Hallo alle zusammen und danke für die zahlreichen Antworten!
Achtung: es folgt ein längerer Text.
Tatsächlich hatte ich die letzten Tage viel Zeit den Besuch und die Methoden der Trainerin nochmal zu reflektieren und zu überdenken. Was die Trainerin mir erklärt hat, klang für mich im ersten Moment schon sehr schlüssig, jetzt im zweiten Moment aber dann irgendwie doch nicht mehr. Das mit dem räumlichen Begrenzen habe ich die Tage nach dem Besuch versucht öfter mal umzusetzen, weil die Trainerin dazu geraten hatte, auch in ruhigen Situationen einfach mal einen Raum zu begrenzen, selbst wenn es nur für 5 min ist. Dadurch sollte Luna sich an die Methode gewöhnen kann und sehen, dass ich jederzeit dafür zuständig bin den Raum zu verwalten. Na ja was soll ich sagen, ich habe nicht an dieser Methode festgehalten. Tatsächlich hat Luna mir jedes mal Beschwichtigungssignale gezeigt, als ich sie räumlich begrenzt habe. Es waren jedes mal wirklich sehr ruhige Situationen und ich habe es genauso ruhig und konsequent umgesetzt, wie die Trainerin es mir gezeigt hat. Trotzdem hat Luna sich damit nicht wohlgefühlt - und haltet mich für zu rücksichtsvoll - aber dann finde ich, dass es nicht die richtige Methode für uns ist. Mein Bauchgefühl hat sich da im Nachhinein gar nicht gut angefühlt.
Tatsächlich hat es sich dann ergeben, dass ich ein sehr langes Gespräch mit einer angehenden Trainerin hatte, die sehr positiv und bedürfnisorientiert arbeitet, das mir 100x mal mehr weitergeholfen hat, als jeglicher Trainerinnenbesuch. Ich durfte einmal alle meine Fragen loswerden, die super ausführlich beantwortet wurden. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Das war richtig toll!
Fazit: Sie fand meine bisherige Herangehensweise eigentlich richtig gut und hat mir auch davon abgeraten, Luna körperlich zu begrenzen, wenn sie das so massiv stresst, weil es dann zu noch mehr Frust führen kann und vor allem auch zu Frust gegenüber mir, obwohl wir ja eigentlich als Team arbeiten wollen.
Mir ist lieber mein Hund bewältigt Stress mit mir gemeinsam erstmal als alleine.
Genau das hat sie auch gesagt und das fühlt sich für mein Bauchgefühl auch viel besser an!
Ich muss immer dran denken, wie du gesagt hast, dass die Leine sie erleichtert und weniger Stress mit Besuch zu verknüpfen wäre mir als erster Schritt lieber als nun die neue Komponente Maulkorb und der muss ja auch erst auftrainiert werden. Die Leine funktioniert schon.
Ja, ich glaube ich werde auch an dieser Methode festhalten. Eigentlich haben wir damit ja auch schon Fortschritte gemacht. Mich hat nur dieses in die Ferse zwicken an Weihnachten etwas verunsichert, woraufhin ich sofort dachte, dass sich das unbedingt ein*e Trainer*in angucken muss. Aber eigentlich weiß ich ja sogar, wo der Fehler lag und habe dadurch auch dazu gelernt.
Das Schöne daran ist, dass ich mich der Hundesprache bediene. Ich nutze etwas, dass sie bereits von klein auf kennen. Sie müssen nicht erst etwas Neues lernen (Wortkommando, Sichtzeichen) und es gibt keine Übersetzungsfehler.
Das stimmt. Das hatte die Trainerin mir auch so erklärt. Im Gespräch mit der angehenden Trainerin habe ich dann allerdings dazugelernt, dass die T-Stellung zwar von Hunden untereinander zur Begrenzung genutzt wird, das aber durchaus trotzdem als unhöflich angesehen wird. Also die Hunde verstehen das dann natürlich, aber trotzdem kann es in dem Moment etwas unangenehmes für den Hund sein, weshalb Luna dann auch angefangen hat zu beschwichtigen.
Das muss dann glaube ich einfach jeder für sich wissen, ob man sich dieser Methode bedient. kommt bestimmt auch auf den Hund an.
Ob man nun mit Hausleine den Hund ruhig wegführt oder ob man den Hund wegdrängt, das muss man sehen, was dem Hund mehr liegt. Es gibt auch Hunde, die reagieren nicht gut auf das Wegtreiben, da würde ein wortloses Leine nehmen und mit dem Hund weggehen mehr bringen. Andererseits, wenn der Hund sich in das Geschirr hängt, wäre das andere naheliegender.
Muss man ausprobieren, was beim eigenen Hund funzt.
Im Geschirr hängt sie zum Glück nicht. Und selbst wenn das passiert, lässt sie sich super aus der Situation wegführen oder von mir ansprechen. Ich glaube mittlerweile doch, dass wir mit der Leine besser aufgestellt sind als mit körperlicher Begrenzung. Die Trainerin meinte nämlich auch sowas nach dem Motto "Wenn Luna dann ungewünschte Verhaltensweisen zeigt, zB Besuch anknurren, dann kannst du sie Begrenzen und ihr damit zeigen, dass das nicht erwünscht ist."
