Vielleicht fang ich mal damit an
Ich gehe davon aus du besitzt einen Labradormix, der in etwa den Jagdtrieb eines Labradors besitzt - nicht übermäßig stark, aber auch nicht mit blossem "Hieer" und Leckerchen als Belohnung in den Griff zu bekommen.
Das Jagen ist das Größte für einen solchen Hund - es ist ein Ursinstinkt, dient der Selbsterhaltung und macht dem Hund irre Spaß.
Um den Hund dazu zu bringen auf deinen Wunsch die Jagd abzubrechen sind drei Komponenten fällig:
1. zuverlässiger Gehorsam
2. gefestigte Bindung
3. Alternativbeschäftigung
> Punkt eins..
Der Gehorsam muss sitzen, da führt kein Weg dran vorbei.
Du fängst in einer ablenkungsarmen Umgebung an (Park, Hundeplatz, Spielwiese) und gehst die normale Unterordnung durch.
- kurze Fußeinheiten
- Sitz und Platz auf Entfernung und aus der Bewegung
- zuverlässiger Aufbau des "Bleib"
Natürlich nicht durchgehend ohne Pausen, Motivation muss sein!
Allmählich steigerst du die Anforderungen:
- Beginne mit Futterbeutelarbeit indem Sinne, dass der Hund den Beutel als Ersatzbeuteobjekt sieht. Du lässt den hund neben dir in der Grundstellung sitzen, wirfst oder versteckst den Dummy, kehrst zum hund zurück und lässt ihn den Dummy holen, er bringt ihn dir und erhält prompt die Belohnung.
der genaue Aufbau dessen jetzt nochmal in grün :
Mein Hund kam für die Futterbeutel-Übungen immer an die Schleppleine.
Der Hund muss sich ablegen und im Bleib verharren, ich fuchtel ein bisschen mit dem Dummy herum, damit er kein langweiliger Abfall, der mir aus der Hoisentasche gefallen ist, ist, sondern ein heißbegehrtes Beuteobjekt. Dann lege ich ihn in 50 cm Abstand direkt vor meine Füße.
Darf der Hund ihn nun holen und ergreift ihn, kann er agrnicht viel falsch machen, da er ja direkt vor mir gegen ein leckerchen eingetauscht wird.
Gibt man am Anfang kein Leckerlie, will der Hund irgendwann nur noch widerwillig seine gerade erbeutete Beute abgeben.
Wiederholt man diese Übung regelmäßig, kann man sich bald mitsamt dem Dummy vor den Füßen einige Meter vom Hund entfernen und ihn den Dummy dann greifen lassen.
Danach entfernt sich der Dummy Zentimeter für Zentimeter von dem Hundeführer - abgesichert durch die Schleppleine wird der Hund am Weglaufen mit der Beute gehindert.
Immer wenn der Dummy dem HH wieder in die ausgestreckte Hand gelegt wird, gibt es ein tolles Leckerchen und ein kleines Suchspiel, sodass der HGund ganz schnell über die verlorene Beute hinwegkommt
Will der Hund dennoch mal mit der Beute flüchten, wird schnell die Schleppleine festgehalten und der Hund wird ein Stück herangezogen, verbunden mit einem "Hier" , die auf das Abgeben folgende Belohnung fällt dann noch größer, schöner,leckerer, besser, spannender aus, als je zuvor
- Mein nächster Schritt war die Reizangelarbeit
Der Futterbeutel wurde an eine 5 m Schleppleine befestigt , der Hund ins Platz gelegt , das Beuteobjekt vor dem Hund her gezogen (fang in weiterer Entfernung an und nähere dich dem Hund später immer mehr) und erst beim Auflösen des Kommandos, durfte der Hund hetzen, den beutel packen und mir unverzüglich bringen (daher erst den Aufbau der normalen Futterbeutelarbeit festigen, sonst versucht hund mit beute wegzurennen und beginnt einen Kampf mit der am band befestigten beute)
Klappt das ganze wirklich ohne!! Probleme, bin ich dazu übergegangen, den Hund aus dem platz die Erlaubnis zu geben hinterherzuhetzen und ihn während der "Jagd" ins Platz zu rufen. Die ersten Male, musste ich mich quasi zwischen Hund und Beute stellen, ihm somit den Weg erschweren und die kurze Verwirrung nutzen den Befehl zu verdeutlichen, später ist der hund auch aus der Entfernung ins Platz zu rufen.
