Ich finde genau das nicht schade, sondern im Gegenteil sogar hilfreich. Ich wünsche jedem Mensch-Hund-Team, dass sie schnell und effektiv und freudig zusammen lernen können. Nur vor diesem Hintergrund schreibe ich manchmal in Threads, in denen Erziehungsfragen gestellt werden: ich frage mich immer, wie kommen die beiden wohl am schnellsten und schönsten an ihr Ziel.
Dafür versuche ich, die Texte der Fragenden genau zu lesen und herauszufinden, wo die Kernproblematik sitzen könnte. Du schreibst zum Beispiel, dass Dein Hund (manchmal) ein Problem beim Autofahren hat. Aber ich lese auch dieses:
Beim ersten Mal ist grundsätzlich Stress. Ist viel los am Zielort, ist es ebenfalls stressig.
Ich warte am Zielort im Auto bis er sich beruhigt hat und steige dann erst aus. Auch das Aussteigen machen wir langsam, er darf nicht stressig losballern, sondern soll ruhig an der Leine gehen oder stehen (je nachdem wie hoch der Stresspegel ist, stehen wir auch einfach eine Weile).
Stress findet offenbar auch außerhalb des Autos statt, und dann stelle ich mir die Frage, wo genau die Ursache Eures Problems liegt. Wirklich im Auto? Vielleicht in der Anleitung draußen? Vielleicht wo ganz woanders? Da fände ich es überhaupt nicht zielführend, wenn ich Dir jetzt sage, wie genau z.B. meine Lilli jetzt aus dem Auto steigt, weils vielleicht gar nicht Euer Kernthema ist. (War es bei uns ja auch nicht, es war nur ein Puzzleteil.) Um das herauszufinden, reicht in meinen Augen das geschriebene Wort im Netz halt einfach nicht. Und weil ich Euch wünsche, dass Ihr nicht noch acht Irrwege ausprobiert, nur deswegen kam meine Anregung, das live anschauen zu lassen.
Falls es Dir hilft, kann ich auch Lillis Aussteigen aus dem Auto nochmal aufdröseln: sie durfte noch nie einfach aus dem Auto raushüpfen. Aber: vor dem Training ist sie rausgehüpft und hat sofort versucht, alles rundrum mitzukriegen. Ohren dort, Nase da, Augen drüben. Angenommen, ich hätte nur das "repariert", hätte ich das Problem nur verlagert, dann wäre vielleicht das Aussteigen noch okay gewesen, aber dann das Loslaufen nicht, weil ihre Aufmerksamkeit sonstwo gewesen wäre. Dann die Frage, ob es einen Aufmerksamkeitsunterschied gibt an der Leine und im Freilauf. Wie funktioniert das Laufen an der Leine. Mit welcher Energie ist der Hund offline unterwegs. Wie ist meine Körpersprache in welcher Situation. Kommuniziere ich für meinen Hund verständlich? Immer? Weiß er genau, was ich meine? Weiß ich genau, was ich meine? Und so weiter. Da sind einfach viele Dinge dabei, bei denen es soviel einfacher ist, Hilfe von außen zu haben, als selber rumzuwurschteln.
Vielleicht gebe ich Dir dieses Bild noch mit: stell Dir vor, der Weg zum entspannten Autofahren ist eine Produktionsstätte. Da wird Ware angeliefert, in mehreren Schritten verarbeitet, verpackt und ausgeliefert. Jetzt hakt es irgendwo in der Firma, aber es ist nicht ganz klar, wo. Klar ist nur, dass das Endprodukt, entspannt Autofahren, nicht aus der Firma rauskommt. Wenn ich (übertrieben gesagt) zu wenig Ahnung von dem Betrieb habe, dann nützt es nichts, wenn ich z.B. den Lieferanten ändere, wenn das Problem gar nicht dort begraben liegt. Oder wenn ich alle Zahnräder am Fließband öle, wenn die gar nicht geklemmt haben. Ich will schnellstmöglich wieder produzieren, darum gebe ich die Fehlersuche in Profihände.