Beiträge von lisa_do

    Autokino ist auch noch was, was man machen kann für die geistige Auslastung. 😊 Hund ins Auto nehmen, irgendwo hinfahren (muss nicht weit sein) , Fenster runter, Hund auf den Schoß nehmen und ihn gucken und schnüffeln lassen.

    Hallo :winken:


    Für mich klingt das nicht nach mangelndem Respekt, sondern einfach nach einem gestressten und ggf. überforderten Hund. Ich würde da an der Ursache ansetzen und nicht an einzelnen Symptomen "rumdoktern". Auch zB mangelnde Leinenführigkeit liegt oft daran, dass der Hund es einfach nicht leisten kann, weil das Stresslevel zu hoch ist, keine Konzentrationsfähigkeit mehr da ist etc.


    Hunde - gerade Begleithunde - wollen mit dem Menschen zusammenarbeiten. Warum nimmt man das nicht an und versucht eine gemeinsame Basis zu finden anstatt gegen den Hund zu arbeiten? Für mich sind körperliches Blocken und Dinge zwanghaft durchsetzen wollen ein gegeneinander Arbeiten und kein Miteinander.


    Wie soll der Hund denn gerne auf dem Platz liegen bleiben, wenn er diesen mit stressigen Trainingseinheiten verknüpft?

    Jedes mal wenn du den Hund auf den Platz bringst, er nicht dort liegen bleibt, du gefrustet wirst, dir die Leine nimmst, ihn zurückbringst, ihn dann körperlich blockst, damit er endlich liegen bleibt führt das zu Frust auf beiden Seiten und zu negativen Emotionen. Das ist dir ja selbst aufgefallen, da du schreibst, dass der Hund hochdreht, wenn du versuchst ihn körperlich zu begrenzen.

    Das könnte ein Herumalbern als Übersprungshandlung sein, weil der Hund in dem Moment überfordert ist oder ein fiddeln um dich zu beschwichtigen.


    So oder so, ich würde eher versuchen eine positiv verknüpfte Ruhezone für den Hund aufzubauen. Das kann eine Box sein, ein Liegeplatz, der mit einem Welpenauslauf abgetrennt ist oder oder .. Und da wird dann nichts mit Zwang durchgesetzt, sondern dort passieren nur tolle Sachen. Z.B ein gefüllter Kong, eine Schleckmatte, ein Kauartikel .. Eigentlich lernen Hunde dann recht schnell, dass der Platz was tolles ist.



    Bei so einem Stresskeks könntest du auch zusätzlich mit konditionierter Entspannung arbeiten und / oder ein "Pause-" bzw. "Ignoriersignal" aufbauen, um für mehr Ruhe zu sorgen.



    Und dann wäre noch die Frage, was darf der Hund an Hundedingen machen?

    Ich habe eine "Hobbyliste" für meine beiden Hunden, auf denen Dinge stehen die die beiden gerne machen. z.B. sowas wie "Buddeln", "Schnüffeln", "Fressen", "Wälzen", "Rennen" usw. und ich schaue, dass ich die Bedürfnisse im Rahmen des möglichen regelmäßig erfülle, damit sie im Alltag ausgeglichener sind und weniger Frust haben.


    Wie sehen zB eure Spaziergänge aus? Ist der Hund im Freilauf? An der (kurzen) Leine? Was darf er? Was darf er nicht?



    Ich sage nicht, dass ihr keine Grenzen setzen sollt. Das ist auf jeden Fall wichtig! Aber ich finde dieses zwanghafte Durchsetzen von einem Deckensignal sehr oft kontraproduktiv, da es wie gesagt sehr häufig eben nicht zu mehr Ruhe führt, sondern ganz im Gegenteil zu mehr Stress.


    Ich hoffe mein Gedankengang ist nachvollziehbar. :smile:

    lisa_do:

    Ich habe schon das Gefühl, dass die Wasserflasche was bringt. Er bricht dann das Pöbeln zumindest ab.


