Halli Hallo,
Ich lese zwar seit Wochen immer wieder im Antijagdtraining Thema mit, aber so richtig passende Tipps hab ich noch nicht gefunden. Dort bin ich auf das Wort Permajagd gestoßen, was ziemlich gut zu Willy passt. Jetzt kommt ein sehr sehr langer Text.
Wer keine Lust/Zeit hat den zu lesen, aber eine_n gute_n Trainer_in im PLZ 28*** kennt, bitte schreiben. Oder Tipps zur Permajagd geben..
Zu Willy (und mir)
Willy ist im Frühjahr 2018 auf den Straßen Zyperns geboren worden und vermutlich mit sechs Monaten nach Deutschland importiert worden. Dort war sie knapp einen Monat bei den Leuten, die sie hier her geholt haben. Ich hab sie als Hund auf zwei Beinen, die an allen Bewegungsreizen interessiert, aber freundlich zu Mensch und (nicht jagbaren) Tier ist, kennengelernt und deshalb adoptiert.
Mit recht viel Geduld und Konsequenz läuft sie seit ner ganzen Weile auf vier Beinen, sie hört recht gut (sie klappt niemals wie ein Taschenmesser zusammen, geht lieber noch ein paar Schritte auf mich zu, wenn sie in der Ferne platzen soll, sagt mir, wenn sie was blöd findet, macht es aber trotzdem). Ich wohn auf dem Wagenplatz, wo sie freiläuft und dann saugerne rennt. Der Rückruf ist dann auch aus mehreren hundert Metern Entfernung, ohne Sichtkontakt und aus dem Spiel mit Hunden möglich. Im Großen und Ganzen bin ich im Alltag mit ihr sehr zufrieden.
Was mir aber irre zu schaffen macht, ist die Permajagd. Eigentlich ist sie immer an diversen Leinen (8m Flexi, 5m Schlepp, 3m Führleine), wenn ichs mal mit Freilauf nach längerem Rückruf/stoptrainig probiere und etwas jagdlich interessantes unterwegs ist, ich zu langsam bin, ist sie weg. Sie verfolgt dann das Tier, kommt aber ab irgendeinen Punkt wieder. (dieses Jahr 3×20 Minuten, was ungefähr die Anzahl Freilaufversuchen war )
Wahrscheinlich ist der Freilauf auch kein richtiger Freilauf, weil ich sie stetig erinnern muss, nicht eben mal 800m vor zu laufen. Klaro hab ich mich auch mal versteckt, da kommt sie auch quasi sofort. aber wenn wir gemeinsam laufen, trabt sie einfach weiter. Und weiter. Und weiter.
Es gibt einen Ort in Bremen wo sie mal ein paar hundert Meter freilaufen und Gasgeben kann, wo ich mir sicher bin, dass sie nicht abzischt. Da gibts keine Kaninchen. Dort übe ich.
Wenn sie dann an der Leine läuft, geht sie meist voran, alle Lämpchen sind an (ihr Gesichtsausdruck ist dann irgendwie hart und sehr angespannt), die Umgebung wird ständig abgecheckt, Fährten im Turbogang geschnüffelt, schnell weiter gehopst, versucht zu stöbern (was sie nicht darf, sieht manchmal lustig aus wie sie den hals gaaanz lang macht und fast vorne über ins Gebüsch fällt). Das geht richtig richtig lange so. Dazu wird gehechelt wie sau. Die ist also mega im Stress.
Sie würde mäuseln, das kann ich aber gut unterbinden, auch damit sie ansprechbarer bleibt.
Unser Platz wird von mehreren Kaninchenkolonien umzingelt. Auf dem Platz sind wir entspannt bis fröhlich vergnügt, wir verlassen den Platz, zack, alle Lämpchen an. Wir wissen ja mittlerweile wo die Burgen sind, Willy schleicht schonmal provisorisch. Um den Platz läuft sie höchst angespannt an lockerer Leine. Wie intensiv das mit ihr ist, hab ich festgestellt, als sie letztens von der Kastration nach Hause kam, voll auf Opioiden und ganz groggy und weinerlich. aber als es für ein Lösen vor die Tür ging war dieser Wackelige Hund sowas von da.
