Du hast da also einen ziemlich durchsetzungsstarken Hund, der schon wiederholt mit seinen Zähnen seinem Kopf zuwiderlaufende Situationen gelöst hat.
Alle Empathie und Liebsein der Welt von Seiten der Besitzer wird das nicht lösen können. Mit so einem Hund kann man keinen Stuhlkreis bilden und gemeinsam eine Lösung erarbeiten, weil der Hund selbst kein Interesse an gemeinsamen Lösungen hat.
Klar, dem würde ich zustimmen. Aber wie motiviert man denn dann jetzt diesen Hund, der, wie du in deinem ersten Beitrag meintest, wohl erstmal noch nicht verstanden hat, dass Zusammenarbeit mit dem Menschen richtig toll ist und sich lohnt? Wie weckt man das Interesse an gemeinsamen Lösungen? Wie kann ich ihn effektiv mit seinen bisherigen Konfliktstrategien auflaufen lassen und ihm eine Alternative bieten? Sorry, ich weiß, das ist für die meisten von euch wahrscheinlich alles sehr basal, aber ich bin ja doch einfach auch noch ziemlich unerfahren und da fehlen mir halt aktuell leider wohl noch so ein bisschen die richtigen Ansatzpunkte und die Erfahrung für diesen speziellen Hund (das, was ich mir mit Suki erarbeitet habe, passt hier ja nur bedingt), deshalb freu ich mich ja auch so über eure Ideen dazu. :)
Ich persönlich würde bei so einem Kandidaten Vorrechte streichen, klare Regeln etablieren, die konsequent durchgesetzt werden und vor allem sehr vorausschauend handeln. Sprich, wenn der Hund von der Couch herunter knurrt, wenn er diese verlassen soll, dann darf er auch nicht aufs Bett. Er mag nicht Geschirr anlegen, dann bleibt das Geschirr und ne kurze Schleppleine dran.
Ich verstehe, was die Idee dahinter ist, nach dem Vorfall auf dem Sofa hatte ich ja auch erstmal das Gefühl, es wäre vielleicht schlau, ihn nicht mehr da liegen zu lassen. Ich muss gestehen, dass ich das nicht beibehalten habe, stattdessen habe ich die Regel eingeführt, dass ich Bett und Sofa durch die Auflage von Decken freigebe (oder halt auch nicht) und wer sich nicht dran hält oder nicht benimmt, fliegt raus. Das funktioniert bisher total gut, vorgestern war halt doof, das stimmt, aber als ich ihn unten hatte, blieb er da auch und war wieder entspannt. Also eindeutige Regeln und Konsequenzen gibt es für mein Empfinden auf jeden Fall, ein komplettes Verbot nicht.
Meine Gründe dafür sind einerseits, dass ich Sofa und Bett für uns auf sozialer Ebene wichtig finde, auf dem Bett können wir alle drei liegen und kuscheln oder auch mal ein bisschen rangeln, das geht sonst nirgends so richtig, weil es den Hunden dann zu eng ist (ich habe eine winzige Wohnung), und das empfinde ich als sehr wertvoll für uns alle bei dem ganzen Stress, den wir sonst halt leider grade noch haben.
Andererseits habe ich den Eindruck, mit der Strategie auf Dauer eher nicht weiter zu kommen, weil es tendenziell ja einfach alles sein kann, was er situativ doof findet. Wenn ich jeglichen Konflikt vermeiden möchte, dürfte er nur noch auf seiner Decke liegen (was vermutlich auch problematisch wäre, weil er da aktuell noch nicht bleibt) und nichts mehr machen. Deshalb hoffe ich eher darauf, eine stringente Lösung zu finden, wie ich mit den Konflikten gut umgehen kann und alternatives Verhalten fördern kann.
Aber klar, ich will auch auf jeden Fall vermeiden, dass es zu einem Biss kommt, deshalb werde ich die Besitzer erneut bitten, mit dem Maulkorbtraining anzufangen und zusätzlich zum Geschirr eine Hausleine organisieren (ich habs mit ner Schnur probiert, hat bei Suki damals gereicht, aber er ist halt doch ne Ecke größer und schwerer, da brauch ich was anderes).