    Auch die Methode mit der Wasserflasche wird das nicht ändern, sondern nur unterdrücken. Bei manchen Hunden funktioniert sowas (aber auch ohne dass sich die eigentliche Emotion "Abneigung ggü anderen Hunden" ändert, sie lösen nur aus Angst vor der Wasserflasche nicht mehr aus) und bei anderen führt es zu oben aufgeführten Beispielen.



    Ja, ein Schreckreiz führt in der Regel erstmal dazu, dass ein Verhalten unterbrochen wird, das ist richtig. Jedoch kann es zu Fehlverknüpfungen führen, wenn man mit dem Timing auch nur ein paar Sekunden daneben liegt (es geht hier wirklich um Sekunden) und es ändert nicht die Emotion des Hundes, sondern unterdrückt nur das Verhalten.

    Du unterdrückst also nur das sichtbare Symptom, behandelst aber nicht die Ursache. Das kann bei einigen Hunden dazu führen, dass sich enorm viel Frust anstaut und er irgendwann explodiert oder seinen Frust an anderer Stelle rauslässt.

    Wichtiger ist aber, den Keks dann letztendlich vom Trigger wegzuwerfen. Das würde man aus menschlicher Logik heraus ja erstmal umgekehrt machen.


    Aber wie gesagt ist es negative Verstärkung , den Keks vom Trigger weg zu werfen und es bringt den Hund nicht in die Konfliktlage Futter nehmen zu wollen, obwohl er sich in der aktuellen Situation nicht richtig wohlfühlt. 😊

    Aber ist schon richtig, wir haben versucht ihn zu locken. Die ersten Male ging es auch besser, es ist irgendwie immer schlimmer geworden 🙁

    Das würde ja meine Annahme von oben bestätigen, dass euer Hund euch durchschaut hat und eher immer skeptischer geworden ist. Ich finde das auch ehrlich gesagt verständlich. Stell Dir mal vor Du hast Angst vor Spinnen und um dich zu therapieren lockt dich jemand unter einem Vorwand in einen Raum, du vertraust der Person und gehst rein und plötzlich wird die Tür zugemacht und der Raum ist voller Spinnen. Da würdest du es dir das nächste mal ja auch überlegen, ob du der Person nochmal vertraust.


    Und um bei dem Beispiel zu bleiben: Wenn man eine Person mit Spinnenphobie in einen Raum voller Spinnen steckt, wird sie Panik haben und fühlt sich in der angst vor den Spinnen bestätigt. Je häufiger man das nun macht, umso häufiger macht die Person schlechte Erfahrungen mit Spinnen und umso häufiger wird sie in ihrer Angst bestätigt, was dazu führt, dass es von mal zu mal schlimmer wird.

    Könnte ich mich dabei aber schon nahe ans Auto ranstellen?

    Wie ist denn die aktuelle Wohlfühldistanz von eurem Hund zum Auto? Ich würde dort ansetzen und dann lieber Schritt für näher ran gehen. =)

    Nein nicht mal der Partner oder eine andere Person darf währenddessen in der Wohnung aufpassen. Der Hund soll die Wohnung positiv verknüpfen und das kann er wohl nicht, wenn er dort bleiben muss wenn Frauchen/Herrchen geht und er dann eben jault. Wo anders wäre das wohl egal weil der Hund dort nicht wohnt.

    Huhu, sorry dass ich so reingrätsche, aber das stimmt nicht!


    Ich habe mir sowohl das gratis Webinar von ihr angeschaut, als auch den Podcast gehört und ihr dann eine Frage bei Instagram zu genau dem Thema gestellt und kann da deshalb etwas zu sagen. :smile:


    Zunächst einmal muss man zwischen 2 verschiedenen Arten von Trennungsstress unterscheiden. Es gibt Hunde die können einfach nicht alleine bleiben, aber sind entspannt sobald irgendeine Person da ist und dann gibt es Hunde, die sind so sehr auf eine Person bezogen, dass sie nicht ohne diese Person sein können und auch Stress haben, wenn eine andere Person (zB Hundesitter oder Partner) da ist.


    Bei ersterem, also Hunden die nur nicht ganz alleine bleiben können, spielt es keine Rolle wo sie sich während der Abwesenheit der Besiter*innen aufhalten, solange jemand da ist, der aufpasst. Das kann also auch sehr problemlos die eigene Wohnung sein.


    Beim zweiten Szenario, also bei Hunden die nicht ohne die Bezugsperson sein können, ist es besser, wenn man sie zu jemand anderem nach Hause gibt, sodass sie den Stress (den sie so oder so ohne die Bezugsperson haben werden) nicht unbedingt in der eigenen Wohnung haben. Hat man aber Familie, die im selben Haus wohnt, ist es nicht notwendig den Hund extra woanders hin zufahren. Das war nämlich das, was ich sie auch gefragt hatte.

    Ich hatte bei Fina nämlich erst die Befürchtung, dass sie nicht ohne mich sein kann, aber mein Freund ist ja hier, wenn ich weg bin. Da hatte ich sie gefragt, ob das auch in Ordnung ist und sie meinte, wenn das eine Person ist, mit der der Hund auch zusammen lebt und gut kennt, dann geht das. Man soll den Hund dann halt möglichst gut unterstützen, zB mit Kong, Futterbeschäftigung oder was auch immer dem Hund halt Spaß macht.



    Den Hund extra woanders hinzufahren, obwohl man Familie im selben Haus hat, fand ich nämlich auch etwas utopisch. Aber so ist es auch nicht. :smile:


    Ich muss sagen, dass ich ihr Angebot super toll finde und auch aus dem Podcast schon viel mitgenommen habe. Sie widerlegt auch viele Mythen rund um das Thema Trennungsstress, auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse und hat ja auch selber einen Hund, der jahrelang unter der Thematik gelitten hat. Ich kann auch ihren Instagram Account wärmstens empfehlen!


    Ansonsten denke ich auch, dass Trennungsstress nichts ist, was man von heute auf morgen "lösen" kann. Es dauert halt seine Zeit negative Emotionen mit positiven Emotionen zu überschreiben. Aber ich würde lieber in den sauren Apfel beißen und ein paar Monate investieren (auch wenn die dann super stressig werden), als im Endeffekt mehrere Jahre mit dem Thema zu kämpfen zu haben und den Hund nie guten Gewissens alleine lassen zu können.



    Eine Freundin von mir ist auch aktuell im Training zu dem Thema und sie lösen es über eine positiv aufgebaute Ignorierzeit im Haus. So lernt der Hund, dass der Mensch nicht immer verfügbar ist, aber das auch nichts schlimmes ist und er lernt sich dabei zu entspannen und sich selbst zu becshäftigen. Sie soll sich ein Ignoriersignal aussuchen (z.B. immer das gleiche Tuch an die Türklinke hängen oder dem Hund ein bestimmtes Halsband anziehen, irgendwas was der Hund wahrnehmen kann) und das dann langsam aufbauen. Bei Interesse kann ich das gerne noch ausführlicher erklären. :smile:

    Jedenfall ist das Ziel am Ende, dass der Hund Erwartungssicherheit hat und weiß, wann der Mensch nicht verfügbar ist und es dann auch egal für den Hund ist, ob der Mensch gerade am Schreibtisch sitzt und nicht verfügbar ist oder gar nicht im Haus ist. So oder so ist er nicht verfügbar.

    Wenn der Hund das kann, also im Haus für längere Zeit ignoriert werden und dabei schlafen / entspannt sein, dann verwendet man das Signal für die Zeit in der man aus dem Haus geht. Finde ich eigentlich eine ganz gute Vorgehensweise.

