Beiträge von Mike1983

    Ich kenne allerdings mittlerweile einige Hunde dieser Rasse, die schlecht sozialisiert sowohl auf Umgebung als auch auf Artgenossen aufgewachsen sind - und dafür ist das beschriebene Verhalten sehr typisch.

    Bei solchen Rassen fällt es eben besonders auf. Das gibt es aber bei kleinen Rassen noch viel mehr: verrückte Chis, JRT, Westis usw. Wegen denen gibt es auch die meisten Anzeigen, aber für die braucht man rein von der Kraft her nicht die entsprechenden Gegenmittel.


    Wie man das nun nennt und sogar die Ursache wäre doch völlig egal. Fakt ist, dass man manche Sachen ab einem bestimmten Zeitpunkt kaum noch aus dem Hund heraus bekommt. Man muss dann geeignete, zweckmäßige Mittel finden, es zu beherrschen. Oder die Leine reißt wieder und der Hund verschwindet für immer oder er kommt bis ans Ende ins TH in den Bereich ohne Besucherzugang.

    Aktuell ist der Hund durch die Wechsel, durch das viele Programm und auch durch die ständigen Rückfälle definitiv überfordert.

    Daraus folgt: In der Ruhe liegt die Kraft. Vom ersten Meter an. Beim geringsten Zeichen von Unruhe zurück ins sichere und vertraute Heim. Die größeren Strecken nur nachts um 23Uhr und früh um 5:30 Uhr. In einer ruhigen Nebenstraße hundert Meter immer hin und her. Langsam, sitz, Fuß, Sitz, Fuß. Bei der geringsten Gefahr mit anderen Hunden oder undisziplinierten Menschen: Rückzug! Manchmal auch nur im Treppenhaus Stufe für Stufe. In der Wohnung kleine Spiele für das Vertrauen. Plüschtier werfen, bring, Keks. In der Wohnung Maulkorb drauf und auch mal derb testen. Frustrationstoleranz?

    Deprivation ist nur ein Wort. Wenn man sucht, dann findet man im Internet bis zu zehn verschiedene Auffälligkeiten, die auf Mangel an sinnvoller Beschäftigung mit dem Welpen in den ersten 12 Wochen hinweisen. Dabei schließt auch ein "Menschenarzt" bei Erkennbarkeit von nur drei oder vier von zehn speziellen Symptomen auf eine bestimmte Krankheit und forscht weiter.


    In den ersten Wochen müssen gerade bei triebigen Spezialzüchtungen die Grundlagen für die Handhabbarkeit und weitere Ausbildung geschaffen werden.


    Ein Hund ist eben mit vier Jahren schwieriger auszubilden, als mit vier Wochen.

    Hunde mit Deprivationssyndrom sind von sehr viel Angst und der Unfähigkeit zu lernen geprägt,

    Das stimmt so krass nicht immer. Wenn ein Hund im dunklen Stall aufwächst, dann sieht er später schlecht und das kann dann auch nicht mehr besser werden.


    Syndrom: "durch das gemeinsame Auftreten bestimmter charakteristischer Symptome gekennzeichnetes Krankheitsbild." Es kann auch nur einzelne Symptome geben. Dann ist es eben kein Syndrom, sondern es sind teilweise Ausfälle im Nervensystem, die aber nicht mehr repariert, sondern nur noch recht und schlecht überdeckt werden können.


    Sich an einem Wort hoch zu ziehen, ist reine Kümmelspalterei.

    "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr." Es gibt Reize, denen ein Lebewesen bis zu einem bestimmten Alter ausgesetzt worden sein muss! Sonst werden neuronale Fähigkeiten nicht angelegt oder sogar abgeschaltet. Das kann beim Menschen vielleicht ein Sehnerv oder Zentrum im Gehirn sein. Wer nicht bis 4 Jahre Geige geübt hat, aus dem wird kein Virtuose.


    Ob man das nun Deprivation oder sonst wie nennt, ist doch egal. Gerade jetzt liest man von einer Hundeschwemme wegen Corona. Die Tiere werden den Vermehrern aus der Hand gerissen. Züchtung bedeutet nicht nur Ahnentafel, sondern vor allem sorgfältige Aufzucht mit viel Mühe und Arbeit. Das wollen und können viele sogenannte Züchter gar nicht aufbringen. Da kommen die Welpen zu früh von den Zitzen weg, werden zu früh und zu viel geimpft und wachsen nur in der Wohnung, Hof, Garten oder Stall auf und sehen dabei viel zu wenig von ihrem späteren Lebensraum in der Stadt mit Lärm und Gekreische. Dann wissen die Tiere einfach nicht, wie sie mit neuen Reizen umgehen müssen, können sie nicht verarbeiten, sind unsicher und ängstlich. Manchmal ist das verdeckt. Kräftige, lebhafte Hunderassen, die auch noch auf Trieb gezüchtet wurden überspielen das mit "Angriff ist die beste Verteidigung". Diese Hunde sind oft im Dauerstress mit erhöhtem Adrenalin und Cortisol. Das kann tagelang anhalten. Wenn ein Hund also jetzt sich auf einen anderen Hund stürzt, kann die Ursache vorgestern gewesen sein.


    Später kann man das nicht nachholen. Dann hilft nur Vertrauen, deckeln und Unterordnung. Der Halter muss das unbedingte Kommando haben und der Hund sich immer auf den Halter verlassen können. Bei der heutigen Auffassung von Tierschutz ist das schwer möglich, wo Unterordnung nur noch Grundgehorsam heißen darf. Ein Trainer soll ganz unverblümt gesagt haben, er könnte schon, aber es gibt §11 und er möchte seine Lizenz behalten. Mit Behörden muss man sehr vorsichtig sein, und weil die Menschen immer rücksichtsloser und unvernünftiger werden, nimmt die allgemeine Anschwärzerei immer mehr zu.


    Bei diesem Hund hier würde ich sagen: "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß."