Beiträge von Frau+Hund

    Ist schlicht eine anderes Zucht-Strategie, als der Aufteilung der Gesamtpopulation in lauter kleine, vollständig genetisch abgeschottete Unter-Populationen. Natürlich braucht sie die Ursprungsrassen, aber die braucht die Rassen Hundezucht doch auch. Es kann doch zwei (oder mehr) Zuchtstrategien nebeneinander geben.

    Und der Vorteil ist der Hybrid-Effekt, aber das hat Langstrumpf schon weiter oben geschildert.

    Genau, darum verstehe ich oft nicht, dass häufig gefordert wird, Doodle Züchter müssten ein Zuchtziel haben oder eine neue Rasse schaffen. Eigentlich sind doch die F1 hybriden interessant, weil sie zum einen vorhersagbar sind (jedenfalls nach Mendel) und zum andern den Hybrid- Vorteil haben.

    Was ist denn eine indivuelle Ebene in der Genetik? xD

    Heterosis Effekt ist ganz einfach beschrieben: dieser Begriff kommt aus der Großtier- und vor allem Pflanzenzucht, wo über Inzucht über viele Jahre homozygotie in allen Bereichen erreicht wird. Kreuzt man 2 solche homozygote inzuchtlinien (auch mit hohem Verlust der Saat), erreicht man für 1 Generation eine erhöhte Leistungsbereitschaft (zb höhere Saat).

    Genau, und auf individueller Ebene, also in dem einzelnen Tier, passiert dann das, was ich oben beschrieben habe. Dafür ist es egal, wie Homozygot die Ursprungslinien unter sich waren. Hauptsache diese beiden Elterntiere sind genetisch weit voneinander entfernt. Und das sind zwei nicht verwandte Hunderassen wie Pudel und Labrador. Das funktioniert bei Hunden genauso gut wie bei Pflanzen und Großtieren. Scott und Fuller haben das bereits in den sechziger Jahren bei kontrollierten Kreuzungsversuchen von Hunderassen gezeigt.


    Zitat

    Das ist auch so lustig, weil dieses Thema mit den MHC Genen voll trendy ist und dort auf schlau suggeriert wird, dass eine Durschmischung 2er Fremdrassen automatisch zu höherer Fitness führt.

    Brauchst du diese spöttische Abwertung von Argumenten, die dich stören? Zumal deine Beispiele überhaupt nichts mit Hybridzucht oder MHC Genen zu tun haben.

    Bei mir fallen leider schon sehr viele Rassen weg, weil ich nicht jage, kein Vieh habe, kein großes Grundstück zu bewachen und einem sehr selbstständigen Hund die Freiheit nicht geben kann, die er braucht. Schutzhundesport möchte ich nicht machen und Windhundrennen auch nicht.

    Und gerade bei denen die übrig bleiben, gibt es sehr viel Schauzucht, Über-Typisierung usw. Ich bin glücklich mit meinem Papillon, aber auch hier finde das Fell zu plüschig und bei vielen Vertretern die Nase schon zu kurz.

    Daher werde ich mich beim nächsten Hund unter den Mischlingen zumindest gründlich umschauen.

    Populationsbezogene Aussagen werden durch das Erzählen von Anekdoten weder wahrer noch falscher.

    Natürlich können wir die Fortpflanzung in unserer Umgebung nicht den Hunden selber überlassen. Ich fürchte, lange bevor die streunenden Rüden von anderen Hunden gebissen würden, würden sie überfahren.

    Niemand hier hat das gefordert!

    Aber genauso unsinnig ist es, das Island Pferd zu bemühen, um zu zeigen, dass Inzucht bei Hunderassen ja gar nicht so schlimm ist.

    So ist es. Und noch härter schlägt die natürliche Auslese zu, weil es für diese Hunde zwar Impfungen und Entwurmung gibt, aber sonst nicht viel tierärztliche Hilfe. Da stirbt dann eben auch mal ein ganzer Wurf Welpen weg. Das ist sicher für den Genpool insgesamt gut und hält die Überlebenden Hunde gesund. Aber ich möchte diese Zeiten, die bei uns ja auch noch nicht lange zurück liegen, auch nicht wieder haben!

    Und natürlich prügeln sich die Rüden. Die Hündin schauen sich das interessiert an und ziehen das Ergebnis wahrscheinlich bei ihrer Entscheidung heran.


