Beiträge von L_&_R

    Hallo zusammen,

    Wir (Lina mit Rocky) sind neu hier im Forum. Ich lese schon lange mit, wenn es um das Thema Welpenfragen und -erziehung geht. Ihr wisst gar nicht, wie sehr mir manche Threads hier schon geholfen haben. Jetzt habe ich selbst eine Frage, die sich glaube ich nur beantworten lässt, wenn ich unsere aktuelle Situation genau beschreibe.


    Mein Freund und ich haben seit Ende November endlich unsere absolute Traum-Hündin bei uns. Ihr Name ist Rocky, sie ist ein Aussie-Mädel und nun etwa 4,5 Monate alt. Da ich schon seit Jahren darauf hingefiebert habe, endlich wieder einen Hund zu haben, habe ich mich vorher schon viel mit dem Thema beschäftigt. Als wir unsere Kleine dann bekommen haben, war ich glaube ich ziemlich gut vorbereitet auf alles, außer darauf wie anstrengend so ein kleines Hundebaby wirklich ist :D

    Rocky und zwei ihrer Schwestern waren in den ersten 8 Wochen eher ruhigere Vertreterinnen im Wurf, interessanterweise hat sich jetzt allerdings das genaue Gegenteil herausgestellt. Unsere Kleine ist unerschrocken, quirlig, sehr hart im Nehmen und teilweise ganz schön aufmüpfig bis widerspenstig. Dazu natürlich welpentypisch verspielt. Das hat mich in den ersten Wochen zwar teilweise an den Rand der Verzweiflung getrieben, aber letztendlich liebe ich ihren starken Charakter. Die größte Problematik war wie bei vielen Welpen-Neulingen wohl das ständige Knabbern an menschlichen Körperteilen und unberechenbare Schnapp-Attacken nach Händen, Füßen und Jackenärmeln. Das Thema ist immer noch aktuell, aber dazu habe ich aus diesem Forum schon ganz viele hilfreiche Tipps mitgenommen und bin glaube ic auf einem guten Weg.


    Aber ein Dauerbrenner ist bei uns das Thema Auslastung. Dazu habe ich so viele verschiedene und teilweise widersprüchliche Meinungen gelesen, dass ich mittlerweile extrem verunsichert bin.


    Grundsätzlich habe ich von Anfang an versucht unsere Tage so ruhig wie möglich zu halten, da man ja gerade bei Aussies häufig liest, dass die Ruhe erstmal regelrecht lernen müssen. Da mein Freund die erste Zeit Urlaub hatte und ich aktuell von Zuhause aus arbeite, hat das auch ganz gut funktioniert. Wir haben anfänglich alle Aktivitäten um die Schlaf- und Wachphasen unserer Kleinen herum geplant und zum Großteil mache ich das auch jetzt noch. Ich habe das Gefühl, dass Rocky so an den meisten Tagen genug Schlaf (bzw. Ruhephasen) bekommt und ich sie nur selten dazu "zwingen" muss. Manchmal, wenn ich merke, dass sie vor Übermüdung total aufdreht, gibt es eine kleine Auszeit in ihrer Box, wo sie dann auch nach ein, zwei Minuten Gemecker sofort einschläft und wieder raus darf sobald das Nickerchen beendet ist. Abgesehen von diesen Auszeiten (die es an manchen Tagen gar nicht und an anderen Tagen ein, zwei Mal gibt) schläft sie tagsüber lieber auf dem Sofa, dem Boden, ihrer Decke oder ihrem Körbchen. Den Großteil des Tages halten wir uns im Wohnzimmer aus, von wo aus ich auch arbeite. Verlasse ich den Raum, wird sie jedes Mal wach und will meistens auch mit. Mittlerweile schließe ich die Tür und zwinge sie damit zum Bleiben. Manchmal bleibt sie dann einfach liegen, meistens erwartet sie mich jedoch gleich hinter der Tür, wenn ich zurück komme.

