Beiträge von LPaxx

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    Auserdem hab ich schon auch das Gefühl, dass ein Hund heute nichts mehr tun darf. Statt sich zu freuen, dass man einen quirligen aktiven Hund zuhause hat, mit dem man was anfangen und das alles in die richtige Bahnen lenken kann, wird Impulskontrolle bis zum Erbrechen geübt, aber dafür gibt es dann keinen Ausgleich. Dass ein Hund auch selbstbewusst gemacht werden kann, er sich auspowern muss, körperlich und geistig richtig gefördert wird und man dann wieder Ruhephasen hinterher schiebt, das wird alles so einseitig gesehen. Immer dieses: Ein junger Hund braucht Ruhe Ruhe Ruhe, 25h Schlaf am Tag :tropf: Und wann lernt er mal in die Menge geschmissen zu werden und mit normalen Reizen konfrontiert zu werden? Wann darf er man rennen, rennen, rennen, sein Hirn benutzen, sich konzentrieren, wann darf er mal groß gemacht werden? Wann erlebt man viele verschiedene lustige Dinge miteinander? Wann traut man ihm mal was zu?

    (Hervorh. v. mir)



    Ja, ja und ja. :-) ich wundere mich andererseits aber auch, dass solche Imperative ("Das ist viiel zu viiiel, der Hund braucht Ruhe, fahr alles runter und bring ihn erstmal nur nur zweimal für 5-10 Minuten am Tag raus zum Lösen!"), die ja auch hier im Forum quasi im Reflex in die Threads geschossen werden - ohne den betreffenden Hund je gesehen zu haben - tatsächlich nie Anlass zu vorsichtigem Einspruch oder Hinterfragen sind. Ich wüsste keinen Thread, in dem das erwartbar ist. Es ist die absolute Ausnahme, dass hier mal wer schüchtern einhakt.



    Ich hab echt das Gefühl, es gibt keine Mitte mehr, kein Bauchgefühl, wenig angemessenes Verhalten. Dass man den Hund als Hund wahrnimmt,

    (Hervorh. v. mir)



    Dazu gehört für mich persönlich beispielsweise die verschließbare "Box" aus Gitterstäben, zu der man merkwürdigerweise nicht das sagt, was sie darstellt: einen Käfig für einen Hund. Ein nachgesetztes "Der ist meistens eh offen" und "Da liegt seine Kuscheldecke drin, die er so liebt" und "Da kommt er immer ganz schnell runter" ändern daran substantiell nichts. Alles an diesem Bild ist für mich falsch und zielt direkt in die Magengrube. Nur bei mir? Wann und wie wurde das so?

    Der Vergleich ist natürlich extrem und wahrscheinlich auch nicht uneingeschränkt angebracht, denn die Hunde sind keine mit Krieg, Elend, Vertreibung und Tod bedrohten Menschen. Ich habe mich für den Einwand bedankt, weil ich den Aspekt in der Debatte ebenfalls wahrgenommen habe und er mir sauer aufgestoßen ist. Ich habe einen Hinweis daraus gelesen, dass der Tonfall teilweise als sehr scharf und verurteilend gelesen werden kann. "Hundeschwemme" und "Flüchtlingswelle" sind für mich zwei super unschöne, naturalisierende Katastrophenbegriffe und ich würde mir da einfach Sensibilität wünschen, es geht um Lebewesen.


    Ich frage mich nur, was genau Dir eine sprachliche Glättung von "Hundeschwemme" denn hilft, wenn das dahinterstehende Gefühl derjenigen, die diesen Thread gestartet hat, offenbar mit (genau) diesem Begriff getroffen ist?

    Mir persönlich schien die Threadinitiative im Ansatz unergiebig, wie ich schrieb, weil ich's als trostlosen Tanz um die eigenen blinden Flecken empfinde. Die Beteiligungsquote gibt mir nicht recht. Offensichtlich ist's für viele ergiebig, darüber zu schreiben und letztlich beide Seiten, also "Vor-Corona-Hundehalter" und "Seit-Corona-Hundehalter", ins Gespräch zu ziehen. Ist ja nicht das Schlechteste, was ein Thread erreichen kann.

    (Hervorh. v. mir)



    Hey, schön, das freut mich. :-)

    Weils so schön passt....eben auf der Hunderunde...