    Ich glaube nicht, dass dies der Weg ist, der uns aus dem massiven Inzucht Problem unserer Rassenhunde raus hilft. Island Pferde hin und her. Ich denke, wir brauchen unsere Mischlinge.

    Danke Feenzauber!


    Zitat

    Der Hund ist nicht durch natürliche Auslese entstanden, sondern durch die gezielte Selektion von Menschenhand. Das funktioniert also nicht ... bzw. diesen Hund gibt es schon. Der heißt Wolf.

    Natürlich funktioniertes das. Auch bei Hunden. In Tansania, in der Usambara- Region, habe ich solche Hundepopulationen kennen gelernt. Sie leben genauso eng mit ihren Menschen zusammen wie unsere Hunde. Ich habe mit mehreren Menschen darüber gesprochen, alle haben mir gesagt, man müsse die Auswahl des Vaters der Welpen der Hündin überlassen, damit die Welpen gesund sind und es „gute Hunde“ werden. Sie hatten auch beobachtet, dass die Hündinnen verwandte Rüden ablehnen und Zuwanderer aus anderen Dörfern bevorzugen. Das ist dort verkehrstechnisch noch möglich.

    Die Hunde sind dort Wach- und Familienhunde, und werden auch gezielt zum Bewachen und Treiben von Vieh eingesetzt. Rassenhunde gibt es dort schlichtweg nicht.

    Nein, ich will nicht dass wir unsere Hundezucht hier so betreiben. Keine Sorge. Aber der Blick über den Tellerrand hilft zum Verständnis und die Hunde dort, die ich kennenlernen durfte, waren genial.

    Zitat

    Dort werden aber nicht unbegrenzt Hengste in die Herden geschmissen. Dass gäbe Mord und Totschlag.

    Und welche Hengste mitlaufen dürfen entscheidet der Mensch.

    Die Hündin selbst entscheiden lassen, welchen Rüden sie auswählt, selbst wenn die Züchterin die Auswahl vor gibt, und sie dann noch die Welpen unter natürlicher Auslese aufziehen zu lassen, das würde die Fitness der Rasse sicher erhöhen.

    Ich weiß Aber nicht, ob die Rassenhundezüchterrinnen bei so einer Art der Zucht lieber mitmachen würden, als bei Kreuzungsprojekten…

    Es sind Tiere, keine Waren. Zucht kann nie perfekte Tiere produzieren so wie der Konsument sie aktuell gerne hätte. Auch die natürliche Selektion tut das nicht. Die handelt nämlich auch nickt langfristig sondern eher mittelfristig. Da reicht es, wenn Tiere sich reproduzieren können. Gesund alt werden muss dort kein Tier.


    Genauso wenig muss in der Viehzucht - wo man sowas wie „Mischlingszucht“ viel betreibt, ein Tier gesund alt werden.

    Ganz verstehe ich nicht, wofür du dich eigentlich aussprichst? Zucht auf perfekte, einheitliche, einem Standard möglichst entsprechende Tiere, das tut doch vor allem die Rassenzucht? Eigentlich stärker als die Mischlingszucht?

    Zumindest in der Natur sind es doch meist die gleichen biologischen und psychischen Eigenschaften, die einem Tier das Überleben bis zum fortpflanzungsfähigen Alter, die Fortpflanzung und später, in Umwelt und Glück Mitspielen, auch das Altwerden ermöglichen (ok, bei Männchen gibt es Ausnahmen...) In der Nutztierzucht mag das anders sein.

    Aber tatsächlich werden doch Rassenhunde, trotz aller tiermedizischen Bemühungen , nicht gesund älter als gleichgroße Mischlinge?

    Ja und hier ist das Problem. Das Mischen zweier Genpopulationen ist kein Heterosis-Effekt. Aber diesen Bergriff benutzen Laien und Vermehrer gern und der klingt auch so schick und positiv und gesund

    Der Heterosis-Effekt kommt auf individueller Ebene zustande, wenn auf vielen Genorten unterschiedliche Genvarianten (Allele) liegen, die jeweils von Mutter und Vater geerbt wurden. Dadurch erhöht sich bei den MHC -Genen die Variabilität der Antikörper/ T-Zellen exponentiell - und damit die Fähigkeit, Krankheiten abzuwehren. Auch bei anderen Enzymen wirkt sich eine größere Variabilität positiv aus, wie Langstrumpf schon beschrieb.


    Wenn das jetzt für dich schickes Halbwissen ist, dann sag gern dazu, warum.