Beiträge von Frau+Hund

    Nebenbeobachtung:

    Ich habe, so wie viele hier, lange Listen von Kommandos für Tricks und Alltag eingeführt und immer auch Sichtzeichen benutzt. Ich kenne auch die Aussage: Körpersprache ist das Wichtigste - und hab versucht, das umzusetzen.

    In den letzen Monaten hat mein 13jähriger weitgehend das Gehör verloren. Sein geliebtes Clickertraining im Wohnzimmer funktioniert wunderbar. Da hat er anscheinend die vielen Laut-Kommandos gar nicht gebraucht. Der Alltag draußen (er läuft fast immer frei) hat sich aber total verändert. Eine zeitlang schien er extrem verwirrt, weil ich plötzlich nicht mehr redete. Er hat sich wohl weitgehend akustisch an mir orientiert. Neben den Kommandos habe ich wohl halb unbewusst viele Schnalz- und Brummlaute von mir gegeben, die für ihn wichtig waren.

    Inzwischen haben wir uns beide dran gewöhnt, neben seltenen, sehr lauten Kommandos habe ich mir eine deutliche Zeichensprache angewöhnt (manchmal peinlich, in der Öffentlichkeit aber was solls) Und wir schauen viel öfter nacheinander.

    Ich hätte es wohl früher grade umgekehrt vermutet: Bei den Tricks kennt er die Kommandos und sonst orientiert er sich an der Körpersprache. War aber nicht so.

    wildsurf


    Dieses: "der Hund will kontrollieren" (und man sollte das unterbinden) kommt halt in letzter Zeit immer öfter als Interpretation für Hunde, die ihre Menschen (meistens im Haus) durch freundliches Verhalten nerven.

    Auch die Thread-Starterin deutet besorgt diese Erklärung an.


    Ich frage mich halt, ob diese Interpretation nicht nur der Mensch macht.

    In der Regel möchten alle Besitzer einen Hund, der sich draußen im Freilauf am Menschen orientiert, immer mal wieder Kontakt aufnimmt und von sich aus in der Nähe bleibt. Wenn der Hund das tut, spricht man von guter Bindung oder Gehorsam. Ich hab noch nie gehört, dass da jemand sagt: Man sollte das unterbinden, weil dieses Kontrollieren des Menschen nicht Job des Hundes ist und ihn vielleicht stresst.


    Wenn der Hund dasselbe im Haus tut und z.B. von Zimmer zu Zimmer folgt, wird es plötzlich zu unerwünschtem Kontrollieren. Vielleicht nervt es aber einfach nur den Menschen? Vielleicht macht der Hund beides aus derselben Motivation heraus?

    Ich finde diesen "der Hund will mich kontrollieren"-Gedanken, wenn der Hund mir nachläuft, Körperkontakt sucht oder sonst freundliche Aufmerksamkeit sucht, merkwürdig. Warum soll er das wollen? Und können Hunde wirklich so komplizierte Gedanken wie: "Dieser Mensch lässt meine Nähe/mein Kuscheln zu oft zu und ist daher nicht in der Lage, sich selbst zu versorgen" haben?


    Vielleicht will er tatsächlich einfach das, was er tut: Nähe, freundlichen Austausch, auch Rückversicherung, das "wir zwei" zusammen gehören.

    Vielleicht mal ein Blick in die Verhaltensforschung: Wölfe, und z.T. auch verwilderte Hunde, bilden sehr enge Bindungen zwischen den Partnern eine Paares aus. Sie behalten sich immer im Blick und synchronisieren ihr Verhalten so gut wie möglich. Beide sind selbstbewusst und können auch gut für sich selber sorgen. Aber in der Evolution ihrer Vorfahren hatten eng gebundene Paare mehr Fortpflanzungserfolg als weniger synchronisierte Paare. Natürlich denken die Tiere nicht drüber nach, aber ihre Motivation für Nähe und gegenseitige Abstimmung ist quasi angezüchtet.

    Hunde haben dieses Bindungsverhalten in der Haustierwerdung auf den Menschen übertragen. Sie wollen in der Nähe ihres Menschen (oder ihrer Familie aus Menschen und ggf. auch weiteren Hunden) sein, wissen was abgeht und mitmischen, wenn ihnen danach ist.

    Nur als Beispiel:

    Mein Papillon kam vor 13,5 Jahren mit 12 Wochen zu mir. Er hat eine äußerst enge Bindung, wenn ich nicht da bin bleibt seine Welt stehen (dann kann er nur warten oder schlafen, es dauert Tage, bis er sich auf andere Personen einlässt). Ob drinnen oder draußen, er weiß, wo ich bin und richtet sein Verhalten nach meinem aus. In diesem Rahmen geht er dann seinen Interessen nach und erwartet auch von mir Rücksichtnahme darauf.


    Kontaktliegen hat er schon seit Jahren ganz aufgegeben. Ins Bett möchte er nicht mehr, auf dem Sofa bleibt er in seiner Ecke.

    Wenn er gekrault werden möchte, zeigt er mir das und genießt es. Unerwartet angefasst werden möchte er nicht und würde wohl auch schnappen, wäre ich zu penetrant. Ich streichele ihn zwar auch, wenn es mir passt oder hebe ihn hoch, aber ich ich behalte seine Reaktionen im Blick und bedränge ihn nicht. Wenn etwas sein muss, kündige ich das mit Worten und Gesten entsprechend an.


    Bindung heißt nicht einseitig der Hund tut, was der Mensch möchte, sondern zwei Lebewesen stellen auf die individuellen Eigenheiten des anderen ein und wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können.

    Hallo,

    weißt du denn gar nichts über ihre Herkunft? Kommt sie aus dem Ausland?

    Ich denke bei deinem Text zwei Sachen:

    zum einen: Eine gute Bindung zeigt sich nicht umbedingt in dem Wunsch nach Nähe/Kuscheln/Körperkontakt.

    Da gibt es große, individuelle Unterschiede. Auch die Trainierbarkeit ist nur bedingt von der Bindung abhängig. Durch Konditionierung kann man auch Tiere ganz ohne Bindung zum Menschen gut trainieren. Bindung macht zwar das Training einfacher, weil man mehr Belohnungsmöglichkeiten hat, aber die Trainierbarkeit hängt auch von genetischen Faktoren und Erfahrungen ab.


    Bindung heißt, du bist für Deinen Hund wichtig, er beobachtet dich entspannt und richtet sein Verhalten daran aus. Er kann sich in deiner Nähe entspannen, auch tief schlafen. Er versucht, in Deiner Nähe zu bleiben. Er begrüßt dich und möchte freundliches Verhalten mit dir austauschen, Dazu gehört auch freundlich Anschauen, Stupsen und Lecken, Bedürfnisse Kommunizieren.


    zum anderen:

    Es gibt Hunde, denen Bindung zum Menschen schwer fällt oder sogar unmöglich ist. Bei Welpen verwilderter Hunde ist das bekannt. Fehlender Kontakt zum Menschen in den ersten Lebenswochen, wie du es beschreibst, ist zumindest ein Risikofaktor. Schlechte Erfahrungen natürlich auch. Manche Rassen oder Hundetypen wurden auch nicht auf enge Bindung zum Menschen selektiert. Weil sie eher an Haus und Hof gebunden sein sollten oder weil sie als Jagd- oder Arbeitshunde mit immer neuen Menschen zusammenarbeiten sollten.


    Insofern kann das, was du mit deinem Hund erlebst, viele Ursachen haben. Ob es sich noch ändern wird, kannst Du nur abwarten.

    Ich würde mir so ein Leben nicht zuu einfach vorstellen.

    Ich habe alles in allem ideale Bedingungen und einen dafür idealen Hund.