    Ein strikter Tagesrhythmus hat sich bei uns bisher nicht ergeben. Sie schläft meistens nur so bis 5:30 durch (in ihrer Box, bei uns im Schlafzimmer), dann geht's kurz zum Lösen raus und danach zurück in die Box. Dann ist meistens nochmal eine Stunde Ruhe, zwischen 6 und 7 Uhr stehen wir dann auf, es geht nochmal zum Lösen raus und dann gibt's Frühstück. Danach spielt sie entweder noch eine Weile, fordert ein paar Streicheleinheiten ein oder schläft gleich wieder auf dem Sofa weiter. Sobald sie zur Ruhe gekommen ist, fange ich dann an zu arbeiten. Irgendwann am Vormittag (so zwischen 9 und 11 Uhr gibt es eine Gassirunde (meistens die einzige am Tag) von ca. 20 bis 50 Minuten, die meiste Zeit davon im Freilauf und wir machen meistens kaum Strecke. Der Rest des Vormittags wird dann mit kurzen Abstechern in den Garten zum Lösen, einer kleinen Trainingseinheit (entweder Grundkommandos üben oder Nasen"arbeit"),weiteren Nickerchen, durchs Zimmer toben und meistens mit mehreren Spiel- und Streichelaufforderungen verbracht. Wenn ich wichtige Geschäftstermine hat, bekommt sie meistens einen Kausnack, um sie zuverlässig ruhig zu stellen, bzw. manchmal verpennt sie meine Termine auch oder wird in den Flur geschickt, wenn sie mich stört. Nachmittags geht es dann ähnlich weiter, da bekommt sie dann auch ziemlich zuverlässig gegen 15 Uhr ihre Zoomies. Dann oder später am Nachmittag geht es immer nochmal raus, meistens auf die große Wiese hinter unserem Haus, wo sie ohne Leine rumschnüffeln, buddeln, rennen und toben kann (meist verbunden mit ein bisschen Rückruftraining). Danach ist sie wieder eine Weile platt, aber spätestens nach dem Abendessen braucht sie nochmal Aufmerksamkeit. Da es dann ja draußen dunkel ist, spielen wir dann meistens ein bisschen mit ihr im Haus. Ich weiß, dass viele das konsequent gar nicht machen. Uns stört es aber nicht und wir wollen es auch wenn sie erwachsen ist nicht komplett verbieten. Ist das schlecht für den Hund und sollten wir das lieber lassen? Meistens döst sie danach dann so ab 19:30 den Großteil der Zeit. Aktuell wird sie meistens aber nochmal wach und sucht sich irgendwas zum Spielen. Wenn wir schlafen gehen, schicken wir sie nochmal kurz in den Garten und dann tragen wir sie und ihre Box nach oben ins Schlafzimmer und da schläft sie dann anstandslos drin. Sie liebt ihre Box nicht wie manch anderer Welpe und würde sich vermutlich selbst einen anderen Schlafplatz aussuchen, wenn sie dürfte, aber immerhin akzeptiert sie es.

    Wenn ihr das so lest, meint ihr wir brauchen festere Zeiten und klarere Strukturen? Wir haben auch keine auf die Minute festgelegten Futterzeiten... Da mein Freund im Schichtdienst arbeitet und ich, wenn ich wieder teilweise im Büro arbeite, meine Zeiten auch relativ frei einteilen kann, ist es langfristig gesehen schwierig, eine Routine mit festen Zeiten zu etablieren, weshalb ich darauf bisher auch keinen großen Wert gelegt habe. Aber wir sind natürlich bereit, das bestmöglich zu ändern und so umzusetzen, wie es für den Hund am besten ist.

