Hallo. Ich danke euch sehr für eure offenen und ehrlichen Meinungen. Tatsächlich hatten wir letzte Woche Sonntag einen Vorfall mit Milow, der uns sehr zum Nachdenken gebracht hat. Mit Milow wird seit ca. 5 Monaten fast nur noch die UO trainiert. Er durfte somit auch 5 Monate lang keinen Freilauf außerhalb unseres Gartens haben. Das er derzeit nicht mehr auf die Suche darf, außer beim Trümmertraining, liegt aber an uns. Wir achten auch sehr darauf, dass er nicht leinenlos mit anderen Hunden trainiert wird. Wir durften uns schon sehr viel Kritik, vor allem von der Staffelleitung, deswegen anhören. Ich denke, ich gelte in der Staffel eh bereits als überängstlich. Einige wenige aus der Staffel können meine Ängste aber auch verstehen, so glaube ich das zumindest. Nun waren wir am Sonntag, nach einem super UO-Training mit Milow tatsächlich mal wieder mit Freunden und deren 2 Hündinnen an einem abgelegenen See baden. Also die Hunde waren hauptsächlich baden. Milow kennt beide Hündinnen, jedoch kannte er die eine noch nicht im Freilauf. Diese Hündin ist eine germanische Bärenhündin und konnte ihm im Freilauf klar deutlich machen, dass sie kein Interesse an ihm hat. Milow hat das akzeptiert und daher mit der anderen Hündin im Wasser geplanscht. Es lief alles super. Nun kam aber wider Erwarten ein Päärchen mit einem Labradorrüden an der Leine an uns vorbei. Milow ist ohne auf den Rückruf zu achten, zu diesem Hund hin und hat angefangen ihn anzubellen und nach ihm gezielt zu schnappen. Mein Mann ist natürlich hinter her. Der Besitzer des anderen Hundes hat unseren Hund abgeblockt, bis mein Mann da war und Milow einfangen konnte. Ich kann mir gut vorstellen, dass Milow den anderen Hund ernsthaft verletzt hätte, wenn der andere Besitzer nicht so schnell und kompetent reagiert hätte. Ich schäme mich so für unsere Naivität. Ich weiß nicht, warum Milow so schnell so aggressiv wurde. Unser Hund kannte diese Badestelle vorher noch nicht. Ich denke nicht, dass er direkt „sein“ Revier verteidigen wollte. Nun kann es sein, dass Milow wirklich mit anderen Rüden ein Problem haben könnte. Zudem war der andere Hund angeleint und unserer nicht. Dennoch verlangen wir von unserem Hund in dem Fall, auf den Rückruf zu uns zurück zu kommen, was nicht funktioniert hatte. Uns hat das sehr deutlich vor Augen geführt, dass Milow wirklich nicht mehr in den Freilauf darf, da er eine potentielle Gefahr für andere darstellen kann. Nur frage ich mich jetzt, ob er dann überhaupt jemals wieder richtig im Training in die Suche geschickt werden sollte.
Ich habe meinem Mann gegenüber den Wunsch geäußert, dass er sich bis zum Ende des Jahres klar werden soll, ob er mit Milow weiterhin in der Staffel bleiben will oder ob er zum Hundesport wechselt. Wir kennen einige vom örtlichen Hundesportverein und trainieren mit ihnen ab und zu, wenn es mal zeitlich passt. Uns wurde von denen gesagt, dass Milow ein super Hund sei. Er reagiert auf anderen Menschen, auch fremde, freundlich. Er zeigt einen super Arbeitseifer und lässt sich super motivieren. Unser Hund will arbeiten. Das merkt man ihm deutlich an. Auch in der Suche beweist er, dass er ein super Näschen hat. Wäre die Sache mit seiner Aggression gegenüber anderen Hunden nicht, würde ich seine Eignung als Rettungssuchhund gar nicht in Frage stellen. (Einen direkten Eignungstest gibt es bei uns in der Staffel leider nicht. Es gibt 10 Übungstrainingseinheiten, in denen der Anwärter schauen kann, ob ihm die Rettungshundearbeit gefallen könnte. Danach gibt es eine Probezeit von 6 Monaten, in der die Staffelleitung als auch der Anwärter für sich prüfen kann, ob es passt.) Tatsächlich habe ich zu meinem Mann auch schon gesagt, dass er ja sonst 1 Jahr lang im Hundesportverein mit Milow trainieren könnte und man dann nochmal schaut, ob er mit Milow in die Rettungssuche zurück kehren will. Also eine Pausierung der Ausbildung könnte ich mir auch vorstellen.
Hmm…was meine Motivation gegenüber der momentanen Staffel betrifft… Von meiner Seite aus ist diese tatsächlich aktuell begrenzt. Wir sind seit März 2021 mit Milow in der Staffel. Da war unser Hund 16 Wochen alt. Bis Oktober 2021 habe ich dort mit Milow trainiert. Danach hat mein Mann die Hundeführerschaft übernommen. Mein Vater war zu der Zeit stark erkrankt und ich wollte mehr für meine Familie da sein können. Außerdem sind mein Mann und Milow einfach ein viel besseres Team als Milow und ich. Seit Januar 2022 weiß ich nun, dass ich schwanger mit unserem 1. Kind bin. Seit dem darf ich nicht mehr am Training direkt, an Einsätzen und Prüfungen teilnehmen. Das ist ein offizieller Beschluss vom BRH. Mittlerweile ruht daher meine Mitgliedschaft auch. Da ich noch nicht weiß, wie das Leben mit Kind so sein wird, weiß ich natürlich auch noch nicht, ob vielleicht auch generell ein Austritt aus der Staffel sinnvoll sein wird. Wobei mein Mann ja hauptsächlich in den Einsatz geht und gehen wird. Wäre nur ich in der Staffel Mitglied, wäre ich tatsächlich bereits ausgetreten. Einfach aus pragmatischen Gründen (wie z. B. Zeitmangel, körperliche Veränderungen etc.).
Eine Aufteilung der Suchgebiete im Einsatz wäre bei uns oft auch gut möglich. Wir könnten zudem auch schauen, dass Milow nur an bestimmten Einsätzen teilnimmt, wie z. B. bei Einsätzen in der Nacht im Wald. Ich denke auch, dass da die Wahrscheinlichkeit, auf fremde Hunde zu treffen, durchaus gering ist. Jedoch müsste er weiterhin am Tage trainiert werden und da kann dann immer mal ein anderer Hund umher laufen. Ich will einfach nicht, dass unser Hund jemand anderes verletzt, während er doch eigentlich Menschenleben retten soll.