Was mach ich da also?
Ich bestärke Verharren und Impulskontrolle. Umorientierung wir bestärkt. Ich denke aktuell daran, zu clickern, um das neutraler zu gestalten.
Ich habe versucht Stop einzuführen, weil ich den Rückruf nicht versauen will. Stop auf 100m klappt gut, wenn sie nicht jagen will. Freilauf, jagen, stop- fehlanzeige. An der Leine, ein reh/hase kommt in Sicht, Stop: sie hüpft mit steifen beinen auf mich zu und guckt mich an, wie ordentlich sie da vom reh weghüpft. Wird dann trotzdem belohnt wegen der umorientierung.
Ich sag ihr, dass sie das fährten, super aufgeregte schnüffeln lassen soll. Find ich seit ner Weile aber kacke, weil ich merk, dass es das immer nur sekundenweise bringt. Willy reagiert super angepisst, es belastet gerade eher unsere Beziehung.
Ich bin oft ziemlich genervt, versuch mich aber runterzubringen, Spannung aus meinem Körper zu nehmen.
Ich finde es schwierig einem Hund zu sagen "guck dich nicht nach Wild um, aber guck dich um haha"
Wenn wir Pause machen hört das Schnüffeln auf, sie wird entspannt und legt sich auf Ansage hin.
Das Abbruchsignal funkioniert sonst ganz gut.
Als Schnüffelausgleich suchen wir ab und zu Menschen, einen Ball und Dummys. (Da macht sie sitz, apportieren mag sie nicht). Das macht ihr in ReizarmerUmgebung Spaß, sie ist vergleichsweise konzentriert, länger am Ball. Wo mehr Wild unterwegs ist, Fehlanzeige.
Entspanntes Schnüffeln lobe ich mit ruhiger Stimme.
An einzelnen Kaninchenreichen Stellen machen wir sitz, bleib und so Übungen, damit ihre Konzentration zu mir geht und weg von den Bauten. Aaber da entscheidet sie dann auch, dass das reicht, rennt an mir vorbei und guckt wieder kaninchen. ich hol sie dann sofort wieder zu mir, aber gehorsam ist das nicht. (Aber ich denke, Willy ist nicht so der gehorsame Typ)
Es erstaunt mich aber immer wieder, dass sie sich doch beispielsweise hinsetzt, obwohl ich denke, sie hört mich nicht.
Da ich kein Auto habe, fahren wir fast jeden Tag mit dem Rad im Trab knapp 5km wo hin und gehen dort 1-2 Stunden spazieren.
An Wochenenden machen wir auch mal Ausflüge.
Zu Hause ist Ruhe angesagt und sie liegt rum und pennt. Es gibt auch Ruhetage nach besonders anstrengenden Zeiten.
Ich bin gerade ziemlich geknickt, weil ich es irre anstrengend finde, so viel Anspannung um mich rum zu haben, ich nicht weiß was ich tun soll, weil ich manchmal denke, dass gerade so Impulskontrolle null funkioniert. Und ich mich frage: gehts nicht besser? Muss ich das Verhalten so akzeptieren und dann hinnehmen.
Klar, hunde jagen, ich hab mich fast damit abgefunden, dass sie an der
Leine bleiben muss.
Habt ihr Ideen, was wir zusammen machen können, wie ich mein Verhalten anpassen kann, damit sie auch nicht in nen Leidensdruck kommt.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich mittlerweile vermute, sie ist ein Huskymischling..Laute, Fell und Wesen deuten darauf hin.
Es ist auf jeden Fall bemerkenswert, wie viele Rehe, Hasen und Kaninchen es überall in Bremen gibt.
Ich bin gespannt auf eure Antworten.