Ich muss nochmal auf das Buch "Ich lauf schonmal vor" zurückkommen, das ich gerade lese. Einiges, was ich in geschilderten Verhalten von Hunden hier im Forum immer wieder lese, kommt dort zur Sprache. Oft sind es total bemühte Halter, die irgendwie nicht zu ihrem Hund durchdringen oder es entstehen Konflikte, und der Mensch weiss nicht, wie er diese am besten anpackt. Es werden auch gute Tipps gegeben, wie man wieder mehr Zusammenarbeit erreichen kann durch gemeinsame Trainingserfolge.
Vielleicht würde dir das helfen?
Ja, das Buch taucht ja hier im Forum immer mal wieder auf und ich hab es auch hier und bereits ein bisschen darin gelesen. Ich muss gestehen, dass ich bisher lediglich den ZOS-Aufbau für mich rausgezogen habe, was die anderen Methoden betrifft, bin ich mir nicht sicher, ob das für mich so gut passt. Aber nichtsdestotrotz hatte ich auf jeden Fall vor, nochmal reinzulesen, wenn es schon da ist, und mir da nochmal ein Bild von zu machen.
Und da beisst sich die Katze in den Schwanz. Natürlich könnte man mit dem Hund arbeiten, ihn mehr auf sich fokussieren, ihn dezent einnorden, etwas aus ihm machen.
Aber solange du dabei Unsicherheit ausstrahlst, solange wird der Hund das spüren und seine eigene Agenda verfolgen und dir nur soweit entgegenkommen, wie er gerade Lust hat.
Und glaub mir, ich kenne das gut von meinen Reitbeteiligungen, die ich im Laufe der Zeit hatte. Pferd führt sich arschig auf, und man müsste jetzt reagieren. Und dann ist da die innere Stimme, die sagt "ist aber nicht mein Pferd, da kann ich nicht so hart sein". Und Pferdchen lacht sich eins wahrscheinlich (nein, natürlich nicht. Aber kriegt meinen inneren Konflikt natürlich 1:1 mit).
Das "ist nicht meiner, kann ich nicht so hart mit sein" ist es bei mir gar nicht. Ich bin wirklich auch eher von der Wattebauschfraktion, aber wenn der Hund sich daneben benimmt hab ich auch keine Hemmungen, ihm das mitzuteilen. Situativ habe ich da also keine Berührungsängste, mir ging es eher ums große Ganze, weil mir halt so ein paar grundsätzliche Sachen fehlen, die ICH gerne bei Bolle hätte, aber es ist natürlich Quatsch, wenn ich jetzt anfange, wild an ihm rumzutrainieren, wenn seine Menschen das alles ganz anders machen, deshalb frage ich mich da so ein bisschen, wo die Grenze ist.
Also: Ich brauche für unsere beiden Tage in der Woche, dass er eine Grundbereitschaft entwickelt, mit mir zu kooperieren. Eigentlich brauche ich aber auch, dass er nicht brüllend in der Leine hängt, wenn wir andere Hunde (und leider auch Gelegentlich Menschen) treffen. Dann bräuchte ich eigentlich auch einen Maulkorb und sowieso hätte ich gerne, dass er sich auf seinen Platz schicken lässt und Alleinebleiben wär auch toll und...Verstehst du, was ich meine? Wo ziehe ich denn da die Grenze? Und wo kann ich vielleicht auch Abstriche machen? Weil, er ist nunmal nicht mein Hund und ich entscheide nicht, was er für sein Leben braucht...Ich finds schon echt schwierig. Bisher hatte ich immer erwachsene Sitterhunde, da hätte ich sicher auch das ein oder andere anders gemacht und es lief auch nicht immer alles glatt, aber zwei gleichaltrige Jungspunde sind schon nochmal ne andere Nummer.
Die Frage ist, ist der Besitzer gut damit, dass du mit dem Hund arbeitest? Dann müsste es aber auch okay sein, dass du bei Bedarf ein Halsband verwendest oder einen Maulkorb. Dann müsste entsprechendes Vertrauen in dich einfach da sein und auch die Besitzer müssten wohl ein bisschen was verändern an ihrem Umgang.
Ist dazu niemand bereit von Seiten der Besitzer, kann man zwar irgendwie vor sich hinwerkeln, dass es passt, aber so Vorfälle, wo der Hund abschnappt, werden halt auch nicht das letzte Mal passiert sein, befürchte ich.
Wie du schon selbst erkannt hast, die Entscheidung kann dir natürlich niemand abnehmen.
Aber wer weiss, vielleicht findest du auch eine Basis für euch zwei (drei). Das würde ich dir natürlich sehr wünschen 🍀
Dankeschön! Ich uns auch! :)