huhu
schön, dass du dich vorher informierst!
Vorweg: ich kann den anderen nur zustimmen und viel funktioniert einfach nach Bauchgefühl, sobald der Hund da ist. Ich habe mir auch super viele Videos angeschaut bevor Luna bei mir eingezogen ist, nur um dann festzustellen, dass die Praxis nochmal ganz anders ist als die Theorie.
Aber sich vorher schon mal mit den Basics der Körpersprache auseinanderzusetzen finde ich super cool und nur von Vorteil! Dazu kann ich die Seite https://sprichhund.de wärmstens empfehlen. Dort gibt es das 1x1 der Körpersprache, da kann man sich einfach mal durchklicken.
Und was vielleicht auch noch gut zu wissen ist, ist wie Hunde überhaupt lernen. Da gibt es 4 Quadranten:
- positive Verstärkung = etwas Angenehmes wird hinzugefügt
- negative Verstärkung = etwas Unangenehmes wird weggenommen
- positive Strafe = etwas Unangenehmes wird hinzugefügt
- negative Strafe = etwas Angenehmes wird weggenommen
vgl. dazu: https://www.easy-dogs.net/trainingsmethoden/
Positive Verstärkung besagt ganz einfach, dass der Hund ein erwünschtes Verhalten zeigt und dafür eine Belohnung bekommt (Keks, Spiel etc.), bei der negativen Verstärkung ist der Hund einem unangenehmen Reiz ausgesetzt, z. B. ein Fremdhund ist zu nah und der Hund fühlt sich unwohl und die Belohnung wäre dann sozusagen, dass der unangenehme Reiz entfernt wird, also im Beispiel hier der Fremdhund geht weg.
Positive Strafe bedeutet, dass der Hund ein unerwünschtes Verhalten zeigt und dafür eine Strafe bekommt (z. B. Hund hängt bellend in der Leine und bekommt einen Leinenruck) und negative Strafe bedeutet, dass der Hund ein unerwünschtes Verhalten zeigt und als Strafe wird bspw. die Aufmerksamkeit durch die Bezugsperson entzogen.
Ein Lerneffekt tritt, sofern richtig angewendet, bei der Anwendung jeder dieser Quadranten auf. Allerdings hat das Arbeiten über Strafen auch Nebenwirkungen, vor allem wenn man mit dem Timing nicht genau ist.
Ich persönlich arbeite eigentlich hauptsächlich über die positive Verstärkung. Es gibt mittlerweile auch einige wissenschaftliche Studien, die belegen, dass das der effektivste Weg ist. Nicht nur in Bezug auf Hunde. Über positive Verstärkung kann man selbst Zootiere trainieren, die nicht mal darauf ausgelegt sind mit dem Menschen zusammenzuarbeiten.
Körperliche Korrekturen oder auch Leinenrucken sind keine Methoden, die ich anwenden würde. Wir können niemals so körpersprachlich fein kommunizieren, wie Hunde das untereinander tun und auch mit dem Timing sind wir Menschen einfach oft nicht schnell genug (eine Konsequenz, egal ob positiv oder negativ, sollte immer 1 - 3 Sek. nach einem Verhalten folgen, damit der Hund noch eine Verknüpfung herstellen kann). Und so kann es dann auch schnell zu Fehlverknüpfungen kommen.
Also wenn du zB zu spät strafst und der Hund ist mit seinem Kopf in dem Moment schon woanders, dann kann es sein, dass er das, was er in dem Moment anschaut, mit der Strafe verbindet und nicht mehr das von ihm gezeigte Verhalten.
Um das ganze mal abzukürzen - bei Nachfragen schreibe ich auch gerne noch ausführlicher :) - Hunde sind Opportunisten und machen das, was sich für sie lohnt. Deshalb ist Training in der Theorie eigentlich auch gar nicht so schwer.
Man muss sich immer fragen: Was soll mein Hund konkret tun?
Es reicht nicht zu sagen "Mein Hund soll XY" nicht tun" , sondern der Hund bracht eine Anleitung, was er stattdessen tun soll. Das ganze kann man schön kleinschrittig aufbauen.
Und was ich im Hundetraining immer schade finde, ist dass der Fokus so sehr auf "das soll er nicht tun" gelegt wird. Bitte nicht als Kritik auffassen - aber das merkt man ja auch schon in deinem Eingangspost und war bei mir nicht anders!
Aber ich finde mittlerweile es macht sooo viel mehr Spaß sich auf das "das macht er gut" zu fokussieren und das zu verstärken, als umgekehrt. Das kann man zB mit einem Markersignal machen. 
Meine Hunde kennen keinen Abbruch im klassischen Sinne und ich hab das auch noch nie vermisst. Ich habe ein "schau" als Umorientierungssignal aufgebaut, das bis in die höchste Erregungslage trainiert wurde (Also genauso wie man es bei einem Abbruch auch tun würde) und wenn der Hund sich dann zu mir umorientiert frage ich ein Alternativverhalten ab. Meistens ein "touch", weil dann ist der Hund wieder bei mir.
Ich finde ein Abbruch ist irgendwie immer so ein bisschen, wie Topfschlagen spielen. Man bekommt zwar gesagt, wo man falsch ist, aber eine genaue Richtungsanweisung gibt es auch nicht. Das kann ja auf Dauer nur zu Frust führen.
Ah und zum Thema ein Signal abfragen, obwohl man nicht weiß, ob der Hund es gerade ausführen kann - auch da kann das Umorientierungssignal eine super Hilfe sein. Dann merkst du - der Hund orientiert sich um, dann kann man auch ein Signal abfragen, oder der Hund orientiert sich nicht um, d.h. er ist gerade gar nicht ansprechbar und man klemmt sich das Signal lieber, um es nicht kaputt zu machen.