    Kurze Ergänzung:


    Luna hatte ähnliche Probleme, deshalb kenne ich das. Sie ist auch halbwegs entspannt Auto gefahren (war zumindest mein Eindruck), nur Einsteigen wollte sie nicht. Dann hatten wir eine Trainerin da, die meinte auch, dass sie beim Fahren selbst entspannt aussieht und war dann auch nach dem Motto unterwegs "Augen zu und durch" und ich sollte einfach weitergehen, sobald Luna stehen bleibt und sie notfalls auch ein kurzes Stück ziehen. Habe ich gemacht und das Ende vom Lied war dann auch, dass sie "freiwillig" eingestiegen ist.

    Freiwillig in Anführungszeichen, weil es natürlich nicht freiwillig war, sondern sie hatte keine andere Wahl. Am Ende hatte ich einen Hund, der von alleine in's Auto eingestiegen ist, aber plötzlich angefangen hat beim Autofahren zu zittern, was mir gezeigt hat, dass das Problem wohl doch nicht nur das Einsteigen war.


    Wir haben irgendwann die Trainerin gewechselt, von der auch das o.g. Zitat stammt und seit wir das Autofahren nun nochmal neu aufgebaut haben, klappt es viel viel besser! Luna bekommt auch etwas gegen Reiseübelkeit.

    Hm, also ich sehe das ehrlich gesagt etwas anders.


    Da fehlt vermutlich die Übung, um in den Kurven auszubalancieren.

    Das klingt zB danach, als hätte er vllt doch nicht nur ein Problem mit dem Einsteigen, sondern auch mit dem Fahren. Da könntet ihr im Alltag ein paar Gleichgewichtsübungen machen und den Kofferraum schön auspolstern, sodass er nicht viel hin- und herrutschen kann.


    Und ich würde in erster Linie davon ausgehen, dass er ggf. doch ein Problem mit dem Fahren selbst haben könnte. Meine Trainerin meinte mal "Nur weil der Hund sich nicht übergibt, heißt das nicht, dass ihm nicht schlecht sein kann.". Sehr banal, aber vergisst man schnell, finde ich.

    Genau wie bei uns Menschen gibt es Hunde, die müssen sich eher übergeben als andere. Dadurch, dass er sich als Welpe schonmal in's Auto übergeben hat, wäre das durchaus was, was ich im Hinterkopf hätte.

    Es zeigt auch nicht jeder Hund, dass er leidet. Einige leiden still und zeigen das Unwohlsein ggü dem Autofahren dann halt so, dass sie nicht in's Auto einsteigen mögen.


    Gerade wenn ihr das Auto gar nicht häufig braucht, habt ihr doch wunderbare Voraussetzungen das kleinschrittig und positiv aufzubauen. Warum dann "Augen zu und durch", wenn man es auch positiv aufbauen und damit einen langfristigen Erfolg erzielen kann?


    Ich würde die Umgebung rund um das Auto positiv verknüpfen und ggf. Triggergeräusche sensibilisieren. Z.B. Autoschlüsselgeräusche, die Autotüren etc.

    Luna hat schon auf stur geschlatet, wenn sie meinen Autoschlüssel gehört hat. Das kann man aber wunderbar positiv verknüpfen.


    Ansonsten finde ich, dass den Hund locken keine gute Idee ist. Das kann tatsächlich dazu führen, dass der Hund einem weniger vertraut. Du bietest dem Hund was tolles an, er denkt sich "wow, schnell hin", kommt zu dir und merkt plötzlich, dass Du ihn in eine für ihn sehr unangenehme Situation gelockt hast. Dann wird er sich in Zukunft 3x überlegen, ob er zu Dir kommen will, wenn du ihn locken willst. Manche Hunde werden da sehr schnell skeptisch.


