Beiträge von LPaxx

    Kennst Du die DVD "Die Welt ist Ball" von Ute Blaschke-Berthold?

    Ne, kannte ich noch nicht...

    Nachdem ich jetzt das kurze Video angeschaut habe, merke ich wie komplex das Problem Ball eigentlich ist.

    Danke für den Tipp, ich werde mich mal auf die Suche nach dieser DVD machen.


    Ich persönlich finde ja, bei Ute Blaschke-Berthold wird bisweilen auch manche Trivialität mit feierlichem Ernst komplex. :smile:

    Und da sind wir wieder bei so einem schwammigen Begriff, Tierwohl, der nicht näher definiert ist. Denn was fällt alles unter Tierwohl? Die Wahl der Hundeschule? Das Futter? Behandlungen beim TA? Wie oft ich Gassi gehe? Wie lange er allein bleiben muss? Wie oft Besuch kommt?


    Da ist so viel Spielraum für Missverständnisse...


    Ich vermute, dass das nach Relevanz gestaffelt gesehen wird. Die Bereitschaft für zeitnahe Tierarztbesuche oder die Frage, wie lange ein Hund täglich alleine in der Wohnung bzw. "Hundebox" (um das Risiko zu umgehen, dass der Hund frustriert die Einrichtung fleddert) hocken muss, oder auch, ob, wie oft und wie lange ein Hund gemäß seiner körperlichen Konstitution die Beine lang machen kann und ins Freie kommt, finde ich durchaus Tierwohl-Aspekte, die für eine TSO nach objektiven Maßstäben beurteilbar sind.

    Ich komme mit diesem "Wir wollten eigentlich einen Familienhund und haben das so geplant, aber Bowser hatte andere Ideen" irgendwie schwer zurecht. Was meint ihr denn, mal so grundsätzlich, wie sich die Ideen von Menschen und die "Ideen" eines Hundes zueinander verhalten sollten?

    Ich bin mir nicht sicher ob ich das hier verstehe. Natürlich haben Hunde auch mal andere Ideen als Menschen, wo der Mensch auch mal eingreifen muss und dem Hund sagen, dass seine Vorstellung so nicht durchsetzbar ist. Aber wie erkläre ich dem Hund, dass er aufhören soll nur mich als Hauptperson anzusehen und die anderen als gleichwertig zu betrachten? Das ist für uns einfach ein Rätsel.


    Wenn Du mich direkt fragst, wie ich das beim jetzigen Stand der Dinge machen würde: Ich würde mit allem, was ihr vier in der unmittelbaren Lebensumgebung dieses Hundes macht - oder unterlasst - zum Ausdruck bringen, dass es euch für Bowser nicht in Exklusivformen als Bindungs-, Bezugs- und Anspielpartner gibt. Ich würde im Gegenzug alle Exklusivsituationen, die geeignet sind, das Nähe- und BIndungsverhältnis zwischen Dir und Bowser weiter zu vertiefen und zu festigen, auflockern.

    Wie das konkret aussehen könnte, ist aus der Ferne, also ohne Deine Eltern, Deine Schwester, die räumlichen Verhältnisse bei euch zuhause zu kennen, und vor allem, ohne die Eskalationsstufe, auf der sich das mittlerweile bei Bowser bewegt, einmal direkt gesehen und erlebt zu haben, seriös nicht zu beantworten. Da ist natürlich prima, dass sich das demnächst ein Trainer bei euch ansieht.


    Mal so ins Blaue geschrieben: Wenn das, was ich oben beschrieb, für die nächste Zeit beispielsweise bedeuten sollte, dass Du Deine ZImmertüre immer offen lässt, oder auch, dass Deine Schwester für ein paar Tage in Dein Zimmer zieht und Du Dich hauptsächlich im Zimmer Deiner Schwester aufhältst, oder wenn das für die nächste Zeit bedeuten könnte, dass ihr euch möglichst oft zu zweit in einem Zimmer aufhaltet ... oder ihr euch vor allem zu viert ins Wohnzimmer setzt und dort jeder was vor sich hinkruschtelt und Bowser halt einfach ohne sonderliche Aufmerksamkeitszuwendungen dabei sein kann, dann würde ich das, je nach Leidensdruck, den die derzeitige Exklusivsituation für euch als Familie bedeutet, in Kauf nehmen. Und wenn das bedeuten sollte, dass Du mal einen ganzen Tag bei einer Freundin bist, dann vielleicht langsam steigernd auch mal ein Wochenende bei einer Freundin verbringst usw., dann würde ich - je nach Leidensdruck - auch sowas überlegen.