    Dämmerung, fast dunkel, Nieselregen....herrliches Gassiwetter, weil Niemand unterwegs ist....ha, denkste....das war ne Völkerwanderung....Familien mit Kinderwagen und Hund, Radfahrer, Jogger. Andere Runde gelaufen...und siehe da, am Feldrand standen 5 Autos, alle mit Stadtkennzeichen...und es kamen zwei Leute mit zwei Hunden, nicht angeleint....Hunde stürmen auf uns zu, ich bitte um Rückruf und anleinen, kommt von den Besitzern:"Geht nicht, die sind neu und hören noch nicht so gut.":shocked: Gut, irgendwie haben die Leute ihre Hunde ranbekommen und ins Auto gepackt.

    Ein Stück weiter bleiben meine Beiden plötzlich stehen und spannen. Kommt uns ein Mann, schwarz gekleidet mit schwarzem Hund (natürlich ohne Leine) entgegen. Wieder meine Bitte, den Hund anzuleinen. "Nee, ich bin extra hier raus gefahren, damit der Hund mal rennen kann, da leine ich den jetzt nicht an.":doh:

    Der Hit etwas später....das war Gassi to drive....Auto fährt auf den Feldweg, Kofferraum geht auf, Hund springt raus, Auto fährt los und Hund rennt hinterher. Das Auto ist ein Stück das Feld hoch, hat gewendet, wieder zurück und Hund durfte selbständig wieder in den Kofferrraum springen.:shocked:

    Sowas hab ich in den letzten 17 Jahren hier noch nicht erlebt...mal schauen, was nach Weihnachten hier für ein Gassitourismus abgeht.:fear:


    Wow. Das ist ja echt das Worst-of aller Klischees zu "Corona-Hunden". :ugly: Das stell ich mir wahrlich ätzend vor.

    Draußen ist er einfach ein anderer Hund. Die Beschreibung vom Bluthund passt irgendwie. Er klebt nur mit der Nase am Boden als würde er ständig irgendwas verfolgen und achtet dabei gar nicht auf irgendwelche Außenreize, deshalb ist die Leinenführigkeit auch so schwierig. Er nimmt gar nicht wahr das am anderen Ende der Leine ein Mensch dran hängt. Ihm ist draußen auch alles egal, Leckerlies, Spielzeug? Völlig egal. Er verfolgt nur seine Spuren auf dem Boden.


    Na, aber ist doch gut, dass Du mit dem Hinweis von frechdax immerhin mal eine Idee weiter bist, welche Haltung zu Jerry passen könnte. Lest euch ein, schaut vielleicht mal in einem Bluthund(-Mix)-Forum vorbei, tauscht euch mit Bluthund-(Mix-)-Haltern aus ... und wenn all das am Ende zur Erkenntnis führt, dass das garantiert nichts werden kann bei euch, gebt dem Kerl ne Chance, unter Bedingungen leben zu können, die besser berücksichtigen, was ihn wesentlich ausmacht.

    Hast Du denn den Eindruck, dass Dein Samojede sich bei euch in der Wohnung wohlfühlt? Also insgesamt ein unbeschwertes Welpenverhalten zeigt? Viellicht kannst Du ja nochmal in Gespräch mit der Züchterfamilie kommen, damit ihr euch gemeinsam ein Bild seines jetzigen Verhaltens macht? Offen gestanden finde ich die Umstellung von jederzeit freiem Zugang in einen Garten, also ein Leben mit mutmaßlich großzügigem Raumangebot, im engen Kontakt mit seinen Wurfgeschwistern zu einem Leben in einer Dachgeschosswohnung ohne Artgenossen keine Kleinigkeit.

    Hallo, naja er liegt eben einfach da und macht nichts. Er macht den Eindruck als ob ihm alles egal ist. Wenn ich (oder auch unsere Tochter) kurz weg bin dann freut er sich auch dass ich wiederkomme, das sieht dann so aus dass er schwanzwedelnd auf dem Sofa liegt und wartet dass ich zu ihm komme. Er bewegt sich nicht. Beim Baumschmücken z.B. konnte er genau zuschauen, hat wirklich nur einmal kurz aufgeschaut und dann weiter geschlafen. Dann gibt es auch Phasen in denen man merkt er würde gerne, traut sich aber nicht. Ich denke es ist eine Mischung zwischen absoluter Faulheit und "sich noch nicht trauen". Alltagsgeräusche wie Staubsauger, Kaffeemaschine, Thermomix etc. stört ihn überhaupt nicht.

    Prass auf die Pflegestelle ist falsch ausgedrückt - ich wollte nur nachfragen ob er bei ihr auch schon so extrem ruhig war oder ob er durch den zweiten Hund einfach eher mitgerissen wurde und sie verstand das wohl so dass wir den Hund nicht mehr wollen und das ist absolut nicht der Fall es sollte eher ein "können Sie uns vielleicht einen Rat geben wie wir mit der Situation am besten umgehen"

    Das mit meinem Vater war aus dem Gespräch heraus dass er sich in einem solchen Umfeld wohl eher wohl fühlen würde und eher wohl eher ein Hund für Senioren wäre.


    Okay, dann verstehe ich Deine Enttäuschung über das Gespräch mit der Pflegestelle ein bisschen besser.


    Ich nehme an, Du hast mitbekommen, dass inzwischen jede Menge Beiträge für Dich eingetrudelt sind. :smile: Mein Tipp: Lies sie Dir alle durch, mach Dich nicht kirre - und schau, was an Hinweisen und Beschreibungen zu eurer Situation passt. Das nimmste und machst was draus. Alles andere kann ja liegenbleiben.

    Was genau meinst Du mit apathisch? Er liegt auf der Couch, schaut entspannt dem Treiben um ihn herum zu und sieht selbst über lange Strecken hinweg keinerlei Veranlassung, den Platz zu verlassen? Oder: Er liegt auf der Couch und würde auch auf ne freundliche Aufforderung von Dir oder eine körpersprachliche Geste, die ihn zu Dir einlädt, die Couch nicht verlassen, um zu Dir zu kommen? Er ist also überhaupt nicht lockbar? Siehst Du ihn in diesem Verhalten irgendwie gehemmt (also er wäre gerne reaktiver, kann aber aus irgendeinem Grund nicht, wie er will?) oder eben als strunzenfaul ("Jej, was wollen die schon wieder irgendwelche Aktionen mit mir ... die Couch ist das Größte.")


    Ich kann beim Lesen im Moment noch nicht richtig rausfischen, wo's (mal abgesehen von den üblichen Gewöhnungsunwuchten in der Anfangszeit, was das Autofahren und seine Schreckreaktionen auf die Außenreize eines städtischen Lebens angeht) wirklich völlig aus dem Normbereich fällt. Denn dass er unterwegs beim längeren Spazierengehen gerne und hundetypisch bei der Sache ist, stellst Du ja fest. Und dass sich daran eine laaaange Schlaf- und Abhängphase anschließt, ist für meine Begriffe eher erwartbar und für die meisten Hundehalter, die mir so einfallen, eher erfreulich.


    Deinen Brass auf die Pflegestelle verstehe ich ehrlich gesagt nicht so recht. Aus der Perspektive einer passenden Mensch-Hund-Beziehung fand ich die Bemerkung zwar für Dich und Deine Erwartungen an euren Neuzugang unergiebig, aber nicht schlimm dreist. Du hast ihr ja im Grunde die Steilvorlage geliefert: Für Deinen Vater, sagst Du, wäre euer Neuzugang der Jackpot. Sie hat sie pragmatisch verwandelt. :-)


    Und ansonsten: Du deutest es ja selbst an, dreieinhalb Wochen sind ein Witz an Zeit, um euch aneinander zu gewöhnen. Da ist noch jede Menge Luft nach oben.


    Grüße

    LPaxx


    Wir hatten Kaninchen - und ich hätte ihnen als Fluchttiere mit mickerwinziger Stresstoleranz (was sich gerne mal in spontaner Futterverweigerung äußert, die unübersichtlich schnell in eine tödliche Magenaufgasung kippen kann) keinen Hund vor die Nase setzen wollen. Andererseits kenne ich auch Kaninchenhalter die's mit kleinen (!) Hunden hinbekommen.


    Hm. Die ganze Bandbreite an Pros und Cons (und evtl. hilfreiche Erfahrungsberichte) hättest Du wohl, wenn Du dieselbe Anfrage redlicherweise auch in einem Kaninchenforum startest.