    Habt ihr ein Markerwort? Klingt vllt erstmal unlogisch, aber ich würde mich mal in die Nähe vom Auto setzen, aber noch auf Wohlfühldistanz. Also wenn der Hund zB auf 1m an's Auto rangeht, dann würde ich mich in 1m Entfernung an's Auto setzen. Ganz ruhig. Den Hund dann entweder frei laufen lasse oder an die lange Leine und jedes mal, wenn er sich freiwillig dem Auto nähert oder es anschaut o.Ä. das Markerwort (oder clicker) benutzen und das LEckerchen dann aber vom Auto weg werfen (muss nicht weit sein, hauptsache nicht richtung Auto).

    Das hat den Vorteil, dass Du zwei Belohnungen gleichzeitig einsetzt und der Hund in seinem Tempo vorgehen kann. Du markerst auf der einen Seite jeden Annäherungsversuch an's Auto für den es dann auch einen Keks gibt (positive Verstärkung) und auf der anderen Seite ist die zweite Belohnung, dass der Hund sich wieder vom Trigger (Auto) entfernen darf (negative Verstärkung).

    Es gibt keinen Zwang und keinen Druck und das führt meistens dazu, dass der Hund viel lieber kooperiert, weil er die Kontrolle über die Situation hat und sich vom Trigger entfernen darf, wenn es zu viel wird.

    Wenn euer Hund an sich nicht von der ängstlichen Sorte ist, bin ich mir ziemlich sicher, dass er das damit super schnell lernen wird. Und es stärkt das Vertrauen, weil er merkt, dass du ihn nicht in unangenehme Situationen bringst.


    Zusätzlich würde ich aber tatsächlich auch mal Reisemedikamente antesten. Wie gesagt, ihr könnt nicht zu 100% ausschließen, ob ihm nicht vllt doch etwas übel wird beim Fahren. Und je öfter er diese Erfahrung macht, umso mehr verfestigt sich das. Deshalb würde ich den Kreislauf einmal durchbrechen und für eine gewisse Zeit Reisemedikamente geben, egal wie kurz die Fahrt ist.

    Sobald Autofahren dann Routine geworden ist und der Gleichgewichtssinn sich verbessert hat, kann man dann auch langsam damit aufhören. :)

    die mir sinnvoll erscheinen (Wasserflasche...)

    Was ist denn daran sinnvoll? Im Worst Case spritzt du den Hund 1 Sekunde zu spät zu nass und schon hast du Fehlverknüpfungen (zB Hund schaut nicht mehr anderen Hund an, sondern ein Kind, dann kommt der Wasserstrahl und plötzlich verbindet der Hund Kinder mit einem unangenehmen Reiz und du hast ein Problem mehr. Oder Du erzielst nicht den gewünschten Effekt mit der Strafe und bei den ersten 1 - 2 Malen erschreckt sich der Hund vllt noch und lässt von der Pöbelei ab, aber beim 3 - 4 mal ist er schon abgestumpft oder steigert sich durch den aversiven Reiz noch mehr in alles rein und du verschlimmerst das Problem.


    Dein Hund macht das nicht um dich zu ärgern. Dass er andere Hunde auf Abstand halten will ist eine Emotion und die kann man nicht von heute auf morgen ändern. Auch die Methode mit der Wasserflasche wird das nicht ändern, sondern nur unterdrücken. Bei manchen Hunden funktioniert sowas (aber auch ohne dass sich die eigentliche Emotion "Abneigung ggü anderen Hunden" ändert, sie lösen nur aus Angst vor der Wasserflasche nicht mehr aus) und bei anderen führt es zu oben aufgeführten Beispielen.


    Solche Probleme sind einfach viel Arbeit und in der Regel dauert das Monate bis Jahre. Ich würde auch davon abraten in Gegenden spazieren zu gehen, in denen sehr viele Hunde unterwegs sind, weil "der Hund muss das ja lernen". Konfrontiert man den Hund allerdings am laufenden Band mit den Reizen, obwohl man weiß, er kann es gerade noch nicht leisten da ruhig zu bleiben, dann vercshlimmert man es im Endeffekt nur.

