Beiträge von Vizsla19

    Vielen Dank an alle Teilnehmer dieses Threads für die lesenswerten Kommentare und Anregungen!


    Dass Hundeauslaufplätze mit großer Wahrscheinlichkeit die Rüden letzten Endes zu asozialen Raufbolden machen, war mir vorher so nicht bewußt gewesen. Anfangs dachte ich noch, dass ein junger Hund möglichst viele verschiedene Hunde kennenlernen sollte.


    Nun werde ich mir professionelle Unterstützung zur Rehabilitierung meines Rüden suchen.

    Erstmal: Gut, dass du dir Hilfe suchst hier im Forum. Auch gut, dass du in o.g. Situationen dazwischengehst.

    Nicht gut, überhaupt nicht gut finde ich allerdings, dass es ganze 10 (!) Mal passieren musste dass ein Jungrüde von deinem Hund angegriffen wurde! Ich hätte spätestens nach dem zweiten, allerhöchstens nach dem dritten dieser Versuche sofort die Reissleine gezogen und hätte meinen Hund und mich nicht mehr dieser Situation ausgeliefert...

    Meine Ansätze wären nun, mit einem guten Trainer in Einzelstunden ein Umlenksignal zu erarbeiten, am Rückruf zu feilen und ganz dringen: Unkontrollierte Hundekontakte in Zukunft zu meiden. Nicht jede Rasse eignet sich dazu, ein Hundewiesenhund zu sein. Ich kenne einige Viszlarüden, die Artgenossen kacke bis eliminierbar finden. Und das ist echt nicht witzig, weil die Hunde das todernst meinen.

    Danke für Deine Antwort und die genannten Ansätze für eine Verbesserung der Situation. Als Hundehalter mit relativ wenig Erfahrung (etwas mehr als ein Jahr) muss man erst mal selber verstehen, in welchen Situationen solche Aggressionen bzw. Angriffe überhaupt auftreten. Diese Angriffe beschränken sich auch nicht nur auf ein bestimmtes Territorium (großer Hundeauslaufplatz mit ca. 2000 qm und manchmal bis zu 15 Hunde), sondern ereignen sich auch auf anderen erlaubten Freilaufflächen (z.B. weitläufiges Flussufer). Ich habe nach diesen Ereignissen jeweils mit den anderen Hundehaltern gesprochen und bislang konnte keiner der betroffenen Hundehalter eine körperliche Verletzung an ihren Jungrüden feststellen. Ich möchte aber selbstverständlich auch nicht, dass ein anderer Hund traumatisiert wird. Ich nehme an, dass mein Rüde mit den Angriffen wohl in erster Linie Distanz zum Jungrüden schaffen will. Wäre ein Jungrüde tatsächlich verletzt worden, dann hätte ich definitiv Vorkehrungen getroffen, dass solche Situationen überhaupt nicht mehr entstehen können.

    Mein 15 Monate alter Magyar Vizsla Rüde verhält sich im Freilauf (insbesondere auf dem Hundeauslaufplatz) seit circa drei Monaten sehr aggressiv gegenüber jüngere Rüden (die ungefähr halb so alt sind wie er selber). Vor allem geschieht dies, wenn die jüngeren fremden Rüden zu ihm kommen und ihm gegenüber aktiv die Unterwerfungsposition einnehmen (sich auf den Rücken legen und ihm den Bauch offen zeigen) oder sehr deutliche Beschwichtungsgesten zeigen. Nach kurzem Schnuppern am anderen Rüden fällt mein Rüde dann mit lautem Getöse über sie her wie ein Piranha und versucht sie wohl ernsthaft zu beissen (abrufen kann ich ihn aus dieser Situation nicht). Daraufhin packe ich meinen Rüden schnellstmöglich am Halsband und entferne ihn aus dieser Situation. Gottseidank ist bislang kein jüngerer Rüde ernsthaft verletzt bzw. blutig gebissen worden. In den letzten Monaten haben sich solche Situationen circa zehn Mal ergeben, so dass ich mit meinem Rüden nun kaum noch auf Hundeauslaufplätze gehe, um Begegnungen mit jüngeren Rüden möglichst zu vermeiden. Bei Begegnungen mit älteren Rüden ist er auch sehr angespannt, aber gegenüber älteren Rüden scheint er (noch) großen Respekt zu haben und dort wagt er es (noch) nicht anzugreifen. Gegenüber wesentlich älteren und dominanteren Rüden unterwirft er sich sogar. Ich nehme an, dass die Aggressionen meines Rüden auf Wut beruhen und nicht auf Angst. Er ist sehr selbstbewußt und wenn sich auf dem Platz eine Meute bildet, um einen unsicheren Hund zu mobben, dann ist er auch ganz vorne mit dabei. Die aggressiven Verhaltensauffälligkeiten gegenüber jüngeren Rüden passieren auch, wenn ich mich selber nicht in unmittelbarer Nähe des Geschehens befinde. Es passiert ebenfalls, wenn sich gar keine Hündin auf dem Platz befindet. Einmal konnte ich beobachteten, wie ein älterer souveräner Rüde die negative Verhaltensauffälligkeit meines Rüden gegenüber einem jüngeren Rüden registriert hat und er dann zu meinem Rüden gekommen ist, um ihn wohl einzunorden.


