, machste nix dran. :smile:

    - Ich bin nicht erfahren genug um einzuschätzen, in welcher "Stimmung" ein Fremdhund ist oder wann es Zeit ist, eine Begegnung abzubrechen bzw. dazwischen zu gehen.

    - Ich kann für Lea keinen Sinn darin erkennen, für wenige Augenblicke willkürlich auftauchende fremde Hunde zu beschnüffeln bzw. beschnüffelt zu werden; das Risiko, sich mit Parasiten o.ä. anzustecken, kommt dazu.

    - Ich selbst empfinde diese Begegnungen eher als lästig & und habe auch auf den üblichen SmallTalk keine Lust.


    --> Im Ergebnis fallen mir für mich nur Nachteile, aber keine Vorteile ein.


    Und wenn Du einfach mit dem Auto oder einem Fahrradhundeanhänger in einsamere Gebiete fährst? Vielleicht entspricht Dir das ja eher, als Dich künftig mit aus einem Forum geliehenen Sprüchen "bewaffnet" tapfer in Schlachten mit Hundehaltern zu werfen, die die Dinge anders sehen. :smile:

    Dh. Du hast Deinen Hund immer an der Schleppleine oder wechselst Du, wenn Du andere Hunde kommen siehst?

    Und warum bleibst Du "in Bewegung" wenn beide Hunde frei sind?


    Danke


    Ja, wir haben unseren meist an der 7-m-Schleppleine, im Freilauf nur in eichhörnchenfreien Gebieten und bei bekanntermaßen geringer Hundedichte.


    In Bewegung - d.h. ich schlendere ein wenig rum und quassel dabei vielleicht kurz ein, zwei Takte mit dem/der anderen Halter/in - bleibe ich gerne, weil ich persönlich die Erfahrung gemacht habe, dass wir Halter manchmal zum knistrigen Faktor werden, wenn z.B. der Fremdhund neugierig auf mich zukommt oder mich nach nem Leckerlibeutel absucht. :-) Ich versuche solche Kippmomente einfach ohne großen Aufwand zu vermeiden.

    Wie handhabt ihr solche Situationen? Ist das normal? Kann man solche Situationen vermeiden oder gehört das einfach dazu?


    Vielen Dank!


    Ein Wespennest. :-)


    Ich persönlich finde, ja, es gehört dazu. Mit allen Pannen und Missverständnissen. Weil ich die Alternative einfach nicht besser, sondern um Längen verdrießlicher finde. Ich möchte meinen Mitmenschen in Hundebegleitung eigentlich gerne mit optimistischen Vertrauensvorsprung begegnen und freue mich an Zusammentreffen, denen man anmerkt, dass das die andere Seite auch so sieht und lebt. Das läuft durhcaus nicht immer elegant und flutschig, manchmal mackert unser Terriermix für meinen Geschmack zu sehr und wird fix von mir zurückgepfiffen, manchmal wirkt mir vielliecht der andere Hunde 'nen Ticken zu raufig für meinen Geschmack und ich schaue, dass ich zügig weiterkomme. Aber unterm Strich geht's bei uns gut, die okayen Hundebegegnungen überwiegen, manchmal gibt's richtig tagversüßende Szenen - und das reicht mir als Anspruch. Schlimmer finde ich persönlich, zu glauben, diesem Thema mit Verkniffenheit und Misstrauensvorschuss ("sicher ist sicher") beikommen zu können. Geht vielleicht, machte mich aber nicht glücklich.


    Was das konkrete Händling angeht: In der Regel bekommen der/die andere Hundehalter/in und ich mit wenigen Blicken oder Gesten geregelt, ob wir einen Kontakt nun zulassen mögen oder nicht. Dann lasse ich unseren zuerst an lockerer langer Schleppleine ran, schau mir die ersten Sekunden an und entscheide dann "atmosphärisch" erneut, ob die Leine wegkommt und das zwischen den beiden noch eine Weile gehen darf, oder ob ich mich langsam wieder mit unserem Hund entferne. Aber selbst wenn die Leinen bei beiden los sind, schaue ich eigentlich immer, dass ich in Bewegung bin und jedenfalls nicht wie festgewurzelt direkt um die Hunde herum stehen bleibe.


    Dass ein unangeleinter Hund auf uns zu rennt, hab ich selten. Ich vertraue dann einfach darauf, dass das seinen Grund darin hat, dass der Hund in Sachen Artgenossen okay ist, sein Halter meint, der Freilauf klappt eigentlich, der Rückruf dann aber halt doch mal (wieder) in die Binsen ging. Wir hatten noch keine fiesen Zusammenstöße, Bisse gab's auch noch nie, ein paar Sekunden flatternde Nerven aber schon. ;-)

    Zusammenfassung meinerseits:

    Das Tier hat eine dem Menschen gleichgestellte Würde welche es nicht nur vor Schmerzen und pathologischen Schädigungen schützt, sondern z.B. auch vor Erniedrigung. Eingeschränkt wird diese Würde da, wo eine Zuwiderhandlung einem höheren Zweck dient (z.B. gewisse Tierversuche, Nutztierhaltung). Das Färben von Fell hat keinen höheren Zweck, ergo ist es verboten. In der Praxis wurde allerdings diese fast Gleichstellung des Tieres noch nicht genügend umgesetzt und steht in gewissen Fällen sogar noch im Konflikt mit den geltenden Vorschriften.

    Die ganze Existenz des Hundes erfüllt zu großen Teilen keinen höheren Zweck. Wie bei dir wird der Hund aus rein egoistischen Gründen gehalten. Das Zusammenleben mit dem Hund bedingt zwangsläufig die Verletzung der hündischen Würde, die wenn sie analog zur menschlichen Würde interpretiert wird ja die selbstbestimmte Autonomie des Hundes beinhaltet.


    Das wird hier zugestanden und in der Abrenzung so zu lösen versucht:


    https://tierimrecht.org/docume…7-Bolliger-Ruettimann.pdf



    >> Ein wesentlicher Unterschied zwischen der Würde des Menschen und jener des Tiers besteht nach allgemeiner Rechtsauffassung darin, dass die Tierwürde verletzt werden darf, um höherwertige Interessen zu wahren, während die Menschenwürde eine grundlegende Unverfügbarkeit und Nichtinstrumentalisierung garantiert – und zwar unabhängig von allfälligen überwiegenden Interessen. In dieser Unantastbarkeit liegt gerade der Sinn des menschlichen Würdeschutzes.23


    Wird der Tierwürde nun aber nicht zumindest ein gewisser Kerngehalt zugestanden, der ebenfalls unantastbar ist und einer Interessenabwägung somit von vornherein entzogen bleibt, erhält sie eine vollständig andere Struktur als die Menschenwürde.

    Dies widerspricht dem erwähnten Rechtsgrundsatz, wonach ein Begriff innerhalb eines Rechtsakts nicht grundlegend unterschiedliche Inhalte aufweisen darf. Bereits aus rechtssystematischen Gründen ist diese fundamentale Diskrepanz zwischen Menschen- und Tierwürde daher zu überwinden und auch der Tierwürde ein zentraler Schutzbereich zuzusprechen, der – ungeachtet möglicher überwiegender Interessen – nicht verletzt werden darf.24 Aus der verfassungsrechtlich geschützten Tierwürde kann somit eine Belastungsobergrenze25 für Tiere abgeleitet werden, die in sämtlichen Bereichen der Tiernutzung zu respektieren ist. <<



    Es wird quasi ein quantitatives Element ("Belastungsobergrenze") eingeführt, um dem Tierwürde-Konstrukt über die Klippe zu helfen.