Hallo zusammen,
ich habe ein paar Fragen und sammle Ideen. Vermutlich muss ich etwas weiter ausholen, aber ich versuche wirklich keinen zu langen Roman zu schreiben. Der Titel ist ein bisschen blöd, mir fiel nichts Griffiges ein für das Problem.
Ich habe einen lieben und unkomplizierten Hund, der allerdings eine Baustelle hat: Ohne mich ist alles doof.
Das heißt, Alleinebleiben, auch mit meinem Mann, ist eher suboptimal. Das spielt im Alltag keine große Rolle, deshalb habe ich es auch noch nicht so gut geübt, gebe ich zu. Dazu kommt, dass ich ein kleiner Kontrollfreak bin und auf meinen kleinen Hund lieber selbst aufpasse (das bessert sich aber). Außerdem ist sie ein kleines Supersensibelchen und sehr vorsichtig und manchmal auch ängstlich. Gassi geht sie bisher nur mit mir, mit ihm musste sie einmal, als ich krank war.
In ca. 10 Monaten steht beruflich eine Reise ins Ausland an. Mein erster Reflex war, Mann und Hund mitzunehmen (wäre ein attraktives Land), aber da ich vermutlich vor- und nachher keinen Urlaub nehmen kann, wird das nicht funktionieren. Es wäre zu weit weg, um die beiden für ein paar Tage mitzunehmen (in denen Sasa dann mit meinem Mann irgendwo angespannt in einer Ferienwohnung auf mich wartet, das ist auch nicht sinnvoll).
Ich muss die beiden also ca. eine Woche alleine lassen. Die Details sind noch nicht geklärt, aber ich gehe davon aus, dass mein Mann in der Zeit auf jeden Fall rund um die Uhr Zuhause sein wird (Urlaub oder Home Office), damit sie nicht ganz alleine sein muss.
Ganz unabhängig davon möchte ich "Alleinebleiben" mit ihr üben, auch wenn sie nicht so oft im Leben ganz alleine sein wird. Wenn sie es sein muss, zerlegt sie zwar nichts oder dreht nicht kläffend durch, aber sie ist schon sehr angespannt. Wenn wir beide aus dem Haus sind, frisst sie nichts. Wenn sie mit meinem Mann ein paar Stunden alleine ist, frisst sie immerhin mittlerweile etwas und ist nur noch ein bisschen angespannt. Allerdings geht es da bislang immer nur um ein paar Stunden.
Es ist zwar noch eine Weile hin, aber lieber zu früh anfangen als zu spät. Ich sehe den wichtigsten Punkt darin, die Bindung zwischen meinem Mann und ihr zu stärken, dass sie entspannter ist, wenn sie mal mit ihm alleine sein muss. Das Problem: Mein Mann mag den Hund zwar sehr gerne, aber eher so zum Fotografieren oder zum Schmusen auf dem Sofa. Ich vermute, dass es etwas bringen würde, wenn er mit ihr zusammen etwas übt, etwas aufbaut, damit sie ihn auch mehr wahrnimmt und mit Spaß verknüpft.
Punkt 1: Ich werde meinem Mann zum Hochzeitstag ein paar Stunden bei einer Trainerin schenken, die auch Agility mit kleinen Hund anbietet. Vielleicht motiviert ihn das, mehr mit Sasa gemeinsam zu erarbeiten. Da sie gerne hüpft und Aufgaben löst, könnte ich mir vorstellen, dass sie das sehr positiv verknüpfen wird. Bisher mache ich ja alles mit ihr und er ist eher so die abendliche Kuschelanlaufstelle (immerhin mittlerweile, es hat Monate gedauert, bis sie ihn überhaupt wirklich rangelassen hat). Wie kann man die Bindung zwischen Hund und Mensch stärken, wenn Mensch nicht von selbst mit dem Hund arbeiten will, sondern eher drauf gestoßen werden muss? Gestern habe ich zum Beispiel beim Spielen auf der Wiese Sasa mal nicht nur über meine und durch meine Beine laufen lassen, sondern mit ihm ein Doppelhindernis aufgebaut, also zwei paar Beine parallel zum Überspringen, das Leckerli gab's dann bei ihm. Hat jemand noch Anregungen für solche "Paarübungen"?
Da es ihr bisher nicht so wichtig ist, ob er da ist oder nicht, motiviere ich sie schon seit einiger Zeit dazu ihn zu "suchen". Das klappt draußen schon ganz gut, wenn er zum Beispiel nach uns erst rauskommt, und drinnen mache ich das, wenn er reinkommt oder morgens, bevor er aufsteht. Das mache ich einerseits als Spiel, andererseits auch in der Hoffnung, dass sie ihn damit als etwas betrachtet, was auch zur Gruppe gehört.
