Meine Herren (gemeint ist das Trainingskonzept),
aus Hamburg fällt mir spontan SavoirVivre ein Hier wird nach einem guten Trainertipp für ein Team aus einem unzureichend sozialisierten Auslandshund und einer Halterin mit Hundeerfahrung, aber erstem eigenen Hund (wenn ich es recht verstanden habe) gesucht.
Okay. Durchatmen. Ich antworte jetzt mal ein wenig länger. Erstmal finde ich es toll, dass Du trotz der Startschwierigkeiten doch schon Zuneigung für DeinenHund entwickelt hast und das angehen magst.
Erstmal würde ich mir überlegen, was Du rein praktisch tun kannst, um jetzt gleich Stress aus der Situation zu nehmen. Sie nimmt draußen allen möglichen Scheiß auf und Du hast keine Ansatzmöglichkeit, einen Abbruch aufzubauen? Einen gut sitzenden Maulkorb drauf. Wenn das nicht geht: Umgebung scannen und alles umlaufen. Wenn das auch nicht geht: Einen souveränen Umgang mit „Scheiße passiert - oder wird gefressen“ entwickeln. Solange Du nichts daran machen kannst, macht Deine Aufregung es nur schwerer für Euch beide
Wild ins Geschirr brettern: Guck mal, was Dir da an Equipment helfen könnte (bitte kein Halti, jedenfalls nicht ohne sorgfältiges Training). Sicherheitsgeschirre, Doppelsicherung, Bauchgurt ... Auch das Brettern wird ne Weile dauern, also ist es wichtig, dass Du Dich dabei sicher fühlst und Ihr Euch möglichst wenig weh tut.
Wie genau äußert sich die Leinenpöbelei. Bleibt sie dabei ansprechbar, oder beamt sie sich weg?
Ist Zerstörung und Unsauberkeit ein Thema?
Zum Verhalten ein zweiter Teil, damit es nicht so elend lang wird.
Alles anzeigen
Super, danke für deine ausführliche Nachricht, das ist voll gut!
Ja, tatsächlich ist es auf vielen Ebenen auch sehr leicht, sie zu mögen, sie ist nämlich ziemlich aufgeweckt und insgesamt in vielen Situationen doch auch sehr nett und lustig. Auch wenn das vielleicht eine etwas komische Hundebezeichnung ist, aber das trifft es irgendwie.
Ich habe zu dem Fressen auf der Straße erstmal versucht, drinnen mit ihr zu üben, dass sie nicht ungefragt an Futter geht. Also weder das, welches ich ihr hinstelle, noch das, was sie aus der Hand kriegt. Das ist super schwer für sie, ich glaube, sie weiß einfach auch, was richtiger Hunger bedeutet, sie windet sich wie verrückt und beschwichtigt ohne Ende, wenn ich die Hand mit dem Leckerchen vor ihrer Nase zumache und ein Signal gebe, aber ich habe den Eindruck, sie bemüht sich. Draußen kann ich das noch völlig vergessen, klar, das dauert ja auch, was, wie gesagt, leider schon zu dem einer oder andern panischen aus-dem-Maul-zieh-Versuch geführt hat und was sie ziemlich schnell hat lernen lassen, schneller oder heimlich zu fressen, das war also echt blöd von mir. Ansonsten scanne ich die ganze Zeit wie verrückt den Boden und versuche, Dinge zu beseitigen, bevor sie ran kommt, aber hier ists überall so krass dreckig das lässt sich leider nicht ganz vermeiden, dass sie doch mal was kriegt. Und es ist natürlich für uns beide super anstrengend. Ich habe auch das Gefühl, je mehr ich mich darauf konzentriere, desto mehr frisst sie auch, sie kratzt auch Kaugummis mit den Zähnen vom Asphalt, wenns sein muss.
Zwischenzeitlich habe ich mit ihr geübt, dass sie die Dinge, die sie aufsammelt apportiert und tauscht. Mit den weniger Delikaten Sachen klappt das häufig, aber den riesen Brocken Döner bringt sie natürlich nicht freiwillig. Wenn sie was schon im Maul hat, versuche ich jetzt trotzdem häufig, sie mit was richtig leckerem zu locken, aber ausgespuckt hat sie dadurch noch nie. Ich geh ihr aber nicht mehr ins Maul.
Zum Reinbrettern ins Geschirr: Sie hat so ein gepolstertes Sicherheitsgeschirr, aber angenehm ist das sicher trotzdem nicht für sie. Ich versuche, vorausschauender unterwegs zu sein und sich abzulenken, bevor sie kopflos losrennt, zum Beispiel, wenn ein freilaufender Hund auf uns zugerannt kommt oder ich, wie gesagt, stehen bleiben muss, um ihr Geschäft zu entfernen, klappt nur leider nicht immer und im schlimmsten Fall wird sie dann richtig hektisch, verheddert sich in die Leine und ist dann nichtmehr ansprechbar, da fühle ich mich dann schon sehr häufig hilflos.
Zum Pöbeln: Sie ist am Anfang bei jedem Hund fern am Horizont schon volle Möhre in die Leine gesprungen und hat gekläfft. Ich habe dann angefangen, Ausschau zu halten, frühzeitig die Straßenseite zu wechseln und sie mit Futtersuchspielchen abzulenken, das klappt grade ganz gut und ich habe das Gefühl, sie wird auch insgesamt sicherer. Aber sie ist halt auch läufig und darf auch wegen der Giardien grade nicht mit Hunden spielen, deshalb verstehe ich schon auch sehr gut, dass sie immer aufgeregt ist, wenn sie Hunde sieht und nie hin darf. Richtig schlimm ist es vor Allem, wenn die Menschen mit ihren Hunden direkt auf uns zulaufen, die Hunde an der gespannten Leine, dann wird sie super wütend und lässt sich nicht mehr kontaktieren, ich komm dann auch nicht dazwischen und habe sie manchmal auch schon aus Verzweiflung hochgehoben, um sie nicht hinter mir herschleifen zu müssen. Das ist dann immer ziemlich doof!
Zerstörung ist ein bisschen Thema, aber sie beschränkt sich auf Altpapier aus der Altpapierbox im Flur, das Zerfetzt sie dann sehr ausgiebig, wenn niemand hinschaut, das habe ich aber vielleicht auch ein bisschen anerzogen, mit meinen Klorollen-Futterspielen. Manchmal knabbert sie an Möbeln, aber immer eher ganz sanft und ohne viel Nachdruck, und sie klaut sie Schuhe aus dem Schuhregal und nimmt sie alle mit in ihr Bett, macht sie aber nie kaputt.