    Ebenso könnten in der nächsten Zeit regelmäßige längere (Wander)Ausflüge zu viert, bei denen Deine Schwester (beim nächsten Mal Deine Mutter usw.) die Leine hat und sozusagen die Wege und Pausen etc. für euch alle entscheidet, und bei denen Du nicht aktiv, sondern bewusst passiv ins Familiengefüge "eingeordnet" bist, helfen, die etablierte Bindungsstruktur zu lockern.


    Und klar ist das eben Beschriebene letztlich nur das Hintergrundrauschen der Frage, die sich mE durch all das durchzieht und sich für meine Begriffe von Beginn an hätte durchziehen müssen: Wie wollt ihr als Familie mit Bowser zusammenleben, wie wollt ihr ihn erziehen? Welche Hausregeln sollen gelten und wie mögt ihr sie durchsetzen? Welche Ideen habt ihr dazu?


    Für all das ist ein guter Trainer wirklich hilfreich und es ist klasse, dass ihr schon einen konkreten Termin vor Augen habt.



    Grüße



    Naja, so wie ich das sehe, habt ihr euch inzwischen ein Hofhunde-Setting gestaltet. Mit klaren Reviergrenzen, einer klaren Unterscheidung zwischen "zum Rudel gehörig, mit selbstverständlichem Zutrittsrecht in allen Distanzen" und "fremd, ohne selbstverständliches Zutrittsrecht in allen Distanzen" und der Überantwortung eines zu beschützenden Bereichs und/oder seines Menschen. Das kann man freilich so machen, wenn man das als Familie so beschließt und sich in diesen Neubedingungen des Zusammenlebens mit einem Hund dennoch wohl fühlt. Wenn es sich einfach so, hm, ergeben hat oder jedenfalls niemand von euch Anstalten unternommen hat, die beschriebene Konstellation aufzulockern oder in den letzten beiden Wochen neu zu gestalten, es aber von allen Beteiligten als hochproblematisch empfunden wird - das war bis vor kurzem mein Eindruck in diesem Thread - dann ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel, weshalb man das Ding nicht neu aufbaut und anders steuert. Ihr hattet und habt das doch in der Hand, ihr wart und seid dieser Situation doch nicht ausgeliefert. Habt ihr denn diesen Eindruck?


    Ich komme mit diesem "Wir wollten eigentlich einen Familienhund und haben das so geplant, aber Bowser hatte andere Ideen" irgendwie schwer zurecht. Was meint ihr denn, mal so grundsätzlich, wie sich die Ideen von Menschen und die "Ideen" eines Hundes zueinander verhalten sollten?


    Klingt jetzt alles ein bisschen zackig formuliert, ich mein's nicht inquisitorisch, sondern ehrlich interessiert. :smile:

    Es läuft etwas besser seit wir ausgemacht haben, dass niemand mehr mein Zimmer betritt. Gleichzeitig übe ich sehr viel das im Körbchen bleiben mit Bowser, vor allem wenn jemand klopft. Er lernt ziemlich schnell und macht das bereits besser als noch vor einer Woche!


    Leider fehlt es meiner kleinen Schwester manchmal an Impulskontrolle und sie ist gestern einfach reingekommen, dann hatten wir das selbe Problem wie immer. Hund hat gebellt und geknurrt und das Körbchen war plötzlich völlig egal. War eine blöde Situation und meine Eltern sind sehr angespannt und besorgt.


    Am Dienstag kommt der Trainer und ich hoffe er kann uns helfen und uns gute Tipps geben.


    Sorry, wenn ich schon wieder mit der Zimmer-Exklusivsituation rumnerve. ;-) Aber habt ihr denn nun gemeinschaftlich beschlossen, dass Bowser Dein Hund sein wird, der sich, wann immer es um den Aufenthalt zuhause geht, stets nur in Deiner Nähe und in Deinem Zimmer aufhalten soll? Mir ist das noch nicht ganz klar, bis in welche Konsequenzen hinein (Bindung, Erziehungskompetenz, Sicherheitsmaßnahmen etc.) ihr das für euch als Familie, die ihr in einem Haus zusammenlebt, gestalten wollt.

    wenn nur solche Halter zum Zuge kommen (wollen), die mit dem "Misstrauensvorschuss", der in solchen Verträgen zum Ausdruck kommt, leben können.