    Je häufiger der Hund die Erfahrung macht "anderer Hund = blöd, also belle ich, um ihn auf Abstand zu halten und habe damit auch Erfolg", umso mehr verfestigt sich das Verhalten und der Hund fühlt sich darin bestätigt.

    Deswegen geht man idR kleinschrittig vor und übt erstmal mit sehr sehr viel Abstand und dosiert. Das heißt auch, dass man andere Hunde möglichst meidet und zu Zeiten oder an Orten spazieren geht, an denen nicht viel los ist.



    An deiner Stelle würde ich mir eine*n Trainer*in suchen, mit dem*der du eng zusammenarbeiten kannst und der*die einen Trainingsplan erstellt, ohne sehr aversive Methoden, wie zB Wasserflasche. Gruppenstunden halte ich nicht für sehr sinnvoll.

    Hallo :winken:


    Ich kann Dir mal ein bisschen was von meiner Luna erzählen. Sie kommt auch aus dem rumänischen Tierschutz und das was Du beschreibst, kommt mir sehr bekannt vor.


    Die ersten 3 Wochen war sie relativ unauffällig und dann fing es an, dass sie meinen Freund und auch meinen Vater verbellt hat. Es war so eine Mischung aus Bellen und Knurren, also man hat schon gemerkt, dass die beiden ihr nicht so lieb waren. Zugegebenermaßen war ich da auch erstmal etwas verzweifelt, weil auch ich mir das Zusammenleben mit Hund anders vorgestellt hatte. Hinzu kam noch, dass Luna von der Pflegestelle ganz anders eingeschätzt wurde und ich mich da als Anfängerin natürlich zu 100% drauf verlassen habe. Aus meinem Umfeld kannte ich bis dahin auch nur unauffällige Tierschutzhunde (wobei die eher aus dem Süden kamen und nicht aus Rumänien/ Bulgarien). Na ja, jedenfalls ist da für mich auch erstmal meine rosarote Hundewelt zusammengebrochen.


    Mit meinem Freund haben wir es dann so gemacht, dass der erstmal nur für Spaziergänge vorbeigekommen ist (das hat unsere Beziehung auch etwas auf die Probe gestellt) und gar nicht mehr reingekommen ist. Das ist für euch natürlich keine Option. Aber ich erzähle trotzdem mal weiter. Ich glaube gute 2 Wochen sind wir ausschließlich zusammen spazieren gegangen und nach den 2 Wochen ist mein Freund dann mal wieder mit in den Garten gekommen, hat Luna dabei aber ignoriert und hat ihr höchstens mal einen Keks zugeworfen bzw. beiläufig fallen lassen. Nach 3-4 Wochen haben wir uns dann mal wieder ins Haus gewagt, aber auch nur nach vorherigem Spazieren gehen. Also erst große Runde spazieren, dann gemeinsam ins Haus und im Haus einfach co-existieren ohne großartige Beachtung. Das ging insgesamt bestimmt 2 Monate so und dann kam der Punkt an dem mein Freund auch einfach so wieder das Haus betreten "durfte". Er hat immer öfter Kekse fallen lassen und irgendwann hat Luna auch angefangen sich über ihn zu freuen, wenn sie ihn sah. Wir waren nach 3 Monaten also schonmal so weit, dass zumindest eine halbwegs friedliche Koexistenz stattfinden konnte. Was trotzdem noch schwierig war, war zB wenn Luna bei mir auf der Couch saß und mein Freund sich dann dazusetzen wollte. Da hatte sie sehr lange Probleme mit. Bestimmt gute 10 Monate. Mittlerweile wohnen mein Freund und ich auch zusammen und die beiden leben sehr harmonisch miteinander. Im Alltag muss ich mir keine Sorgen machen und Luna freut sich immer, wenn er wieder nach Hause kommt. Deren beiden Ding ist es, dass sie heimlich tolle Sachen aus dem Kühlschrank von ihm bekommt, wenn ich nicht gucke. :D das hat die beiden tatsächlich nochmal mehr zusammengeschweißt.

