Mal ganz allgemein gefragt.
Jagdhunde als reine Familienhunde, in erster Linie auf die Vorstehrassen bezogen.
Also klar haben die andere oder mehr Bedürfnis nach Bewegung und geistiger Aktivität.
Mir kommt es so vor, als würden immer mehr dieser Rassen als reine Familienhunde gehalten (auch durch die Vermittlung von Tierschutzhunden) und das scheint ja auch durchaus machbar zu sein.
Wenn man sich für so eine Rasse entscheidet, welcher der Vorsteher kann man da noch am ehesten glücklich machen?
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Ich fang mal anders an: Warum sich selbst damit unglücklich machen? Warum sich einen Spezialisten zulegen, wenn man dessen Fähigkeiten gar nicht haben möchte? Die Optik wird im Alltag jedenfalls ziemlich schnell kaum noch eine Rolle spielen. Und selbst wenn man mit dem Hund arbeiten möchte, sollte man nicht unterschätzen, wie viel Engagement und Energie man für diese Rassen benötigt und wie anstrengend es sein kann.
Ich bin auch recht naiv an die Sache rangegangen und habe gedacht, ich arbeite mit dem Hund, mache lange Spaziergänge etc. Er ist gerade 17 Monate alt und aus meinen geliebten langen entspannten Spazierrunden sind viele Rumsteh- und Pausenrunden geworden, in denen wir üben, die ganzen wunderbaren Verlockungen dieser Welt zu ertragen Wanderungen sehe ich derzeit auch noch nicht. Für den Hund ist der Wald so spannend, dass die Impulskontrolle nach 1-1,5 h in der Regel aufgebraucht ist. Mit Freundinnen gehe ich nur sehr selten mit Hund spazieren, weil ich mich zu 100 % auf den Hund konzentrieren muss.
Das impliziert auch, dass Mensch & Hund sehr gut eingespielt sein müssen und der Mensch erkennt, wann kritische Situationen entstehen, wann der Hund anfängt zu jagen (und zwar nicht erst in der Sequenz Hetzen ). Damit müssen sich auch alle Familienmitglieder intensiv mit dem Hund beschäftigen oder ganz außen vor bleiben. Aber nur gelegentlich mal ein Ründchen gehen wird schwierig. Das kann sicherlich auch zu Konflikten führen, wenn es doch ein Familienhund sein soll. Ist auch für eine etwaige Fremdbetreuung schwierig.
Wenn Familienhund bedeutet, dass der Hund zwar in einer Familie lebt, aber dennoch nur eine richtige Bezugsperson hat, mag es anders aussehen. Da würde ich aber noch den Punkt bedenken, dass die Rassen in der Regel ziemlich reizempfänglich sind und viel Trubel im Haus vermutlich ein Problem ist. Wir haben im Prinzip nie Besuch (klingt so unsozial, wir treffen uns halt immer woanders) und sind auch sehr ruhig Zuhause, und trotzdem schläft Tyrion doch noch mal fester und länger, wenn er ein paar Stunden alleine ist.
Nun zu deiner eigentlichen Frage, ob man den Hund glücklich machen kann: Ich hoffe es! Ich mache hauptsächlich Mantrailing in einer Rettungshundestaffel mit ihm und ich sehe eine ähnliche Begeisterung wie auf einer frischen Wildfährte. Dummys sucht er auch super gerne, aber das Trailen sieht definitiv noch einmal anders aus. Trotzdem nagt auch immer irgendwo ein Zweifel. Ich würde sehr gerne irgendwann mal einen Hund jagdlich führen und hoffe, dass sich dann meine Ansicht bzgl. Auslastung ohne Jagd nicht ändert.
Man kann natürlich auch den Anspruch kritisch sehen, dass jeder Hund in vollkommener Selbstverwirklichung leben muss. Ich finde es toll, wie sehr sich die Menschen um ihre Hunde bemühen, aber ist es nicht irgendwie pervers, wie wir einerseits mit unseren Nutztieren umgehen und andererseits hier darüber diskutieren, ob Mantrailing für einen Jagdhund die absolute Erfüllung ist?
Andererseits ist es auch grausam, ein Tier für einen bestimmten Zweck zu züchten, der durch die Selektion sein ganzes Denken bestimmt, und ihn dann nicht zu diesem Zweck einzusetzen und stattdessen "Antijagdtraining" zu machen.