Ich verstehe das so gut, dass man irgendwann selbst konditioniert wird auf die Reize, die den Hund stressen.
Früher war ich immer so entspannt unterwegs. Ich hatte ca 10 Jahre eine Hündin, die, nachdem sie anfangs Angst vor allem hatte, innerhalb eines halben Jahres so unfassbar unkompliziert war - der Hund, der immer überall mit konnte, der immer ohne Leine laufen durfte.
Danach kam Bolle, der auch einfach nur unkompliziert ist.
Dann diverse Pflegehunde, die so ihre kleinen Baustellen mitbrachten (einer hat sehr geschützt und gewacht und kontrolliert, konnte nicht allein sein; eine mochte andere Hunde nicht so gern, konnte das aber extrem gut kommunizieren, sodass es immer unproblematisch war, eine fand Auto fahren ganz schlimm...), aber ich hab nie wirklich große Sorge gehabt. Es war trotzdem immer alles easy händelbar.
Nun bin ich so ein Mensch, der extrem mitgeht in den Gefühlen anderer. Ich adaptiere sofort. Wenn mein Freund genervt ist von hupenden Autos, die mir über Jahre nichts ausgemacht haben, so könnte ich jetzt die Decke hochgehen und kriege Herzrasen, wenn ich Autos hupen höre. Wenn mein bester Freund Angst vor Menschenansammlungen hat, überträgt sich das sofort auf mich.
Und dann kam Elsa, die Pflegehündin, die kein Zuhause fand.
Elsa hasst Artgenossen.
Sie hasst sie, nahezu egal in welchem Abstand.
Auch, wenn wir nur mit dem Auto an ihnen vorbeifahren, rastet sie aus.
Inzwischen kriege ich schon Puls, wenn ich andere Hunde aus dem Auto heraus sehe, auch wenn Elsa gar nicht mit im Auto ist.
Wenn ich mit allen drei Hunden unterwegs bin, hab ich durchgehend erhöhte Körperspannung, hab Angst, dass am Wanderparkplatz andere Hundeautos stehen könnten, kriege Zustände, wenn das Wetter an einem Sonntag schön ist und ich ahne, dass alle Menschen gerade Ausflüge machen, gehe meine Lieblingsrunden nicht mehr.
Ich suche sogar gerade ein Haus oder eine Wohnung, von der ich ahne, dass meine Ansprüche (janz weit draußen) von denen ich oberflächlich annehme, dass sie aus meinem Bedürfnis nach Ruhe entspringen, vor allem dadurch entstanden sind, dass ich eine Umgebung ohne Hupen und andere Hunde suche - also vorrangig die Bedürfnisse der Hunde und meines Freundes adaptiert habe.
Ich verstehe also total gut, wenn man merkt, dass man neue Ängste und Abwehrhaltungen Dingen gegenüber aufbaut, mit denen man eigentlich mal keine Probleme hatte. Ätzend ist das.
Alles Gute.