Mir geht es genau so, dass ich immer beeindruckt und, ja, auf jeden Fall auch neidisch auf die Hundegruppen schaue, die so absolut harmonisch sind. Vor allem wenn es dann mehr als zwei Hunde sind.
Und so gerne wie ich auf der einen Seite die Interaktion zwischen zwei Hunden mag und gemerkt habe, dass es mir gefehlt hat, als nur noch Rhydian und Rusty hier waren und Rusty ja hauptsächlich bei meinem Schwiegervater unten ist, frage ich mich oft, ob ich tatsächlich für die Mehrhundehaltung gemacht bin. Denn schon ein kurzes Knurren fängt an mich zu verunsichern. Dabei gehört das ja manchmal auch einfach dazu, so sagen die Hunde sich eben gegenseitig mal, dass sie ihre Ruhe haben wollen. Und ich rede da wirklich nur von einem kurzen, knappen Knurren, bei dem sich die Lefzen nicht mal bewegen.
Balou war ja ohnehin kein einfacher Hund und hatte einfach ein mieses Sozialverhalten. Deswegen musste ich sowohl Rusty wie Rhydian - Rhydian vor allem, weil der ja permanent bei uns oben war - oft einschränken, damit es mit Balou nicht knallt, wenn der Welpe ihn freundlich anspielen oder auch nur Kontaktliegen will.
Und zwischen Rusty und Rhydian haben wir es dann, denke ich, auch ein bisschen versaut. Mein Schwiegervater hebt Rusty auf einen Thron, das ist immer der beste Hund und der Hund, der alles immer richtig macht. Irgendwann fing es an, dass Rusty Rhydian angeknurrt hat, wenn der bei meinem Schwiegervater in die Wohnung wollte. Und Rhydian ging dann auch nicht rein, sondern saß vor der Tür und mein Schwiegervater? Der fand das unheimlich lustig und ich konnte mich auch nicht durchsetzen, dass das so eigentlich echt nicht geht. Aber es kam ja nie zur Rauferei zwischen den beiden. Irgendwann hat nur Rhydian angefangen andersherum Rusty anzuknurren, wenn der zu uns oben in die Wohnung wollte. Die beiden haben auch recht schnell aufgehört miteinander zu spielen, wirkten ansonsten aber nie "so richtig unharmonisch". Lediglich wenn sie doch mal gemeinsam ins Bewegungsspiel kamen, dann konnte es kippen.
Vielleicht ist mir das damals auch nie so recht aufgefallen, weil damals noch Balou mit dabei war und mein Fokus immer darauf lag, Konflikte mit dem zu vermeiden.
Nachdem Balou gestorben war, war es für mich somit weniger stressig mit den Hunden, weil die zwei ja kein Management benötigten - dachte ich. Und dann kam Eggsy und nach drei Wochen hat es richtig zwischen Rhydian und Rusty auf einem Spaziergang geknallt. Danach haben sie sich noch eine ganze Weile öfter mal angeknurrt, wenn sie in einer aufgeregten Situation waren. Und ich glaube dann kam der Moment, in dem Rhydian die Führung übernahm - der ist, was ich inzwischen weiß, auch der sozial wesentlich souveränere Hund als Rusty - und es wurde entspannter. Noch entspannter wurde es als Rusty den Kastrationschip bekommen hat, weil seine Prostata vergrößert war udn er ohne den Chip auch einfach grundsätzlich nicht gut klar kommt. Auch so ein Punkt, den ich erst gemerkt habe, als er den Chip hatte und ich die Veränderungen gesehen habe. Hätte ich das mal früher gewusst ... (Bevor gefragt wird: Mein Schwiegervater will ihn nicht kastrieren, daher chipen wir eben).
Als der Chip im Oktober ausgelaufen ist und wir das Nachchipen verpennt haben, kam es noch einmal zu einer Rauferei zwischen Rusty und Rhydian, bei der ich mir aber nicht ganz sicher bin, wer im Endeffekt angefangen hat und worum es genau ging. Seit bei Rusty der Chip wieder wirkt, ist es auch wieder entspannt.
Eggsy kommt sowohl mit Rusty wie mit Rhydian wirklich gut klar. Wenn die sich mal kurz anknurren, dann ist es nie was Wildes: Eggsy ist noch mit einem Kauknochen beschäftigt und Rhydian versucht ihm den aus dem Maul zu starren oder Rhydian liegt irgendwo und will nicht, dass Eggsy sich direkt dazu legt (das ist nicht immer so, die beiden liegen auch mal zusammen, aber sie liegen nicht so "im Knäul" aufeinander). Eggsy und Rhydian spielen auch eigentlich auf jedem Spaziergang mal kurz oder wenn sie zusammen unten im Hof sind.
Außerdem habe ich gemerkt, dass ich auch bei grundsätzlich sozialen Hunden nicht alles nur laufen lassen kann, sondern schon auch mal einschreiten muss. Rhydian hatte den Sommer über angefangen den anderen wirklich das Futter aus dem Napf zu starren und unheimlich fixiert aufs Futter zu sein, da habe ich jetzt auch mal eingegriffen.
Ich weiß eben nicht, ob ich einfach noch nie das Glück hatte, eine total harmonische Gruppe zu erwischen oder ob ich alles ein wenig zu eng sehe, weil es in jeder Hundegruppe mal ein kurzes Grummeln gibt und nicht jeder Hund immer Bock hat mit anderen gestapelt da zu liegen.
Aktuell muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich mir denke: So richtig entspannt wäre es hier, wenn Rusty nicht mit dabei wäre. Wobei das dramatischer klingt als es ist, er bringt ja keine große Unruhe rein, aber MICH stresst es, dass es zwischen den beiden schon zwei Mal geknallt hat (was auf der anderen Seite auch nicht gerade viel ist, dafür, dass sie fast 9 Jahre zusammenleben)