Hui viele Fragen, gute Fragen(!) zum Thema Erziehung & Kommunikation.
Ich finde es ja sehr löblich wenn man mit Sinn und Verstand an das Thema Hund rangeht, kann aber eins sagen: Zu verkopft sollte es nicht sein!
Es ist richtig und wichtig sich zu überlegen wie man etwas macht, bzw. in welche Richtung es gehen soll aber dann wird das alles viel zu theoretisch. Wie du schon richtig gesagt hast gibt es keinen 100 %igen Weg un zu viel nachdenken wenns um so etwas intuitives wie Erziehung geht lässt einen früher oder später verrückt werden. Quelle: Been there, done that....
Vieles passiert einfach so, nebenher. Intuitiv. Den Rahmen kann man sich vorher natürlich stecken aber das wichtigste passiert im Alltag nebenher.
Ich habe mir ein paar Sachen rausgesucht zu denen ich etwas sagen kann weil ich etwas darüber gelsen habe und/oder es selbst angewendet habe. Erlangtes Wissen oder Erfahrungswerte aufgrund von Fehlern die ich gemacht und nächstes Mal anders machen würde:
Hintergrund ist ein Hund von Bekannten, er kommt von sich aus auf einen zu, wedelt wild und macht sogar dieses heftige Beschwichtigen, das Grinsen, das zeigt er aber nicht nur bei mir, also einer fast Fremden, sondern auch bei den Besitzern)
Zum Grinsen schreibt A. Bublak:
Eine Verhaltensweise, die Hunde in der Regel nur gegenüber Menschen zeigen, ist das „Lächeln“
(Fox, 1970, 1975; Feddersen-Petersen, 2008; Zimen, 2010). Diese Verhaltensweise kann bei
Wölfen nicht beobachtet werden und wird von Hunden bei Begrüßungen und im entspannten
sozialen Kontext gegenüber Menschen gezeigt. Bei Großpudeln und einigen anderen Hunderassen
tritt dieser Gesichtsausdruck genetisch disponiert häufiger auf (Feddersen-Petersen, 2008)"
Das Fiddeln macht meine Hündin auch. Bei ihr ist es generell ein hin- und hergerissen sein zwischen Unwohlsein ggü. Menschen und "ich muss da ber hin weil es von mir verlangt wird" (wirds nicht aber das Gefühl habe ich).
Wenn sie jemanden begrüßt und der streichelt sie so richtig durch dreht sie völlig auf. In diesem Moment ist sie extrem gestresst. Hecheln, Fellabwurf und was es nicht alles gibt. Logische Schlussfolgerung? Ich behalte sie bei mir bis sie runterkommt, die anwesenden müssen(!) sie ignorieren. Nicht anschauen, nicht ansprechen, Körper bleibt gerade und ist nicht zu ihr gerichtet. Kommt sie von alleine zum abchecken tut der Mensch nichts. Keine Kontaktaufnahme, gar nichts. Das hilft ungemein.
Sie hat gelernt das sie nicht zu anderen hin muss wenn es sie stresst oder sie es gruselig findet. Wenn sich alle dran halten funktioniert das wunderbar.
Halte ich den Welpen dann auch einfach fest, wenn er wo hin möchte und er nicht darf?
Wie korrigieren die älteren Hunde?
Die Leine ist ein wunderbares Mitteln um dem Hund zu zeigen das er das was er jetzt gerne machen würde nicht machen soll. Er soll auf seinem Platz bleiben und schlafen/ruhen was auch immer. Hausleine dran und ihm klar machen jetzt ist fertig. Das fällt natürlich weg wenn der Hund von sich aus auf seinem Platz bleibt oder keine anstalten macht permanent rumzuwuseln.
Hunde korrigieren Hunde und auch Welpen körpersprachlich. Die schränken sie in ihrem Raum ein. Ein Blick (in Kombination mit anderen körpersprachlichen Signalen) reicht oftmals aus und der Welpe weiß was zu tun ist.
Es ist toll zu sehen wie ältere, souveräne Hunde Welpen maßregeln aber diese Methoden sollten ihnen vorbehalten sein da wir Menschen (gibt selbstverständlich Ausnahmen) nicht so klar und deutlich und vor allem so fein kommunizieren können wie es Hunde tun. Wir haben eine ganz andere Körpersprache.
Dann das Thema Sozialkontakte ist für mich noch irgendwie unklar. Welpe soll mit gleichaltrigen spielen und souveräne ältere Hunde kennen lernen. Aber am besten nicht an der Leine, damit keine Erwartungshaltung auf kommt?
Wo entsteht Erwartungshaltung und wie kann man das lenken, beeinflussen?
Erwartungshaltung kann entstehen wenn der Hund ein Schema erkennt. Wenn du einen Welpen z.B. immer mit anderen Hunden spielen lässt (weil ja gut für Sozialisierung...) und dieser dann andere Hunde = Spaß&Spiel verknüpft. Irgendwann wird er größer und du lässt ihn nicht mehr mit jedem Hund spielen. Dann kann es sein das er zukünftig bei Hundesichtung an der Leine ausflippt.
Um so ein Schema zu durchbrechen hilft es schon wenn der Welpe eben nicht immer zum anderen darf sondern auch mal an der Leine ruhig vorbei muss oder ruhig neben dir sitzen muss während du mit dem anderen Besitzer sprichst und kein Kontakt stattfindet.
Übrigens findet Sozialisation nicht nur im Freilauf statt. Hunde kommunizieren schon von weitem miteinander.
In einer Hundegruppe in der alle angeleint sind findet Kommunikation statt, es braucht nicht zwangsläufig (nur) körperlichen Kontakt um einen gut sozialisierten Hund zu haben.
Und viel (leinenloser) Kontakt ist kein Garant dafür das der Hund später mal kein Problem mit Artgenossen/Menschen haben kann, da spielt noch wahnsinnig viel rein.
- Genetik
-(Auf)Zucht
-Epigenetik
-Gesundheit
uvm.
Du merkst es ist alles nicht so einfach und die Theorie zur Kommunikation & Körpersprache ist vielseitig.
Daher: Mach dir nicht allzu viele Gedanken, vieles kommt automatisch und Fehler werden mMn so oder so auftreten. Die Erfahrung kommt mit der Zeit und am Ende ist alles halb so wild