Ich möchte noch einmal von den letzten Tagen berichten, da uns das Verhalten doch verunsichert hat. Nachdem sich zunächst eine Besserung eingestellt hat, waren die letzten 2-3 Tage doch etwas nervenaufreibend. Tagsüber ist sein Verhalten normal. Er ist natürlich jungehundetypisch teilweise etwas unkonzentriert und hinterfragt auch mal Kommandos. Das ist aber nichts was mir Sorge macht und lässt sich durch Konsequenz, Ruhe und Training wieder in die richtigen Bahnen lenken. Draußen beim Gassi oder beim Hundetraining läuft es wirklich gut. Er orientiert sich gut an uns.
Abends in der Wohnung zeigt er jedoch problematisches Verhalten. Meine Freundin liegt Abends im Wohnzimmer auf dem Sofa und schaut TV. Hund liegt meist auf dem Teppich vor dem Sofa, oder auf dem Sofa. Sobald Herr Hund in der Wohnung oder draußen etwas hört, wird dieses mit Knurren und Bellen quittiert. Das können wahlweise die Vögel sein, die es wagen sich auf den Balkon niederzulassen, oder ich, wenn ich vom Büro in die Küche oder das Badezimmer gehe. (Dieser Bereich ist für ihn nicht einsehbar, wenn er im Wohnzimmer liegt)
Mittlerweile sind wir uns recht sicher, dass es eine Mischung aus "Freundin als Ressource" verteidigen und "Liegeplatz" Wohnzimmer verteidigen. Gestern hat er versucht das Sofa erst gegen mich zu verteidigen, er hat da eine große Show draus gemacht, inklusive Knurren, Fell aufstellen und steif werden. Ich bin mir nicht sicher, was in seinem Kopf vorging, bin mir aber recht sicher, dass er es in dieser Situation ernst gemeint hat. Wirklich unschön. Ich habe mich dann nicht weiter genähert, bin aber auch nicht zurückgewichen und habe gewartet, bis er sich entspannt hat. Nach etwa 10 Sekunden war die Situation aufgelöst, er hat sich beruhigt und ich habe mich genähert. Bei meiner Freundin zeigt er dieses Verhalten auch gelegentlich. Grundsätzlich wirkt er für mich aktuell sehr emotional, er hat eine sehr kurze Zündschnur. Manchmal kommt er mir wieder vor wie ein Welpe mit seinem "unreifen" Verhalten. Grenzen und Regeln werden aktuell oft nochmal ausgetestet, ob diese noch immer gelten.
Wir haben das Thema mit unserer Trainerin besprochen, die uns dazu riet, dem Hund für einige Zeit keinerlei Ressourcen (außer natürlich Wasser) permanent zur Verfügung zu stellen. Spielzeug gibt es nur nach Freigabe von uns, Bett und Sofa sind bis auf weiteres tabu. Liegeplätze werden ab sofort von uns zugewiesen und wieder freigegeben. Regeln im Zusammenleben sollen von uns nun mit eisenharter Konsequenz eingefordert werden. Privilegien müssen sich erst wieder erarbeitet werden.
Alles in Allem eine eher unschöne Baustelle. (Wer wird schon gerne von seinem eigenen Hund angeknurrt?) Ich hoffe, dass wir mit Hilfe der Trainerin aber effektiv an dem Problem arbeiten können, bevor sich das Verhalten festigt.