    Die einzigen Unternehmungen gibt es zurzeit am Wochenende. Manchmal gibt es eine Hunde-Verabredung, oder wir fahren zum Spazierengehen an einen neuen Ort, machen Erledigungen, wo sie im Auto mitkommt oder wir arbeiten draußen im Garten bzw. im Hof irgendwas und sie ist einfach (an der Schleppleine) dabei und schnüffelt irgendwo rum. Also wie ihr lesen könnt, wirklich kein großes Programm. Im November und Dezember gab es ein bisschen mehr Action. Da hatten wir manchmal noch Besuch von einem befreundeten Paar, waren bei der Nachbarin zu Besuch, haben die Abende draußen mit einem Lagerfeuer verbracht, und über die Weihnachtstage war sie mit mir bei meinen Eltern zu Besuch, was natürlich sehr aufregend für sie war. Da hab ich mir noch Sorgen gemacht, ob es für so einen jungen Welpen nicht zu viel sein könnte (wobei wir selbst die Weihnachtstage zum Glück ziemlich ruhig und welpengerehct über die Bühne bekommen haben). Mittlerweile schlägt es aber irgendwie ins Gegenteil um und ich habe Sorge, dass es zu wenig ist, wir sie unterfordern und sie sich langweilt. Wir wohnen auch sehr ländlich und reizarm (kaum Hunde- oder Menschenbegegnungen auf Spaziergängen, kaum vorbeifahrende Autos, keine Menschenmengen, Fußgängerzonen usw.), bzw. die Reize, die es hier gibt, so wie Treckerlärm, alle möglichen Tiere und eben ein riesiges Grundstück zum Erkunden, scheint sie schon weitestgehend verdaut zu haben. Aber mit den aktuellen Corona-Beschränkungen und dem Home Office ist unser Alltag so heruntergefahren, dass ich unser Grundstück bis auf die Gassirunden einfach manchmal eine ganze Woche nicht verlasse, außer zum Einkaufen. Ich mache mir deshalb langsam ein bisschen Sorgen, dass ich da etwas verpasse und sie entweder wichtige Dinge nicht schon in jungen Jahren kennenlernt, oder sie sich an so ein geringes Aktivitätslevel gewöhnt, dass sie von unserem "richtigen" nicht-corona-Alltag überfordert sein wird. In den ersten Monaten hat sie uns durch ihr Verhalten häufig recht eindeutig signalisiert, wenn ihr etwas zu viel war (z.B. wenn der Spaziergang zu lang war) und wir haben dann unser Bestes gegeben, dass sie sich so schnell wie möglich wieder ausruhen kann. Das kommt momentan so gut wie nie vor, was ja an sich nicht schlecht ist. Allerdings habe ich den Eindruck, dass sie mich mittlerweile deutlich häufiger aktiv zum Spielen auffordert oder in sonstiger Weise Aufmerksamkeit einfordert. Kann natürlich auch sein, dass ich das überinterpretiere, aber vielleicht könnt ihr ja eure Einschätzung dazu geben?

    Mit zunehmendem Alter müsste ich ihr ja eigentlich neuen Input und mehr Aktivität bieten, aber ich habe gerade das Gefühl, dass es durch die aktuelle Situation bedingt genau andersrum ist... Habt ihr vielleicht ein paar Vorschläge, welche sinnvollen Aktivitäten man auch trotz Lockdown unternehmen könnte? Oder denkt ihr ich sollte das lieber bleiben lassen und unser Programm so ruhig halten wie es gerade ist?

    Ich möchte mir keinen hyperaktiven Hund durch ein Zuviel an Aktivitäten heran ziehen, aber manchmal kommt es mir irgendwie falsch vor, dass wir uns mit voller Absicht so eine aktive, intelligente Hunderasse ausgesucht haben und ihr jetzt zurzeit so wenig bieten und sie zu so einem Couchpotato-Dasein nötigen. Normalerweise sind wir ja auch aktiver und mehr unterwegs, aber mit Lockdown und Winter sind wir ja selbst auch sehr in unserem Alltag eingeschränkt. Unser einziges Hobby, das sich theoretisch noch umsetzen ließe, wäre es zu wandern. Aber das ist für so einen kleinen Hund ja viel zu viel... Wie ihr seht, tue ich mich sehr schwer damit das richtige Maß an Auslastung zu finden und konstant anzupassen und wäre mega dankbar für eure Meinungen, Kritik und Anregungen. Vielen Dank für's Lesen dieses langen Textes! :)