Es liegt bei ihm auch nicht am mangelnden Interesse am Hund, er hat sie sehr lieb, ich glaube, er ist aber einfach zu unbeholfen, weil er zum Beispiel nicht weiß, wie man mit dem Hund etwas aufbaut. Und Sasa bettelt zwar wahnsinnig gerne, aber der Wille zur Mitarbeit ist bei ihr sehr abhängig davon, worum es geht und was dann dabei rausspringt. Dass man vieles gefühlt ewig mit dem Hund üben muss ist ihm, glaube ich, immer noch ein Rätsel. Außerdem achtet er nicht so wahnsinnig darauf, dass sie etwas richtig macht, wenn wir mit ihr auf einer Wiese sind, muss sie manchmal abwechselnd zu uns laufen, dann Platz, dann Leckerli, dann weiter. Bei mir kriegt sie das Leckerli, wenn sie komplett abliegt, er sagt "Platz", sie macht "Sitz" oder irgendwas und bekommt trotzdem das Leckerli. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass sie bei ihm auch, sobald ich nicht hingucke, sehr viel Erfolg beim Betteln hat.
Punkt 2: Ich versuche, ihn öfter ins Gassigehen einzubinden. Ich habe damit schon vor ein paar Wochen beginnen wollen, aber sie geht leider ohne mich nicht und was ich vom Balkon aus beobachten kann wirkt dann doch unbeholfen. Das wiederum triggert meine Sorge, ihr könnte etwas zustoßen, auch weil er manchmal findet, dass ich ihr zu viel verbiete (stimmt nicht, aber ich habe zum Beispiel auf Grannen einfach keinen Bock und bin dann eher vorsichtig, aber nicht generell übervorsichtig). Bisher orientiert sie sich immer stark an mir (klar), wenn wir zu zweit unterwegs sind, auch wenn er mal die Leine halten darf (sie schaut dann auf mich, ob ich am Bürgersteig stehenbleibe, ob er geht oder nicht ist egal). Gibt es da Tipps, wie man dem Hund einen zweiten Ausführer schmackhaft machen kann? Das betrifft dann später auch mal meinen Vater, der den Hund ab und an mal betreuen wird, was allerdings wegen Corona bislang nicht notwendig war, sich aber im Herbst ändern könnte. Dass ich an mir arbeiten muss und loslassen üben muss ist mir bewusst.
Punkt 3: Ich muss konsequentes Alleinebleib-Training machen, auch wenn sie de facto nie alleine ist. Bisher ist es so, dass sie, wenn ich zur Arbeit gehe, anfängt rumzufiepen und nervös wird. Wir haben da mittlerweile ein Ritual entwickelt: Körbchen kommt zu meinem Mann ins Zimmer, sie muss ins Körbchen (macht sie mittlerweile freiwillig, fiept aber) und wenn ich aus der Türe raus bin bekommt sie den Schnüffelteppich vorbereitet. Den frisst sie leer und legt sich dann in ihr Körbchen oder ins Wohnzimmer, bis ich wieder da bin. Sie ist in diesen Situationen aber wie gesagt nicht alleine, sondern mit meinem Mann Zuhause. Durch Corona und weil er immer da ist, habe ich das leider etwas vernachlässigt, da ich das aber ab nächstem Jahr auch öfter mal brauchen werde, muss ich das auch richtig aufbauen.
Punkt 4: Ich habe mich gefragt, ob es sinnvoll ist, wenn ich in den Wochen vorher anfange, mal auswärts zu übernachten, damit sie sich daran gewöhnt, dass ich auch mal nachts weg bin. Da wir getrennt schlafen, könnte ich mir als Vorstufe vorstellen, dass sie mal nicht bei mir im Bett schläft, sondern bei meinem Mann im Zimmer.
Ich würde mich über Anregungen freuen, sehe aber selbst den Hauptpunkt darin, dass ich etwas Verantwortung abgeben lernen muss, was mir leider nicht so leicht fällt, vor allem weil sie so ein kleines Sensibelchen ist, und darin, dass ich ihn irgendwie mit einem nicht ganz so uneigennützigen Geschenk zum Hochzeitstag zum Training mit dem Hund motivieren werde.
Vielleicht klingt das alles komisch und konfus, aber ich musste das auch mal für mich strukturieren und aufschreiben.
Danke fürs Lesen und vielleicht für ein paar gute Anregungen, gerne auch Buchtipps und so weiter.