Eine gewisse Vermenschlichung ist, denke ich, normal, wenn man mit einem Tier den Haushalt teilt. Das fängt ja schon an, wenn man sich manchmal fragt, was der Hund, die Katze, das Meerschweinchen wohl gerade denkt. Das finde ich sehr vermenschlichend - aber nicht problematisch, sondern irgendwie normal.
Bei uns ist es so, dass mein Mann es vermenschlichend findet, dass Sasa, wenn sie will, nachts ins Bett darf. Ich finde es irgendwie nur fair, denn wenn sie nachts Nähe möchte, warum sollte ich ihr das nehmen? Sie kommt abends entweder aus freien Stücken hoch oder lässt es bleiben.
Schlimm finde ich es dann, wenn man das Tier nicht mehr Tier sein lässt. Das ist ja gerade bei den ganz kleinen Hunden verbreitet. Man sieht das teilweise in den Kleinanzeigen, dass Hündchen rosa Rüschenkleidchen tragen, Zuhause wohlgemerkt. Das finde ich persönlich zu viel, da merkt man, dass das Tier kein Tier mehr ist oder sein darf, sondern am liebsten ein Kuscheltier sein soll. Wenn ich dann bedenke, wie beliebt Chihuahuas oder Pomeranians sind, und wie selten man sie auf der Straße sieht, und wie viel seltener im Wald oder auf dem Feld, zerstört das Kuscheltierimage ihnen halt auch einen Teil der Lebensqualität. Hier im Viertel habe ich mich mit einer Frau unterhalten, die geht einmal am Tag raus mit ihrem Kleinen (sehr kleiner Mischling), ansonsten geht der aufs Hundeklo in der Wohnung und kläfft halt vom Balkon runter.
Das Tier zu vermenschlichen bedeutet für mich auch, ihm die natürliche Freude an Bewegung abzusprechen. Klar schläft und döst ein Hund viel. Aber die wollen halt auch raus und was erleben. Ich wurde mittlerweile schon mehrfach von Menschen angesprochen, die meinten, dass mein armes kleines Hündchen ja auch nicht so fürs Laufen gemacht ist. Und das ohne Grund, denn wir sind jeden Tag, je nach Wetter, zwei Stunden draußen, am Wochenende geht es wandern, wenn das Wetter es einigermaßen zulässt.
Ich würde, selbst wenn es bei Sasa ginge, nie auf die Idee kommen, ihr die Haare zu färben. Ich finde das auch unnötig, auch wenn ich das irgendwie schon niedlich finde, ich gebe es zu. Zu mir würde das aber eh nicht passen. Vermenschlichend? Ja, vielleicht.
Solange Vermenschlichung dem Tier nicht schadet, sehe ich dabei aber kein Problem. Genauso schlimm ist es, wenn man ein Tier nur als Gegenstand wahrnimmt, der zu funktionieren hat. Die meisten werden aber eh von sich aus einen Mittelweg zwischen den beiden Extremen wählen. Und da kommt es ja auf das ganz individuelle Gespann aus Hund und Halter an, was gut funktioniert und sich gut anfühlt und was eben nicht.