Ich bin sehr froh dass meine Eltern für „damalige“ Zeiten (bin ja erst von 97) mit dem Thema Essen ziemlich locker umgegangen sind. Mein Bruder und ich durften immer selber entscheiden wie viel wir essen, ob Nachschlag oder nicht, ob Nachtisch vor dem „richtigen“ Essen oder danach. Gegessen wurde zwar was auf den Tisch kommt (einzige Alternative war immer ein Brot) und probiert werden musste auch alles, aber wenn wir nicht wollten, dann war das eben so. Meine Mutter wünscht sich heute ein paar Sachen gleich anders gemacht zu haben, z.B. hat sie auf Anraten des Arztes bei uns beiden viel zu früh mit Beikost begonnen, bei uns beiden mit fast 4 Monaten Brei, bei mir weil ich zu dünn war und bei meinem Bruder weil er zu schwer war.
Hat der Kinderarzt so angeordnet.
Bei dem gleichen Kinderarzt bin ich mit Babymädchen auch.
Die anderen Eltern waren aber immer erstaunt dass mein Bruder und ich zumindest alles probiert haben. Für uns gabs auch nie Kinderteller im Restaurant. Einmal beim Griechen wollte die Kellnerin(!) meinem Bruder und mir erklären dass wir keinen Fisch mögen.
Weil er und ich beide den Fischteller wollten.
Wir hatten auch ein relativ gutes Verhältnis zu Süßkram. Der wurde bei uns nie eingeteilt, verschlossen oder verboten. Stand immer was in Reichweite, war für uns aber uninteressant. Deshalb durfte meine damals (und heute noch) beste Freundin irgendwann nicht mehr zu uns spielen kommen, ihre Eltern haben ihr Süßkram verboten und alles weggeschlossen und immer wenn sie bei uns war hat sie heimlich(!) alles in sich reingestopft was sie finden konnte. Und Zuhause hat sie sich dann immer ganz schlimm übergeben müssen.
Babymädchen bekommt hier alles zum Probieren was wir auch essen, entweder isst sie es, oder sie wirft es halt nach dem Hund. Ich biete ihr auch Sachen die sie nicht isst, mit etwas zeitlichen Abstand nochmal an. Meistens ist es dann tatsächlich so, dass sie doch nochmal probiert und manchmal schmeckt es dann scheinbar doch. Zucchini ist hier aber bisher wirklich der Endgegner. Jedes Mal wird er probiert und dann weggeworfen. Scheint einfach wirklich nicht ihr Geschmack zu sein.
Gesundes Essverhalten ist bei uns aber ein sehr wichtiges Thema. Ich habe früh durch meine Großmutter väterlicherseits erfahren wie es ist wenn man Kinder negativ beeinflusst, Körper kommentiert und Essverhalten kritisiert. Von blöden Kommentaren meinen Cousinen gegenüber bis hin zu Abnehmpillen zu Weihnachten für die beiden jüngeren Enkel (mein Bruder war 6 und meine Cousine noch sehr viel jünger). Ich war da „Gott sei Dank“ immer außen vor, weil ich ein sehr dünnes Kind war. Meine Cousinen und mein Bruder waren immer etwas dicker und haben volle Breitseite von ihr bekommen. Und obwohl ich nicht persönlich betroffen war, habe ich als ältestes Enkelkind alles mitbekommen und für mich auch mein ganz eigenes Problem mit meinem Gewicht entwickelt, bloß nicht zunehmen, sonst gerade ich auch ins Feuer.
Sowas will ich für Babymädchen auf keinen Fall.