Ich glaube, dass man sein Spiegelbild oft schöner/attraktiver(/schlanker) findet, liegt daran, dass man sich automatisch entsprechend positioniert, wenn man vor dem Spiegel steht. Ein wenig aufrechter, vielleicht unbewusst den Bauch etwas anspannt. Auch die Klamotten sind ordentlich zurechtgemacht, vielleicht weil man ja eben gerade gucken will, ob man das Shirt so anziehen kann.
Während ein Foto ja auch mal schnell entsteht, wenn man nicht vorbereitet ist. Wenn das Shirt schon irgendwie ungünstig verrutscht ist, man mit hängenden Schultern dasteht und einen gefühlt jede Körperspannung verlassen hat ...
Und ich glaube auch, dass es - wenn überhaupt - nur ganz, ganz wenig Menschen gibt, denen wirklich total egal ist, was andere sagen. Die nicht verletzt sind, wenn ihre Figur kritisiert wird - egal ob zu dünn oder zu dick. Und deswegen wird wohl der gesellschaftliche Druck auch immer ein Faktor sein, der einen zum Abnehmen bewegt.
Vielleicht auch der, der den Anstoß gibt.
Wichtig finde ich nur, dass man dann trotzdem einen klaren Kopf behält. Und auch sieht, dass man was für sich und seine Gesundheit tut, wenn man gesund abnimmt. Seine Ernährung umstellt, Sport in sein Leben integriert.
(Das soll jetzt nicht heißen, dass es okay ist, andere derart daneben auf ihre Figur anzusprechen wie manche das hier erzählt haben. Es ist so ein empfindliches Thema und genau so sollte man es eigentlich auch behandeln. Man kann die Leute - dünn wie dick, Mann wie Frau - so sehr damit verletzen.)
Ich habe mich irgendwie einfach noch nie in meinem Körper wohl gefühlt. Ich habe mich immer zu dick gefühlt - wenn ich mir heute alte Bilder angucke, kann ich nur den Kopf schütteln, aber meine Körperwahrnehmung war schon immer verzerrt. Ich hatte eine langanhaltende Phase, in der ich Magersüchtige unglaublich hübsch fand - umso frustrierter war ich, dass ich es nicht geschafft habe, dorthin zu kommen sondern stattdessen voller Frust nur umso mehr "fresse".
Ich habe wirklich sehr, sehr lange gebraucht um eine gesunde Einstellung zu meinem Körper und zum Abnehmen zu bekommen. Was habe ich meinen Körper gehasst, der so unfähig ist abzunehmen, mich selbst, die einfach keine Disziplin hat. Meinen eingeschlafenen Stoffwechsel, meinen hässlichen Körper, der sich an Fettreserven klammert ... Ich weiß gar nicht, was ich mir sonst alles eingeredet habe.
Als ich dann übers Kalorienzählen die 10kg abgenommen habe, hat das meiner Einstellung zu mir und meinem Körper quasi den Feinschliff gegeben. Ich habe gemerkt, dass mein Körper nicht mein Feind ist. Sondern, dass ich echt dankbar für ihn sein kann. Weil ich laufen gehen kann, obwohl ich wirklich lange wegen wahrscheinlich falscher Schuhe und mieser Lauftechnik Knieschmerzen hatte. Weil mein Körper durchaus in der Lage ist, abzunehmen, wenn ich ihm dabei trotzdem gebe, was er braucht.
Und auch wenn ich aktuell so sehr damit struggle wieder ins Game einzusteigen, dann bin ich so froh, dass ich jetzt auch nach der Schwangerschaft wieder laufen gehen kann. Dass mein Körper die Schwangerschaft an sich so gut weggesteckt hat und jetzt ist es einfach an mir, dass ich mich zusammenreiße und etwas tue, damit ich dahin komme, wo ich hin will.
Was mir übrigens noch total geholfen hat mal zu verstehen, wie ein normaler Körper aussieht war, die Frauen beim Wrestling zu sehen
Mein Mann hat mich mal drauf gebracht, zusammen mit ihm WWE oder Smackdown zu gucken. Und im Gegensatz zu Filmen, Serien oder Fotos wurde da an den Frauen eben nichts nachbearbeitet. Es klingt total doof, aber für mich war es ein totales Aha-Erlebnis, dass auch wirklich schlanke, durchtrainierte Frauen ein Hautfalte am Rücken haben, wenn sie sich nach hinten beugen (ich hoffe man versteht was ich meine).