Auch hier bin ich ratlos, weil mir so 'ne Beschreibung bislang in keinem anderen Forum oder je im Austausch mit anderen Hundehaltern, in Facebookdiskussionen, in Gesprächen mit Tierärzten, Hundetrainern oder Verhaltensforschern begegnet ist:
Der Hund ist bei 1,5 Stunden Spaziergang drüber ... er „fliegt einem „um die Ohren“ ... er wird bei zwei Stunden Bewegung am Tag „unausstehlich“ ... zweimal 1,25 Stunden Auslauf ist für einen Hund „gefährlich“ ... der eigene Hund würde bei zweimal 1,25 Stunden „in wenigen Tagen ein Nervenbündel sein“ ... ich kann nicht 1,25 Stunden mit meinem Hund spazieren, er verkraftet nicht die Blätter am Baum ... der Hund „schießt“ sich bei 1,25 Stunden „komplett ab“ ... ein Spaziergang von 1,25 Stunden kann „böse nach hinten los gehen“. Und so weiter.
Ganz ehrlich: das ist mE so ... abseitig, dass ich mich echt frage, wie das derart in Umlauf kommen und sich als fixe Forenmeinung quasi dogforum-exklusivmeinend quer durch alle Threads etablieren konnte. *kopfkratz*
Ich meine, was meint genau ihr denn damit? Was ist euer Kriterium dafür, zu sagen: Das Verhalten, das mein Hund gerade zeigt, liegt eindeutig nicht mehr im Normalspektrum eines umweltinteressierten, agilen, auch mal wuseligen bzw. chilligen, auch mal strunzenfaulen oder halt-so-mittendrin Hundes, sondern hat pathologische Züge und ist eindeutig darauf zurückzuführen, dass ich gerade 1,25 Stunden mit ihm im Freien in Bewegung war? Irgendwie müsst ihr das für euch ja irgendwann mal geklärt und entschieden haben. Nehme ich an. Wie ging das?
Könntet ihr das noch ein bisschen aufdröseln? So konkret wie möglich?
Um nicht missverstanden zu werden: Klar gibt es waschecht verhaltensneurotische Hunde. Aber nach allem was ich darüber weiß, ist die Diagnose bei solchen Hunden doch nicht mal eben übern Daumen („Ah, rennt übern Tisch, muss an der Bewegung im Freien liegen“) feststellbar, sondern beispielsweise sind Cortisolmessungen in verschiedenen Zuständen und Alltagssituationen halbwegs geeignet, eine solche Diagnose überhaupt erst abzusichern. Und dann schaut man im nächsten Schritt, wie das Ursache-Wirkungsverhältnis eigentlich ist. Dreht der Hund völlig frei, weil er zweimal am Tag 1,25 Stunden Bewegung im Freien hat? - Oder weil er kein angemessenes Bewegungsangebot hat? Und klar kann es bei einem ausgewiesen verhaltensneurotischen Hund gegebenenfalls sein, dass ein individuelles Trainingsprogramm ausgetüftelt werden muss, bei dem der Bewegungsbedarf (bis auf weiteres) speziell organisiert und von Spaziergängen von 1,25 Stunden erstmal abgesehen wird.
Aber ich meine, es gibt verhaltensneurotische Hunde, von denen ich gerade spreche, doch nicht in der Anzahl, die hier in diesem Forum am Start zu sein scheint, wenn man die Beschreibungen der vergangenen zwei Tage mal aufsummiert. Oder?
Ist doch nicht möglich, dass in diesem Forum offenbar hauptsächlich Halter/innen rumturnen, deren ausgewachsener, körperlich unversehrter Hund keinesfalls einen Tag mit zweimal 1,25 Stunden Spazierengehen verkraftet?! Oder hab ich gerade einen Knick in der Statistik, weil sich hier in diesem Thread im Moment eben nur solche angesprochen fühlen?