Ich hab die Diskussion im anderen Faden kurz überlesen. Und ich möchte da ein paar Gegebenheiten aus meinem Leben erzählen.
Ich bin mit 18 daheim ausgezogen und ging studieren. Aufgewachsen bin ich am Land. Dann war ich als Landei quasi allein in der Stadt, mit Hund.
Der Hund, ein Husky, sah zwar eindrucksvoll aus, war aber das netteste und freundlichste Tier, dass man sich vorstellen konnte. Und da hab ich dann einen Selbstverteidigungskurs für junge Frauen besucht.
In der Zeit des Huskies hatte ich das Glück nur einmal in eine gefährliche Situation zu kommen und genau da war der Hund nicht dabei. Nachts, Stadt, zu Fuss von der Party heim. Typ hinter mir her, hat mich festgehalten. Ich hab geflucht, beschimpft, Krach gemacht und der Angreifer haute ab.
Ein, zwei Jahre später kam dann die Hündin, die tendenziell fremde Menschen nicht gern nah bei sich hat und immer gelernt hat dass sie sich an mir orientieren soll.
Die würde, sollte mir jemand was antun wollen, mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln Distanz schaffen. Das soll sie natürlich nicht. Aber mir ist klar, sie würde, und das auch energisch.
Da ich damals recht häufig abends in einen etwas schwierigen Park, indem ein Bekannter mal angegriffen wurde, die Abendrunde ging, hab ich mit ihr was geübt. Nämlich Krach machen. Der Trick war aber nicht, dass sie Menschen anbellt sondern sie „gibt Laut“. Der Befehl dafür ist ein kaum hörbares „Tfft“ beim Ausatmen durch die Zähne. Da sie natürlich den versprochenen Keks gern hätte wird sie selbstverständlich immer lauter und energischer. Dass sie dabei nur mich anbellt ist ja egal. Gebraucht haben wir das im Park aber dann nie. Und dementsprechend nicht eingesetzt.
Dann irgendwann umgezogen, andere, größere, aber sehr sichere Stadt, Wohnung bissl ab vom Schuss. Da war auch nie was bis zu einem Abend. Ich, schon wieder von Party heimkehrend. Ca. Halb 3 in der Früh. Ich kam mit’m Radl zum Haus und da stand jemand vor der Türe und sagt irgendwas zu mir wie „Guten Abend schöne Frau.“ Ich, ignorierend. Mein Rad kam ohnehin mit in die Wohnung hoch, dränge mich, mit Fahrrad, an dem Typen vorbei in Richtung meiner EG-Wohnung. Plötzlich steht der im Treppenhaus. Und das, liebe Community, war der Moment in dem ich echt froh war dass ich einen Hund habe, der auch beschützen würde.
Einen verschließbaren Raum (Wohnung) zu öffnen wäre sonst wirklich heikel gewesen. In dem Fall hab ich das Rad zwischen dem Typen in das Treppenhaus verkeilt, Tür auf, Hund raus. Und in dem Moment war ich auch wieder selbstsicher. Hund und ich vor meiner Tür. Der Typ stand die paar Stufen unter uns. Der Hund steht neben mir und ich mach ganz leise, kaum hörbar „Tffft“ und sie fängt an zu bellen. Und ich steh da mit einem Pokerface und rate ihm an, jetzt langsam aber sicher den Rückwärtsgang einzulegen.
Sie hätte mich auf jeden Fall beschützt aber ich war sehr froh, dass ich die Situation regeln konnte.
Ein anderes Mal, ich saß abends daheim in der Wohnung (andere als vorhin), auf einmal höre ich draußen Krach. Klang ein wenig wie „Hilfe“. Nach dem zweiten Ruf packte ich Hund und Telefon und rannte raus. Hinter einer Ecke rappelt sich eine Person auf und rennt davon. Am Boden lag ein Mädel die nur aufgelöst erzählte dass sie nieder geworfen wurde und der sie nicht mehr aufstehen ließ. Den Hund war dabei, gemacht hat der nix. Und das hat mir auch gereicht.
Ich wohne übrigens nicht in einer üblen Ecke sondern in einer ziemlich guten, tollen und sicheren Stadt in einem eher besseren Viertel. Nur viel los ist hier halt. Und je nach Jahreszeit (zb. So um Ende September rum) auch recht viele Betrunkene
Ihr seht also, ich hab schon ein paar Situationen erlebt, die bissl brenzlig waren aber niemals würde ich einen ernsthaften Schutzhund für mich als Private wollen. Ich bin mir auch sicher, keinen zu brauchen.
Ich selbst bin übrigens nicht wirklich von beeindruckender Konstitution, mittelgroß und schlank. Also umhauen kann ich niemanden.
Ich halte Hunde, die einen ungeübten Halter im Privaten ernsthaft beschützen sollen in so gut wie allen Fällen höchst bedenklich.
Die Sache ist ähnlich wie mit Waffen im Privathaushalt. Sollen schützen aber die größere Gefahr geht von der unsachgemäßen Handhabe aus.
Gerade die Vorstellung von „der Hund soll mich beschützen“ macht in meinen Augen eine in den meisten Fällen recht geringe Gefahr nur präsenter. Wenn man für sich den Gedanken formuliert, Schutz nötig zu haben, zu dem unsere Exekutive nicht mehr ausreicht (!) heißt das doch, dass generell zu wenig Sicherheitsgefühl da ist.
Für die meisten Szenarien gibt es bessere Wege, Selbstverteidigung, Pfefferspray, Trillerpfeife, Alarmanlage, Polizei, Zeugenschutzprogramme, Exit-Programme für Banden oder Radikale.