    Das Sozialverhalten meines Vizsla-Rüden gegenüber allen anderen Hunden war in der Vergangenheit ausgezeichnet und völlig unproblematisch. Schon als Welpe war er fast täglich auf dem Hundeauslaufplatz und ist dort praktisch groß geworden. Dort hatte er unzählige schöne und angenehme Begegnungen mit anderen Hunden, aber leider auch einige negative Erfahrungen.

    Als Junghund wurde mein Vizsla-Rüde einige Male von älteren Rüden ernsthaft gebissen. Vor vier Monaten wurde er sogar von einem etwas älteren Kampfhund-Rüden (Presa Canario) nach kurzem Beschnuppern unmittelbar gleich fünf mal hintereinander blutig gebissen, so dass ich mich gezwungen sah selber dazwischen zu gehen, um diesen Kampf auf Leben und Tod zu beenden, da der Kampfhund trotz Beschwichtigungssignalen meines Rüden ihn immer weiter ernsthaft beissen wollte. Ich vermute, dass dieses einschneidende traumatische Erlebnis bei meinem Rüden zu einer falschen Verknüpfung geführt hat. Mein Rüde denkt nun wohl, dass alle jüngere Rüden gnadenlos bekämpft werden können.


    Denkbar ist aber auch, dass ich meinem Rüden bei der Erziehung generell zu wenige Grenzen gesetzt habe und er sich nun (als Rudelführer?) die Freiheit nimmt, Begegnungen mit anderen Rüden nach eigenem Gutdünken zu gestalten. Gegenüber kleineren Rüden verhält er sich allgemein auch ziemlich respektlos. So kommt es vor, dass er sie einfach umrennt oder anpinkelt. An der Leine versucht mein Rüde meistens vorweg zu laufen.


    Möglicherweise ist mein Rüde als Jagdhund bzw. Arbeitstier mit dem Leben in der Großstadt nicht richtig ausgelastet (durchschnittlich zwei Stunden Bewegung am Tag, gelegentliche Nasenarbeit), so dass hieraus negative Verhaltensauffälligkeiten resultieren.


    Der Trainer der Hundeschule meinte zu den negativen Verhaltensauffälligkeiten, dass mein Rüde wohl mal Frust oder schlechte Laune hatte und nun als erwachsener Hund einfach mal Dampf ablassen wollte. Aber dauerhaften Frust halte ich für eher unwahrscheinlich.


    Damit sich die negativen Verhaltensweisen meines Rüden nicht noch weiter verfestigen oder gar ausweiten, habe ich die Anzahl der Hundeplatzbesuche extrem reduziert. Die Begegnungen mit anderen Rüden versuche ich nun als Hundehalter möglichst frühzeitig zu managen indem ich versuche meinen Rüden von diesen Begegnungen abzulenken. Die sehr starke Einschränkung der Sozialkontakte meines Hundes scheint mir auf Dauer aber auch nicht optimal zu sein.


    Gibt es andere Hundehalter, die mit ihrem Rüden die gleiche Erfahrung gemacht haben und ihn gegebenenfalls erfolgreich rehabilitieren konnten? Die Aggressionen gegenüber jüngeren, unterwürfigen Rüden scheinen mir sehr außergewöhnlich zu sein.