    Trotzdem merkt man, dass Luna mein Hund ist. sie vertraut ihm bei weitem nicht so sehr wie mir und würde mit ihm alleine auch nicht Gassi gehen. Das ist bei uns kein Problem, weil mein Freund die Hunde zwar mag, aber es sind meine Hunde und auch meine Verantwortung. Er hat also auch gar nicht das Interesse daran, alleine mit den Hunden raus zu gehen. Deshalb haben wir das nicht großartig weiter trainiert. Ich könnte mir vorstellen, dass wenn wir da dran bleiben würden, das auch klappen könnte.

    Wenn ich mal das Haus verlasse und er alleine mit den Hunden ist, dann zieht Luna sich in's Schlafzimmer zurück und kommt nur mal gucken, wenn es in der Küche raschelt. Also sie hat, wenn ich nicht da bin, kein großartiges Interesse daran, mit meinem Freund zu interagieren. Hat aber auf der anderen Seite auch kein Problem damit, wenn er dann mal auf sie zugeht und schaut, ob alles in Ordnung ist. Wie gesagt, es ist eine friedlich Koexistenz in den meisten Bereichen.

    Bis die beiden auf einer Basis waren, die ich als harmonisch bezeichnen würde, hat es also schon gute 8-10 Monate gedauert.



    Auch mein Papa wurde anfangs verbelllt (als Luna zu mir kam, habe ich noch im selben Haus wie meine Eltern gelebt). Da sind wir aber einen ganz anderen Weg gegangen, weil der gar keine Zeit gehabt hätte, so oft mit auf Spaziergänge zu kommen. Er hat es tatsächlich einfach komplett ignoriert. Ich habe bei meinen Eltern auf dem Dachboden gelebt und da ist mein Papa eigentlich nie hocgekommen, von daher gab es da keine Probleme. Verbellt wurde er meistens im Garten. Da war Luna deshalb in der Anfangszeit immer an der Leine, sodass ich sie dann einfach festhalten konnte (also in dem sinne, dass sie nicht bellend auf meinen Papa zurennen kann) und ich habe ihr ein paar Kekse gestreut, sodass sie sich wieder beruhigt und die Anwesenheit meines Papa's mit etwas positvem verknüpft. Wenn mein Papa auf seiner Etage war und wir da mal hingegangen sind, war das kein Thema. Bei Luna kam und kommt es immer sehr drauf an, wer zurest in einem Raum ist. Wenn also mein Papa abends mal fernsehen geschaut hat, sind wir ab und zu runter und Luna konnte ihn ganz ihn Ruhe becshnüffeln, während er saß. Ab und zu hat auch er dann mal ein paar Kekse geworfen. Ich kann hier gar nicht mehr genau sagen, wie lange es gedauert hat, aber irgendwann haben auch die beiden gelernt miteinander klar zukommen. Aber natürlich gibt es bei meinem Papa auch gar nicht den Anspruch, dass der irgendwann mal mit Luna spazieren gehen kann o.Ä.

    Der freut sich, wenn ich mal mit den Hunden zu Besuch komme, die beiden durch den Garten toben und er ein paar Kekse zustecken kann. Mehr aber auch nicht. Und dafür reicht es mittlerweile.


    Was ich allerdings dazu sagen muss: Zu meinem Papa hat Luna nicht so ein Vertrauen wie zu meinem Freund. Was ja auch logisch ist, immerhin wohnen wir mit meinem Freund zusammen. Und wenn Luna's Stresslevel sehr hoch ist, dann kann es passieren, dass sie in alte Muster zurück fällt.