Du musst den Hund nicht bei jeder Jagd ins Platz rufen, da er sonst schnell die Lust am Spiel verleirt, da der Erfolg am Ende vom Frust über das nicht-erreichen der beute überlagert wird.
Lass ihm öfters auch sofort den Erfolg den Dummy zu packen und zu dir zu apportieren.
Ist dies ganze in der ablenkungsarmen Umgebung gegeben, wiederhole das gesamtpaket in Ablenkung von Wildgeruch.
Bei der Futterbeutelarbeit hat der Hund den Dummy zu dir zu bringen, auch wenn direkt daneben eine frische Wildspur ist - das musst du durchsetzen, aber dann klappts auch
Zudem muss auch in wildreicher umgebung der normale Gehorsam fest sitzen - lege deinen Hund öfter mal direkt neben einer kaninchenkoloniebau ab und entferne dich erst 10 sek, dann 30, dann 60 usw..
Als Motivation muss am Ende immer ein umfassendes Spiel folgen - mit der Reizangel, dem Futterbeutel einem Leckerchensuch- oder Rennspiel.
Wenn eine Übung plötzlich nicht mehr klappen will, bau sie nochmal klein auf und belohne jeden kleinen Erfolg, beende eine Übungseinheit lieber zu früh und richtig, als zu spät und der hund hat schon einen Fehler gemacht.
=> Das Ziel ist es bei unverhofften Wildbegegnungen den hund aus dem Hetzen sogar ins Platz rufen zu können, und ihn dann dementsprechend mit dem Spielzeug an der Reizangel belohnen zu können.
> zweiter Punkt
Um diesen zuverlässigen Gehorsam erreichen zu können musst du im Mittelpunkt auf Spaziergängen stehen, von dir geht alle Action aus, durch dich erfährt der Hund Jagderfolg (den Futterbeutel) , du bist ein konsequenter, souveräner, durchsetzungsfähiger Jagdpartner und dein kommando und deine Belohnung stehen über dem Instinkt des Hundes zu hetzen.
Da ist eine super Bindung mehr als wichtig ...
- belohne jeden Blickkontakt des Hundes
bei Wildbegegnungen in Entfernung mit einem super Leckerlie
bei Zusammenarbeit mit Futerbeutel und Reizangel mit einem netten in die Augen blinzeln , freundlich schauen und "Feiin" und zwischendurch aucgh mal was leckerem und bei der einfachen Erholung des Hundes im Freilauf (an der Schleppleine) reicht auch mal einfach ein netter Blickkontakt und ein "Fein" - der Hund soll sich ja auch mal von der gemeinsamen Arbeit entspannen können und nicht ständig unter Strom stehen um zu dir zu gucken.
- verstecek dich auf Spaziergängen öfters mal hinter einem Baum - der hund wird dich suchen und du belohnst ihn natürlich dafür.
- wechsel öfters einfach mal so ohne den Hund aufmerksam zu machen die Richtung, schlage ganz unverhofft einen anderen Weg ein, renne plötzlich in einen seitenweg oder springe plötzlich in den Wald über einen Baumstamm ...
- hock dich auf den Spaziergängen urplötzlich mal , scharre aufgeregt im laub, lass unauffällig ein zwei Leckerchen reinfallen und lass den hund interessiert suchen, was du schon wieder tolles entdeckt hast
=> Das Ziel soll sein, dass der hund dich auch in wildreichen Gebieten immernoch für den "Star" hält, der die Richtung angibt , für Action sorgt und unverhofft mal das ein oder andere leckerlie findet bzw. den Hund auchmal auf den "verlorenen" Futterbeutel aufmerksam macht.
> dritter Punkt
Dein Hund ist ein Jagdhund, der dementsprechend ausgelastet werden muss. Auch wenn du den oben beschriebenen Trainingsplan mit Erfolg beendet hast, heißt das nicht, dass dein hund ab jetzt immer bei Wild abgerufen werden kann und seine Auslastung im "frei laufen" erfährt. Er sieht in dir immernoch DEN Jagdpartner, der regelmäßig für Erfolge suchen muss.
Baust du also im weiteren Hundeleben täglich immer mal wieder Suchspiele, Futterbeutelarbeit, Reizangeltraining und Gehorsamsübungen ein wird der Grundgehorsam so erhalten bleiben.
Aber glaub mir: Hast du einmal damit angefangen über zwei Jahre täglich deinen Hund so zu beschäftigen, willst du es immer weiter machen, denn auch wenn es immer mal den ein oder anderen Rückschlag gibt, macht es irre Spaß mit seinem Hund so arbeiten zu können.
Viel Erfolg
LG Jana