Alter 3 Jahre, Hündin, sitzt seit 2 Jahren im Shelter in einem kleinen Kennel (ca. 4 m²) mit einer 2. Hündin, wird als sozial, ruhig und devot eingeschätzt. Schlimme Verhältnisse, total verfilzt, Kot wohin man blickt etc. - ihr kennt das ja bestimmt.
Ich wollte hier nur auch gerade noch Mal meinen Senf zugeben, da ich genau das hier sitzen habe. Leia wurde als Welpe im Wald gefunden neben ihrer toten Mutter, saß dann fast zwei Jahre im Shelter. Den Bildern nach zu urteilen in einem kleinen Holzverschlag mit wenig Tageslicht.
Sie wurde als ängstlich beschrieben.
Sie ist jetzt zwei Jahre hier und mein absoluter Herzenshund, aber: sie ist noch immer wahnsinnig ängstlich. Sie hat panische Angst vor Sonnenschein, Dunkelheit, künstlichem Licht in Form von Taschenlampen oder grellen Strahlern. Ebenso vor sämtlichen Geräuschen von Menschen draußen.
Das führt dazu,dass zum einen Spazierengehen nur selten möglich ist (vieles probiert mit Trainer, je häufiger sie raus geht um so schlimmer wird ihre Angst im Haus. Und wir leben super ländlich.) Zum anderen führt das auch dazu,dass sie nicht stubenrein ist. Bei für sie idealem Wetter löst sie sich ohne Probleme im Garten, sobald Wind oder Sonne da ist, keine Chance. Im Haus ist sie inzwischen relativ entspannt, vor Lichtreflexionen an der Wand hat sie noch immer panische Angst. Nach gut einem Jahr hat sie sich dann auch von meinem Mann streicheln lassen, inzwischen liebt sie ihn auch. Mit Besuchern kommt sie gut klar, wenn diese sie ignorieren, alleine bleiben auch kein Problem.
Kurz nach ihr zogen noch zwei weitere Hunde aus Ungarn ein, mit denen sie nach einiger Zeit super klar kam, die drei sind ein super Team. Im Frühling haben wir aber versucht noch eine weitere Hündin aufzunehmen und da hat man deutlich gemerkt, dass Leia erwachsen geworden ist und davon gar nichts mehr hält. Die Hündin ging zurück an die Pflegestelle, da es einfach überhaupt nicht funktionierte.
Ich würde Leia nicht tauschen wollen, aber wir sind auch relativ leidensfähig hier. Sie hat ihr Toilettenzimmer mit Pipi Pads wenn sie zuviel Angst hat raus zugehen, ein anders Zimmer ist permanent verdunkelt, so dass sie dort aufs Sofa kann wenn sie sich zurück ziehen will. Nachts schläft sie im Bett unter der Bettdecke. Wir fahren mehrmals die Woche auf ein gesichertes Feld, das man zum Freilauf mieten kann, wir verzichten auf Urlaub anderswo. Bahnfahren oder ähnliches - wäre unmöglich. Ins Büro mitnehmen - unmöglich. Zu viel Stress im Haus (Möbel umräumen, Handwerker, Besuch) muss genau im Blick behalten werden, denn bei zuviel entwickelt sie sofort Magen- Darm-Beschwerden, führte letztes Mal zum Notdienst an den Tropf. Ursache waren die beiden kleinen Neffen meines Mannes die unerwartet zu Besuch kamen. Und die sind ihr nicht zu nahe gekommen, sondern waren nur im Haus unten,während sie oben war. Hat zu massivem Durchfall geführt.
Ihre Geschwister sind übrigens ähnlich, zwei davon haben mehrfach den Besitzer gewechselt,weil die Leute nicht damit klar kamen. Eine davon ist aggressiv geworden, weil ihre Ängste ignoriert wurden. Würde ich Leia auch zutrauen wenn sie permanent in unpassende Situationen versetzt werden würde. Herdenschutzhund ist vermutlich auch drin, merkt man jetzt auch deutlich im Verhalten gegenuber fremden Hunden. Die Husky-Hündin unsere Nachbarn hat es irgendwie in unseren Garten geschafft (ich weiß bis heute nicht wie) und ich war heilfroh, dass ich gerade im Garten war und Leia reinschicken konnte, bevor sie Hackfleisch aus ihr gemacht hat.
Ganz schön viel Text geworden, aber ich denke einen Hund mit so einer Vorgeschichte sollte man tatsächlich nur aufnehmen, wenn man zum einen bereit ist, wahnsinnig viele Kompromisse im eigenen Leben einzugehen,oder einen wasserfesten Plan B im Hinterkopf hat.