    Wir hatten letztens eine unschöne Situation, als ich bei meinen Eltern im Garten zu Besuch war und ich habe da auch mit unserer Trainerin drüber gesprochen. Wir waren schon gute 3 Stunden im Garten und es war an dem Tag auch sehr warm. Unser Zweithund Fina war gerade mal seit 3 oder 4 Wochen da, also hatte Luna aufgrund der Hitze und dieses lebensverändernden Ereignisses einfach schon einen gewissen Grundstress. Mein Papa ist im Garten immer so ein bisschen von Garage und Keller hin und her gelaufen, weil er noch zu tun hatte. Das war auch erstmal alles gar kein Thema. Nach guten 3 Stunden ist mein Papa dann in den Keller gegangen, für gerade mal eine halbe Minute und als er die Kellertür wieder geöffnet hat, ist Luna hochgefahren und ist bellend und knurrend Richtung Kellertreppe gerannt. Sie hat meinen Papa dann mit komplett aufgestelltem Rückenkamm angebellt und angeknurrt.

    Rückblickend kann ich ihre Reaktion nachvollziehen. Unsere Trainerin hat die Situation gemeinsam mit mir so analysiert:

    Luna ist ein Straßenhund. Die ersten 2 Jahre ihres Lebens musste sie immer auf der Hut sein und hat vermutlich gelernt, dass man alles, was komisch ist, erstmal vertreiben muss. Zusätzlich hat sie vermutlich gerade mit Männern schlechte Erfahrungen gemacht (kommt ja häufig im TS vor). Das heißt, dass Luna's instinktive Reaktion ist erstmal verbellen. Das hat sie über die Jahre einfach so verinnerlicht. Hinzu kommt noch, dass sie auch etwas territorial veranlagt ist und es nicht toll findet, wenn Menschen in "ihren" Bereich kommen. Das beides kombiniert führt zu ihrer Reaktion: jemand kommt rein - findet sie nicht gut - wird verbellt.

    So nun hat sie aber im Laufe ihres zusammenlebens mit mir gelernt, dass nicht alle Menschen blöd sind und dass sie auch nicht alles zu regeln braucht, weil ich ihr vieles abnehme. Sodass es im Alltag mittlerweile eigentlich halbewgs gut funktionert. Auch mit Besuch. Aber dann gibt es eben Tage oder Phasen, an denen der Grundstress bei Luna erhöht ist, wegen z.b. der oben genannten Faktoren. Je voller das Stressfass umso weniger Impulskontrolle.

    Impulskontolle braucht Luna um erst zu denken und dann zu handeln.


    z.B. die Situation mit dem Keller: Türgeräusche sind ein Trigger für Luna, weil die ankündigen, dass gleich jemand reinkommt.

    Wenn Luna genügend Impulskontrolle hat, dann hat sie mittlerweile gelernt erst nachzudenken und zu gucken, wer da kommt um dann zu entscheiden "Ist die Person gefährlich oder nicht?". Mein Papa ist an dem Tag wie gesagt sehr viel rumgelaufen. Das heißt zu Luna's Grundstress kam noch hinzu, dass sie jedes mal, wenn mein Papa die Tür geöffnet hat, ein wenig Impulskontrolle verbraucht hat, weil sie im ersten Moment ihre instinktive Reaktion zu bellen unterdrückt hat und erst nachgedcaht hat. Nach 3 Stunden war das Stressfass aber einfach voll und die Impulskontrolle aufgebraucht, sodass sie es einfach nicht mehr geschafft hat, erst zu gucken und dann zu reagieren. Sie ist also "in alte Muster" zurückgefallen und hat einfach nur reagiert.


    Was ich damit sagen will: es kann bei einem TS Hund sein, dass man immer ein Auge drauf haben muss, wie voll das Stressfass aktuell ist / wie die Tagesform ist etc. und enstsprechend managen musss. Das muss nicht sein, aber es ist möglich.

    Und wenn ihr aktuell überlegt, ob ihr den Hund behalten wollt, dann ist das was, was ich an eurer Stelle auch noch im Hinterkopf haben würde. Einfach um ein realistisches Bild zu haben.


    Ich hoffe, ich konnte ein bisschen weiter helfen und meine Erzählungen waren nicht zu unstrukturiert. :tropf: