Beiträge von Frau+Hund

    Wie kommt ihr darauf, dass es in Deutschland ein „ unendliches“ Nahrungsangebot für Wölfe gibt?

    Das gibt es doch sonst nirgends auf der Welt, nicht mal in der Serengetie. Ausgerechnet in unserem zugebauten Land?

    Ich gehe täglich um 5:30 meine Runde durch den dunklen Wald. Ohne Taschenlampe. Wolf und Wildschwein könnten auftauchen, das nächste Rudel Wölfe lebt 20 km entfernt. Im Sommer wandern wir da auch frühmorgens, allein. Fuchs, Dachs und Uhu, die meinem freilaufenden 5 kg Hund theoretisch gefährlich werden könnten, sind immer da. Und mein Hund läuft frei.

    Ich fühle mich da viel sicherer als an jeder Straße. In 10 Jahren ist mit Wildtieren genau einmal was passiert: Ein Reh hat meinen Hund aus Versehen über den Haufen gerannt. Zum Glück ist beiden nichts passiert.

    Gefährliche Situationen an Straßen erlebe ich fast jeden Tag: Autos fahren zu schnell, ohne zu schauen in Einfahrten oder raus, zum Parken oder Ausweichen auf den Bürgersteig.

    Übrigens darf mein Hund auch mit in die Kirche. Man kennt sich. Ich nehm ihn mit, wenn ich etwas zu besprechen oder vorzubereiten habe. In den Gottesdienst könnte er in seiner Tasche auch mit, aber ich denke, er fühlt sich im Auto wohler.

    Im Sommer haben wir auch Gottesdienst in unseren Waldkirchen, also draußen mitten im Wald, da kommt er natürlich mit.

    In einer meiner früheren Gemeinden kamen immer zwei ältere Damen mit Zwergpudeln, die ganz brav neben ihnen auf der Bank schliefen.

    Die Küsterin sagte: „So ganz in Ordnung ist das ja nicht, aber ist doch besser, sie kommen mit Hunden, als gar nicht!“ Gelebtes Christentum…

    Auch wenn ich es schon gefühlt zum 1000. Mal wiederhole: Ein Mensch und ein Menschenleben wird hundertfach höher gewichtet als ein Hund oder das Leben eines Hundes. Um das geht es im Kern.

    Es wieder spricht doch garniemand.

    Aber du lässt so vieles aus:


    Freiheit: Menschen dürfen sich frei bewegen und selbst bestimmen, wo und wie sie leben, Hunde bekommen das aufgezwungen.


    Soziale Beziehungen: Menschen dürfen auch hier wählen, Freundschaften und Partnerschaften beginnen und beenden, Hunde habe keine Wahl.


    Fortpflanzung: Menschen bestimmen selber, Hunde nur selten, viele dürfen gar nicht, obwohl sie definitiv wollen… In meinen Augen die größte Einschränkung!


    Arbeit: Menschen müssen ihren Lebensunterhalt verdienen (einschließlich Familienarbeit), Die meisten Hunde müssen/dürfen das nicht.


    Sozialsystem: Menschen zahlen Steuern und Abgaben und regeln viele Lebensbereiche als Kollektiv. Daraus wird dann auch das Rettungswesen und die Krankenversorgung bezahlt. Von Hunden wird das nicht erwartet.


    Benehmen: Menschen dürfen sich nicht nur gegenseitig umbringen, sondern auch nicht stehlen, nicht verletzen, nicht beschimpfen und vieles mehr. Hier haben Hunde viel mehr Freiheit.


    Ist das alles ein Zeichen von Vergötterung des Menschen? Wohl eher von einer menschlichen Gesellschaft, in der Menschen, die Hunde lieben und Menschen, denen sie nichts bedeuten ihr Zusammenleben geregelt haben. Hunde haben darin ihren Platz als Haustiere, aber nicht als Mensch oder Gott. Ich wüsste bei den meisten Punkten auch nicht, wie es anders gehen sollte…

    Hier ist es ja so, dass ich furchtbar gerne Schafe hätte um meine Flächen zu pflegen und extensiv zu Beweiden. Etwas für Arten zu schaffen die nur noch wenig Platz haben.


    Aber ich denke, mit dem Wolf und der jetzigen Situation werde ich das nicht realisieren. Also bleiben es vorerst „Hochleistungswiesen“.

    Mir geht es ähnlich. Ich hätte gerne Hühner, die frei im Garten laufen. Das geht aber nicht, weil Fuchs und Habicht zu nah wohnen. Also gibt es entweder eine stabile Voliere, oder der Garten bleibt eben Hühner frei. Ich denke noch drüber nach.

    Was ja auch kein grundsätzliches Problem wäre, anderes Wild wird ja auch mehr oder weniger erfolgreich auf ein halbwegs sozialverträgliches Maß begrenzt. Weshalb da für diese eine Art ein Sonderstatus gelten soll, finde ich schlicht nicht nachvollziehbar. Vor allem nicht, weil ich Wölfe auch langfristig hier haben möchte. Und deshalb hätte ich sie gerne gemanagt, nicht jedes Exemplar um jeden Preis überall aufgezwungen.

    Was macht dich eigentlich so sicher, dass das Töten eines Teils der Population die Probleme (welche eigentlich) löst?

    Ein Rudel wie eures könnte dadurch auch zerstört werden und die übrig gebliebenen Tiere erst recht in Menschennähe auftauchen. Füchse hat man ja über Jahrzehnte massiv bejagt und versucht auszurotten - ohne Erfolg. Die Tollwut hat sich nur um so schneller ausgebreitet - und Hühner haben sie trotzdem immer gejagt.

    Hält man denn Kinder in der Nähe von Straßen die ganze Zeit an der Hand?

    Wir hatten in Deutschland im Jahr 2020 22.500 im Verkehr verunglückte Kinder (=mindestens verletzt mit Behandlung - das waren noch wenig, Corona sei Dank)

    Wieviele vom Wolf verletzte und getötete Kinder hatten wir?


    Trotzdem setzten wir uns problemlos ins Auto um in ein schönes Spaziergehgebiet zu kommen. Wir bringen Kinder, Erwachsene, Hunde, Katzen, Wildtiere (auch Wölfe)in Gefahr, verletzen und töten sie.

    Aber wenn ein Wildtier unsere (Freizeit-)Freiheit einschränkt, und seien die Opferzahlen noch so klein, geht das natürlich gar nicht…