Ich vermute, dass das Geheimrezept zum gehorsamen Hund zwischen den Hundetypen stark variiert.
Erregungskontrolle mag ein wesentlicher Faktor sein bei kooperativen Jagdhunden, vielen Hütehunden (alles mit viel will-to-please/work), den Deutschen/Belgischen/(...) Schäferhunden.
Bei anderen Hundetypen sehe ich nicht, wie man über Erregungskontrolle viel ausrichtet.
Herdenschutzhunde regen sich von Natur aus nicht unnötig auf, die laufen ja eigentlich auf dem Erregungslevel -2, springen blitzschnell auf +100 und dann genauso blitzschnell auf -2 zurück. Ich glaub nicht, dass man da groß versuchen braucht, den Erregungslevel als solches zu kontrollieren.
Bei unserem Berner Sennenhund früher, den ich als sehr rassetypisch empfand, war ein "Überdrehen" quasi ausgeschlossen. Erregungslevel kein Problem.
So, wie ich Rottweiler vor 2-3 Jahrzehnten kennengelernt habe (das mag inzwischen sehr anders sein), gab es auch bei diesen Hunden kein "Reinsteigern" in Erregung. Also, kein unnötiges zumindest.
Die Rassenliste lässt sich fortsetzen.
Mit Eregungskontrolle meine ich, zu erkennen, auf welchem Erregungsniveau sich der Hund befindet und dieses regulieren zu können, also den Hund hoch- - und was für die meisten sicher wichtiger ist- auch wieder runterfahren zu können bzw. den Hund dabei anzuleiten, das selbst zu tun.
Das find ich gut, dass du das sagst. Mir fehlt in den Diskussionen zu dem Thema oft das "absichtliche Hochfahren". Einerseits ist das logisch, weil die Leute, die sich um Erregungskontrolle/Impulskontrolle Sorgen machen, keine Probleme damit haben, ihren Hund hochzuputschen. Einmal Ball schmeißen reicht, oder so.
Andererseits werden in den Diskussionen das Runterfahren und konditionierte Entspannen deshalb so dermaßen betont, dass ich beim Lesen der Diskussion oft das Gefühl bekomme "arme Hunde. geht nur noch darum, die ruhig zu stellen".
Also, mir ist schon klar, dass das bei den meisten Leuten nicht so ist und dass es nicht so gemeint ist.
Trotzdem lesen sich manche "wie-bringe-ich-meinem-Hund-Impulskontrolle-bei"-Berichte (so quer durchs Internet) wie Anleitungen zum Deckeln absolut allen Verhaltens, bei dem der Hund womöglich ... lebhaft wirken könnte. Gemeinsames Sau-rauslassen: Absolutes Tabu. Spielen: Nur und ausschließlich ruhige Nasenspiele. Bälle sind böse, immer. Jeder Hund wird ein Balljunkie, ein Süchtiger. Ein Süchtiger! Willst du das? JEDES Aufregen des Hundes ist schlecht. Usw.
Ich vermisse wirklich die Berichte, wie Leute das Hoch- und Runterfahren beides üben. Also z. B. sowas: "Wir zergeln im Moment sehr viel und ich hab festgestellt, ich kann ihn richtig heißmachen, wenn ich dabei quietsche, dann fängt er mit Spielknurren an und schüttelt den Zergel, was das Zeug hält. Und wenn ich dann körperlich ruhig und passiv werde (und xyz mache), dann fährt er wieder runter und schmeißt sich hin und das Zergeln geht im Liegen weiter, eigentlich kaut er dann nur noch drauf rum ..."
Es gibt immer mal Hunde, wo der Mensch dauernd Bremsklotz sein muss und nie Anheizer sein darf. Hunde mit Vorgeschichte.
Aber der Normalfall sollte das nicht sein.
Mich wundert wirklich, dass sich hier im Forum gefühlt die Hilfesuchenden mit ihren überdrehten, völlig zerstressten Hunden häufen.
Nimmt die Zahl der überdrehten Hunde zu?
Oder wird nur mehr drüber geredet als früher?
Oder bilde ich mir das überhaupt nur ein?