Tommy hat mir auch ziemlich deutlich gezeigt dass ich an mir arbeiten muss.
Er war auch früher ein richtiges Krokodil, ist schnell hochgedreht, hing in meinen Klamotten oder an meinem Schuh. Ich habe mir früher immer eingeredet "Du musst souverän sein! Du musst stark auftreten! Du musst, du musst, du musst!" und mich damit enorm unter Druck gesetzt. Ich habe meine Gefühle versucht zu überspielen um auf ihn nicht so zu wirken wie es mir in diesem Moment tatsächlich ging. Ich war ihm gegnüber nie authentisch.
Ich weiß nicht mehr genau wie es dazu kam, aber irgendwann ist ein Knoten geplatzt und ich habe es zugelassen ihn auch mal anzuranzen, zu weinen wenn ich nicht weiter wusste oder ihn einfach mal zu beledigen wenn es raus musste. Ich habe angefangen alles ruhiger anzugehen, habe Situationen die mich genervt haben neu bewertet (Ist es gerechtfertigt dass mich die Situation nervt oder liegt es nur an meinen Erwartungen dass ich gernevt davon bin?).
Tommy ist auch ein Hund der es sehr schnell ausnutzt wenn man keinen guten Tag hat. Anfangs waren solche Tage eine Katastrophe, ständig ein "Machtkampf" (mir fällt gerade kein besseres Wort ein) zwischen uns, keine Entspannung möglich. Nachdem der Knoten geplatzt war, habe ich ihn an solchen Tagen an die Schleppleine gepackt und bin einfach unsere kürzeste und einfachste Runde gelaufen, ohne auch nur ein Mal etwas von ihm zu verlangen. Entspannung pur im Gegensatz zu vorher.
Um gelassener zu werden hat es mir auch geholfen einfach zu wissen dass es nicht schlimm ist ihm auch mal eine vor den Latz zu knallen, Scheiß drauf was andere HH denken, Scheiß drauf was Freunde/Familie usw. denken, sowas ist authentisch, sowas versteht er, das ist der Weg den er sofort annimmt ohne bei uns beiden Frust zu verursachen.
Tatsächlich hat es mir auch mehr Gelassenheit gebracht als bei einer Freundin die Labradorhündin Ruby eingezogen ist. Ruby kann absolut nichts. Aber sie ist ein absolut verträglicher, sehr netter und einfacher Hund. Zu sehen welchen Druck sich meine Frendin gemacht hat um den Erwartungen ihrer Mitmenschen gerecht zu werden, hat mir geholfen zu erkennen wie Wurscht einem sowas sein kann. Klar, Ruby kann kein Platz, sie kann nicht zuverlässig Sitz, sie hört nur sehr sporadisch auf ihren Namen oder den Rückruf, sie läuft nicht locker an der Leine, aber wozu auch? Sie ist nett, belästigt niemanden, jagt nicht, läuft nicht weg und ist einfach einfach, wozu muss sie da den Erwartungen irgendwelcher anderen Leute entsprechen? Auch sowas hat mir geholfen einfach Gelassenheit reinzubringen. Feststellen dass der eigene Hund zu mir passen muss und nicht zu den Erwartungen anderer Menschen.
Ein bisschen mehr Gelassenheit meinerseits wünsche ich mir noch, aber ich denke tatsächlich ich bin auf einem guten Weg. 