    Und trotzdem:

    Meine Betreuungen sind über die Jahre weggebrochen, neue hat er nicht akzeptiert. Also nehme ich ihn mit, muss Dienstriesen dann halt mit dem Auto machen.

    In jungen Jahren brauchte er rund drei Stunden Bewegung und Spaß, sonst wäre das im Büro nicht gegangen. 4 mal in der Woche Fittnesstudio wäre nicht drin gewesen.

    Jetzt ist er alt, 13 Jahre und ich merke, dass er seinen Feierabend zuhause braucht. Ein bisschen bellen, ein bisschen im Garten schnuppern, die Hunde von nebenan treffen, dann ist der Abend auch rum. Einen Abend in der Woche noch etwas zusätzliches ist ok, aber nicht mehr.

    Aufregende Urlaube im Zelt oder Fernwanderungen gehen nicht mehr,. Wir fahren immer auf die selbe Nordseeinsel. Im Sommer könnte ich beruflich eine Woche nach Rom, vielleicht auch nach Tansania, aber das wird wohl nicht drin sein.


    Ich mach das alles gern. Die Freude am Hund war und ist größer als die Einschränkungen.

    Aber man muss genau das wollen.

    Du musst einfach mal im Tierheim nachfragst. Ich würde im hiesigen Tierheim keinen Hund bekommen, weil ich voll berufstätig bin. und die Hunde, die für so ein Leben passen würden, vermitteln die innerhalb von zwei Tagen an ihreTraumkandidaten,. Ein Tierschutzproblem gibt es hier nur mit großen, schwierigen Hunden. Die können weder du noch ich nehmen.

    Wie ist denn die Situation in deinem Büro? Bist du alleine? Gibt es Publikumsverkehr? begegnet ihr viele Menschen auf dem Flur?

    Wenn da auch andere Menschen unterwegs sind, würde ich auch darauf achten, einen Hundetyp zu nehmen, der andern keine Angst macht. Auch das ist Rücksichtsnahme und macht euch das Leben leichter.

    Ich lebe schon fast 28 Jahren so, wie du es planst, allein mit Hund und voll berufstätig. Ich kann nur sagen: es schränkt sehr ein. Du musst es wirklich wollen. Ich würde trotzdem niemals auf einem Hund verzichten.

    Büro-Hund zu sein ist ein echter Job für den Hund: er muss in dieser Situation funktionieren und das jeden Tag, sonst ist euer beider Existenz in Gefahr. Ich würde das an die oberste Stelle setzen: der ausgewählte Hund muss mit dem Büroleben stressfrei zurecht kommen. Leider habe ich im Bekanntenkreis zwei Fälle von Auslandshunden erlebt, bei denen das nicht funktioniert hat. Der eine war zu ängstlich, der andere zu aggressiv.

    Persönlich finde ich, du solltest einen Welpen nehmen und ihn in diese Situation herein wachsen lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein passender Hund im deutschen Tierschutz auftaucht, und du den dann auch noch als alleinstehende Berufstätige bekommst, ist echt gering.

    Tja und ich rate dazu, doch noch einmal die kleineren Hunde anzuschauen. Es ist so viel leichter, niemand hat Angst, das Reisen, das überall mitnehmen wird viel leichter toleriert. Mein erster Hund war ein Zwergpinscher Mix, 34 cm groß, und hätte zu deinen Anforderungen wunderbar gepasst.

    Bez. des Titers gehen die Meinungen auch auseinander. Ich habe für mich verbucht, dass die Titerbestimmung aussagekräftig ist. Alle Experten, die gesagt haben das sei nicht so, konnten nicht belegen warum nicht.

    Das ist von Krankheit zu Krankheit unterschiedlich. Es gibt da keine allgemein gültige Antwort. Und ich würde keine Experten fragen, sondern die entsprechenden diagnostischen Studien..