Ich hatte tatsächlich recht hohe Erwartungen, weil ich einen Hund wollte, den man möglichst gut mitnehmen kann (Unternehmungen, aber auch Pflegeheim u. ä.), der mit der Stadt klarkommt, der anfängertauglich ist, nicht zu wild, kein besonderes Aggressionspotential, der sich auch gut fremdbetreuen lässt und kein Welpe mehr ist und schon ein bisschen was gelernt hat. Da mein Mann nicht so ganz begeistert von der Idee war (aber natürlich einverstanden), war es wichtig, dass der Hund den gemeinsamen Alltag möglichst wenig einschränkt. Dass der Alltag sich verändern würde, war natürlich klar, aber ein Hund, mit dem man nicht mal in den Biergarten kann, als Beispiel, das wäre ein großes Problem gewesen. Außerdem war es wichtig, dass der Hund auch mal ein paar Tage mit etwas weniger Aufmerksamkeit klarkommt, weil ich zwar an sich zeitlich flexibel bin, aber manchmal auch ein sehr hohes Arbeitsaufkommen habe. Wir sind deshalb auch bei FCI9 gelandet, obwohl ich noch immer in eine andere Richtung träume.
Das meiste davon erfüllt Sasa tatsächlich sehr gut, abgesehen von der Fremdbetreuung (klappt zwar, aber sie ist eben ein Ein-Frau-Hund). Trotzdem gab es am Anfang Baustellen, an denen wir arbeiten mussten. Und bei einem zweiten Hund wäre mein Kriterienkatalog anderes, weil mir klar ist, dass ich hier fast schon die eierlegende Wollmilchsau (für mich!) auf dem Sofa habe. Ich wüsste heute zum Beispiel besser, dass mit meinem Mann kein Hund möglich ist, der wirklich konsequente Erziehung braucht, weil mein Mann alles, ja, alles mit seiner weichherzigen Art blockiert ("aber sie hat doch Käse gewollt..."), und selbst keine Lust auf irgendeine Art von Training oder Beschäftigung außer kuscheln und den Hund mit Käse füttern hat.
Eine Idee, die ich hatte, nämlich über den Hund auch Kontakte knüpfen zu können, ging gehörig schief, weil Sasa andere Hunde fast ausschließlich vollkommen unnötig findet. Zum Glück war das für mich keine wichtige Motivation für den Hund, sondern eher so ein nice to have.
Dafür wäre es mir nicht wichtig gewesen, dass sie verschmust ist, und sie fordert Kuscheleinheiten täglich sehr aufdringlich ein. Und zwar so richtig kuscheln, nicht nur kurz Kontaktliegen.
Was ich bieten kann ist eine flexible Zeiteinteilung, viel Zeit Zuhause, klare Strukturen, ausreichend Geld für den Tierarzt und weitere Kostenpunkte, Lust auf Beschäftigung, aber auch die Flexibilität, diese an die Bedürfnisse des Hundes anzupassen, die nötige Prise Humor und der Wille, Freizeit, vor allem Wochenenden und Urlaub, soweit es geht, nach dem Hund zu richten. Ich versuche außerdem, ständig mein Wissen zu erweitern, und mich dabei auch kritisch zu hinterfragen.
Ich glaube, für diesen Hund bin ich quasi perfekt und sie ist quasi perfekt für mich. Das "quasi" bezieht sich darauf, dass ich im Laufe der Zeit auch lernen musste, mit den Dingen umzugehen, die ich gerne anders gehabt hätte (sie ist kein Stück zu motivieren, wenn sie etwas nicht möchte, also nichts mit irgendwas trainieren). Aber auch nach über drei Jahren bin ich jeden Tag froh über diesen tollen Hund und frage mich oft, wie es wohl mit einem zweiten Hund wäre, der nicht so "perfekt" ist.