An den Möbeln kauen, tut er nur morgens. Sobald wir draußen waren, hört er damit wieder auf. Vielleicht gibts da einen Zusammenhang?
Wie lange muss er denn warten, bis er sich lösen kann?
Spontan habe ich da das Bild im Kopf, das Möbel-Kauen hat sich so ein wenig "ritualisiert", und Balu hat keinerlei Alternative dafür im Kopf.
Der erste Gang morgens nach dem Aufstehen ... ist zur Terrassentür, aufmachen. Das ist recht bequem, sollten die (dann schon trainierten) Organe doch mal dringend ein Geschäft erledigen müssen, können sie das sofort.
Den Morgenspaziergang würde ich in jedem Fall verkürzen, nur die notwendigen Lösemöglichkeiten, und dann wieder zurück.
Beim Welpen habe ich mich in den ersten Wochen sofort in einen Jogginganzug geschmissen, und bin mit ihm raus, ohne dass mein Gesicht zuvor auch nur einen Spritzer Wasser gesehen hatte. Vielleicht kehrst du wieder zu diesem Welpenritual zurück, um das bisherige Ritual "Möbelkauen vor dem ersten Spaziergang" abzulösen?
Wäre so meine Idee.
Nach dem kurzen Lösespaziergang gibt es für den Hund Frühstück; Meistens haben gerade Junghunde dann mit vollem Bauch noch Lust auf das "Sahnehäubchen Beschäftigung" - ein kleines Zergelspiel, dabei schon ein klein wenig Impulskontrolle einbauen ... und beendet wird das dann mit einem kleinen Kausnack, welches den Hund dazu bringt, sich auf einen Platz zurück zu ziehen und den Snack zu verspeisen.
Im weiteren Verlauf kann dann in kleinen Schritten das Warten aufgebaut werden - Warten auf das Lösen, bis der Mensch sich zum ersten Lösegang fertig gemacht hat, Warten auf das Frühstück danach, und dann sich selber beschäftigen und ruhen, bis der Mensch sich wieder zur gemeinsamen Beschäftigung zuwendet.
Warten ist eine wichtige Lektion, die ein Hund auch erst lernen muss.
Die Katzen sind 80% des Tages draußen oder in einem anderen Raum, er sieht sie also kaum.
Erhöht vielleicht gerade deshalb den Beuteanreiz, und erschwert die Akzeptanz als Verbandszugehörig?
Uns hatte der Hundetrainer das so gesagt: wenn die Katze im gleichen Raum ist, oder an ihm vorbei geht, soll er nicht die Katze, sondern uns anschauen. Dafür wird er belohnt. Das macht er auch wunderbar. Vielleicht war das aber auch der falsche Ansatz?
Wenn er das macht, habt ihr ja schon mal einen guten Erfolg erzielt. Ich halte diesen Ansatz auch für richtig - nur ist das eben nicht alles, was dazu nötig ist um Balu begreiflich zu machen, dass die Katzen trotz ihrer nur sporadischen Anwesenheit zur Gemeinschaft gehören, und keine Beute sind.
1. Wen soll Balu denn anschauen, wenn die Katzen an ihm vorbei gehen und keiner von euch da ist?
2. Was kann ihm denn vermitteln, dass die Katzen auch "zu Euch" gehören, Familienmitglieder sind?
Ich rate hier zu einer zweigleisigen Verhaltensmodifikation:
1. Den Jagdbedarf, den Balu als Jagdhund HAT, gezielt anderweitig befriedigen (Apport, Nasenarbeit). Jagdhunde HABEN Jagdambitionen - je eher und mehr sie lernen, dass dieses Bedürfnis bei gezielten Aktionen gemeinsam mit ihrem Menschen als TEAM befriedigt wird, umso weniger werden sie selber nach Gelegenheiten suchen, um dieses Bedürfnis zu befriedigen - durch das Jagen der Katzen z. B., wenn sie zur Verfügung stehen.
2. Balu vermitteln, dass die Katzen keine Objekte (=Beute) sind, sondern Individuen, die zu seiner Familie gehören. Das kann z. B. so aussehen, dass Balu rechts von dir liegt und mit der rechten Hand gekrault wird, während eine Katze links von dir liegt und ihre Streicheleinheiten mit der linken Hand erhält.
Auch eine Möglichkeit ist, die Katzen gemeinsam zu beobachten - und ihm Anschluss daran einfach ein kleines Spiel mit Balu zu machen, und damit seinen Fokus weg von den Katzen zu bekommen.
Wenn ein Spaziergang mal mit sehr vielen Eindrücken verbunden war (spielende Kinder, Hundebegegnung, Rehe usw) fällt die restliche Tagesbeschäftigung eher klein aus
Kennst du das Hormon Cortisol? Ein Langzeit-Stresshormon, welches mehrere Tage, in Extremfällen sogar Wochen benötigt, um wieder abgebaut zu werden.
Balus Erfahrungsschatz ist noch zu gering, um dieses Langzeithormon zuverlässig innerhalb eines Tages abzubauen. Sogar meine erwachsenen Hunden bekommen heute noch nach einem Stresstag mit vielen Eindrücken und wenig Ruhemöglichkeiten am Tag danach ein Schmalspurprogramm, welcher einen langen, aber reizarmen Spaziergang beinhaltet. Das ist Bewegung, wo sie "die Seele baumeln lassen können".
Bitte baue für Balu nach so ereignisreichen Tagen jetzt noch ganz gezielt mindestens 2 Tage mit wenig Reizen ein. So hilfst du ihm, Eindrücke besser zu verarbeiten - und das wirkt sich auf ein ausgewogenes zentrales Nervensystem aus.
Ich meine... Er beißt dich und wird dafür ignoriert? Wo ist die Strafe? Was soll er daraus lernen?
Strafen würde ich auch nicht - denn meinem Eindruck nach weiß Balu derzeit ja gar nicht, dass dieses "Beißen" unerwünscht ist.
Ich würde mich allerdings auch nicht von meinem Platz vertreiben lassen...
Balu kennt ein "Nein", oder?
Ich bin auch eher diejenige, die es "im Guten" versucht, und eine Chance gibt, es besser zu machen.
Zunächst einmal muss Balu ja lernen, dass ich das Beißen an mir nicht gut finde.
Um den Hund nicht rätseln zu lassen, was er denn statt dessen tun kann, biete ich eine Alternative. Er bekäme also erst mal von mir ein "Nein, lass es!", sobald er beißt - und dann statt dessen ein Spielzeug ins Maul, auf dem er rumkauen kann.
Wahrscheinlich bekäme er von mir noch eine zweite Chance, wenn er das fallen lässt und mich trotzdem noch mal beißt (ich denke, das ist kein Beißen sondern eher Kneifen, oder? Ist aber auch unangenehm bis schmerzhaft, und auch unerwünscht).
Beim dritten Mal würde er vom Sofa fliegen ... nicht brutal, aber doch deutlich energisch.
Gibst doch nicht, dass ich mich von meinem eigenen Hund vom Sofa vertreiben lasse!
Das Sofa gehört nur uns - also auch ihm - wenn man sich auf gemeinsame, verträgliche Regeln einlässt, die ein Miteinander ermöglichen.