    Bei mir entsteht das Gefühl, dass hier aber ein Gefälle kreiert wird, a là (übertrieben gesagt) "wir Chef- du nix". Ich habe halt auch aus meinen vielen Jahren Hundehaltung bestimmte Vorstellungen, nach denen ich meine Tiere erziehe. Der Gedanke, dass mir da der Verein jederzeit reingrätschen könnte, weil denen der Hund gehört, auch wenn das in der Praxis so kaum vorkommt, ist mir einfach unangenehm.


    Verstehe ich völlig.


    Das Ding ist, sobald man ein wenig mehr zum potentiellen Halter weiß, kann einem diese Vertragspraxis leicht mal aus dem Stand grotesk vorkommen. Du bist aus meiner Sicht ja wirklich ein gutes Beispiel. Wer Dich hier ein wenig kennt (naja, kennen, Du weißt hoffentlich, wie ich's meine ;-) und z.B. auch Deine Beiträge zum Tod Deines Hundes gelesen hat, muss sich an den Kopp langen beim Gedanken, dass einem TS-Hund nun nicht die Chance gegeben sein wird, bei Dir unterzukommen. Ich kann mir diese Vertragspraxis tatsächlich nur so erklären, dass die fiesen Fälle, in denen sich eine Vermittlung nachträglich als völlige Katastrophe für den Hund (und manchmal auch für Hund und Halter) herausgestellt hat, die Happy-Ends mengenmäßig inzwischen wohl derart überschattet, dass man sich für diese Abschreckhürde des un/befristeten Eigentumsvorbehalts entschieden hat. Wohl wissend, dass da >60 Prozent potentieller, mit dem TS eigentlich sympathisierender, Halter - die man eben nicht konkret kennt - nicht drüber wollen, die TSO sie also verlieren wird.

    Das ist dann schade für das betreffene tier, was wegen der paranoiden geschäftspraxis des vereins, die changse auf tolles zuhause bei diesem interessenten verpasst hat.


    Möglicherweise ist es ja genau das, was Tierschutzorganisationen getan haben, ehe sie diese Vertragsform 'mit Eigentumsvorbehalt' entwickelt haben: Die Chancen gegen die Risiken abgewogen - mit dem Schluss, dass einem Hund am besten gedient ist oder Leid für einen Hund im Zuge der TS-Vermittlungspraxis am ehesten vermieden werden kann, wenn nur solche Halter zum Zuge kommen (wollen), die mit dem "Misstrauensvorschuss", der in solchen Verträgen zum Ausdruck kommt, leben können. Keine Frage, Sympathiepunkte streicht man so nicht ein, aber vielleicht ist es ja gerade die Art von Filter, der sich aus Sicht der TSO - derzeit - als der effektivste bewährt. Die Vor-Vorkontrolle sozusagen. :-)

    Einen Eigentumsvorbehalt befristet auf sechs Monaten finde ich vertretbar; da fällt es mir persönlich nicht schwer, die Perspektive zu wechseln und TS-Organsitationen entsprechende Erfahrungswerte einzuräumen, die einen solchen Eigentumsvorbehalt vermutlich sinnvoll machen. Weil sich, so die üblichen Fallgeschichten, meist in den ersten sechs Monaten zeigt, ob eine Vermittlung erfolgreich war oder gründlich in die Binsen ging und der vermittelte Hund unnötig leidet.


    Und auch aus der Perspektive des Hundehalters können diese sechs Monate mE Sinn ergeben: Wer nach wenigen Wochen merkt, dass er sich mit der Hundeübernahme verhoben hat, wird dann hoffentlich nicht verschämt versuchen, den Hund geräuschlos über e**y weiterzureichen, sondern erwartbar das vertraglich Nahegelegte tun: Kontakt mit der Tierschutzorga aufnehmen und dem Hund damit (wenigstens) die Chance auf eine rasche Neuvermittlung geben.