Ich finde diese Frage sehr interessant, weil ich selbst eher aus Vorsicht zu FCI 9 gekommen bin. Ich hatte leider lange keine Möglichkeit, einen Hund zu halten, und bis es dann wirklich ging, habe ich das Internet von vorne bis hinten über Hunde durchgelesen und war ziemlich verunsichert, was ich mir wirklich zutrauen kann.
Was mir als Erfahrung geholfen hat sind aber auch die Fehler von Freunden. Rein nach der Optik finde ich Australian Shepherds wirklich total umwerfend und ich bin froh, dass Freunde von mir einen hatten. Das war aus meiner Sicht eine ätzende Vollkatastrophe (nicht der Hund, sondern das Hund-Halter-Gespann) und ich habe mich dann mit rassetypischen Besonderheiten auseinandergesetzt und gemerkt: Nein, ein Hütehund ist wirklich das letzte, was in mein Leben passt.
In Hunde verliebt habe ich mich wegen einer Cocker-Hündin, die wirklich unfassbar zuckersüß war und bestens erzogen. Sie ist bis heute mein Ideal eines Hundes, da hat wirklich alles gepasst. British Cocker (und im Prinzip als tragbare Alternative der Papillon) standen bei mir lange Zeit hoch im Kurs. Weil ich sehr vorsichtig bin und immer gerne auf Nummer supersicher gehe, habe ich mir den Cocker nicht zugetraut. Es ist ja eine Sache, mit einem superlieben erzogenen Hund zu schmusen und eine andere Sache, den so zu erziehen, dass andere von ihm schwärmen.
Auch wenn das keine Erfahrung mit Hunden im eigenen Haushalt war, hat mir das schon ganz gut gezeigt, wie ich mich informieren und orientieren muss. Durch meine Erfahrung mit Sasa weiß ich, dass ich die Hundehaltung insgesamt ganz gut hinbekomme und ich sehr viel Freude daran habe, auch mal gegen frustrierende Verhaltensmuster anzugehen (zum Glück hat mich heute Mittag niemand gesehen ). Allerdings, und das ist das große Aber: Ich habe keine Ahnung, wie gut sich das übertragen lässt. Klar träume ich manchmal davon, mal einen Hund zu haben, der etwas mehr Arbeitswillen mitbringt, aber ob ich mit dem genauso gut umgehen könnte wie mit einem eh schon lieben, ruhigen Chihuahua? Ich halte die Erfahrung für kaum übertragbar, vor allem, weil ich trotz kleiner Baustellen mit diesem Hund einfach superverwöhnt bin.
Ich denke, wenn man sich vorher klar macht, was einem liegt, wenn man viele Hunde gut kennenlernt, kann man schon auch mit einer anspruchsvolleren Rasse anfangen. Es bringt ja wenig, sich zu Übungszwecken einen Bolonka ins Haus zu holen, wenn man eigentlich Bock auf Rottweiler hat. Wenn man eben ein realistisches Bild von sich und dem Hund hat (ist ja beides gar nicht so einfach). Und wenn man Interesse daran hat, immer wieder dazu zu lernen. Aber das ist vermutlich mit jedem Hund unabdingbar, wenn man es gut machen will und der Hund nicht nach ein paar Wochen nur noch lästige Pflicht sein soll.
Allerdings lese ich hier auch oft von Leuten, die etwas Sportliches suchen, aber dann Tätigkeiten aufzählen, die mein Minihund auch gerne macht (wandern, längere Spaziergänge oder so). Ich denke, da kann man schon auch darauf hinweisen, dass es dafür keinen "Spezialisten" braucht, sondern dass das jeder gesunde Hund schaffen kann.