Ich erlebe es schon auch so, dass die Passung zwischen Hund und Halter viel ausmacht. Mein "schwieriger" Hund ist für mich auch nicht unbedingt schwierig. Ja, er ist nervenschwach, explosiv, wehrhaft, ein Hibbelchen wie es im Buche steht, das erst bellt oder reinbeißt und dann denkt, aber unser Alltag daheim und normales Gassi läuft trotzdem soweit. Klar, er muss entsprechend geführt werden und das ist mitunter herausfordernd, aber prinzipiell mag ich mit diesem Typ Hund und komme mit seinem Wesen sehr gut zurecht.
Was mit ihm halt nicht geht, ist alles, was aus unserem normalen Alltag rausfällt: entspannt neue Gassistrecken erkunden, mal spontan beliebte Ausflugsziele besuchen, Hundesport im Verein, Social Walks/Gassitreffen, ab und an durch die Stadt oder über die Promenade bummeln, einen Mittag im Park oder am See verbringen, gemeinsam in den Urlaub fahren, einen Abend zusammen bei Freunden verbringen usw.
Das ist überhaupt nichts, was er hier bei mir können muss, wir führen auch so ein schönes Leben. Und dass er das nicht leisten kann, macht ihn für mich nicht zu einem schwierigen Hund, sondern maximal zu einem mit besonderen Bedürfnissen. Aber trotzdem macht mich der Ausblick, sowas niemals mit ihm machen zu können, ab und an traurig. Für ihn, weil er so viele tolle Erlebnisse verpasst und für mich, wenn ich daran denke, auf all diese Dinge, die zwar weder alltäglich noch notwendig sind, aber doch ab und an wirklich schön wären, über die nächsten 10+ Jahre zu verzichten.
Ich hab einen schwierigen und einen (für mich) easy going Hund. Und das ist, für mich, eine ganz wichtige Kombination.
Hätte ich nur Ally, würde ich glaube ich viel Freude an der Hundehaltung verlieren, weil vieles nicht so unkompliziert möglich ist, wie mit ihm.
Aber, man muss halt entsprechend leben und dann diese zwei Hunde auch unter einen Hut bringen können.
Ich habe lange mit mir gerungen, ob hier ein Zweithund einziehen wird. Das war zwar schon immer ein Wunsch, aber mir ist einfach bewusst, dass das mit Milo nochmal eine Herausforderung wird. Andererseits will ich aber auch nicht besagte 10+ Jahre warten, um richtig in den Hundesport einzusteigen oder mal mit Hund an den See zu fahren oder so. Und ich glaube schon auch, dass ich nochmal (für mich) einen ganz anderen Umgang mit Milos Bedürfnissen finden würde, wenn meine eigenen Bedürfnisse umfassend erfüllt wären.
Noch ist die Entscheidung nicht endgültig gefallen und ich werde weiter beobachten, wie es sich mit Milo entwickelt, aber je länger ich darüber nachdenke, umso mehr tendiere ich doch zum Zweithund.