Mein Bauchgefühl hat da eher gesagt: Wenn mein Hund knurrt, also einfach kommuniziert, dass er mehr Abstand braucht, dann bestrafe ich ihn dafür nicht durch körperliches Blocken, sondern nehme das Bedürfnis wahr und führe ihn aus der Situation raus. So kann mein Hund lernen, dass er einfach weggehen kann, wenn ihm jemand zu nahe kommt und gleichzeitig, dass er sich auf mich verlassen kann und ich seine Bedürfnisse ernst nehme.
Also keine Ahnung, ob sich das dann auch so beim Hund verknüpft, aber das war jedenfalls mein erster Gedanke dazu. Ich möchte nämlich keinen Hund der nicht mehr knurrt und direkt nach vorne geht.
Das Problem ist, Aufmerksamkeit bei Dir läßt ihr den andren Menschen deswegen nicht weniger furchteinflößend erscheinen. Das ist eine Maßnahme, aber kein Training, das ihr mehr Sicherheit gäbe oder klarmachen würde, daß es sie nix angeht. Diese Maßnahme wird aber nicht immer möglich sein, Du bist niemals 100% beim Hund, solange Du von Gästen abgelenkt wirst, das wäre auch den Gästen gegenüber extrem unhöflich. Insofern keine Lösung....
Das hatte mir die Trainerin auch gesagt. Also dass Aufmerksamkeit zu mir nur Management ist, aber kein Training. Klang für mich auch einleuchtend, allerdings habe ich auch das nochmal überdacht. Ich glaube, dass Management automatisch auch irgendwo immer Training ist. Wenn Besuch da ist und ich belohne Luna dafür, dass sie neben mir sitzt / liegt und die Aufmerksamkeit auf mir hat und nicht auf dem Besuch, dann lernt sie dadurch ja schon irgendwie, dass es belohnt wird, wenn sie bei mir ist und nicht beim Besuch. Zeitgleich lernt sie auch, dass wenn sie bei mir liegt, ich niemanden an sie ranlassen, sie da also sicher ist.
Klar ist das kein Lernprozess von heute auf morgen, aber wenn das etwas ist, das jedes mal von mir belohnt wird, dann verinnerlicht sie das irgendwann. Auch wenn zB Besuch aufsteht und ich sie in dem Moment für's ruhig liegen bleiben belohne, dann verinnerlicht sie ja "Gast steht auf = ich bekomme Kekse = es lohnt sich bei Frauchen zu bleiben und nicht hinterher zu rennen".
Klar, kann man nicht jederzeit 100% beim Hund sein, aber ich weiß ja auch welche Situationen kritisch sind (zB Besuch kommt rein oder Besuch steht auf) und in den Situationen kann ich dann ja beim Hund sein. Wenn alle sitzen, gibt es ja idR kein Problem. Und auch wenn ich dann für die bescheuerte Hundelady gehalten werde, könnte ich Besuch zB bitten mir kurz Bescheid zu sagen, wenn jemand aufsteht, weil wir gerade im Training sind.
Das hilft ihr nicht. Davon weiß sie noch nicht, was sie sonst tun soll, um sich gut zu fühlen. Zeig ihr, was sie tun KANN, um sicher zu sein. zB in ihre Box gehen. Stichwort: Alternativverhalten.
Ja, das sehe ich mittlerweile auch so.
Zum Thema Box: Also wie gesagt, ich glaube eigentlich, dass sie sich auf einem Kissen/Decke wohler fühlt als in einer Box. Aber ich werde das trotzdem nochmal ausprobieren und der Box eine Chance geben.
Wir bekommen hier auch nicht täglich massig Besuch. Es sind auch meist die gleichen Leute (Freunde), die vorbeikommen und meine Freundinnen zB sind ja mittlerweile auch kein Problem mehr. Ich habe auch nicht den Anspruch, dass Luna immer und überall mittendrin und dabei ist. Ich nehme da glaube ich schon viel Rücksicht auf sie. Aber manche Situationen, zB Weihnachten oder auch mal ein Geburtstag möchte ich nicht umgehen und das sind dann auch durchaus Situationen, wo der Besuch mal nicht nur für 2 Stunden da ist, sondern den ganzen Tag. Und dann kann und möchte ich Luna natürlich nicht für 12 Stunden in ein anderes Zimmer oder eine Box einsperren. Deshalb ist es mir für solche Situationen wichtig, dass wir eine Strategie für uns finden halbwegs entspannt damit umgehen zu können. Am Geburtstag meiner Schwester zB war sie für eine Stunde dabei, dann kam sie für 4 Stunden in ein anderes Zimmer und hat geschlafen und dann kam sie nochmal für 2 Stunden dazu. Da hatte ich 4 Stunden Zeit mich intensiv mit dem Besuch zu unterhalten und für die anderen Stunden war es dann im Gegenzug okay für mich, da mit der Aufmerksamkeit eher bei Luna zu sein. Zumindest mit einem Auge.
Und wir haben ja anscheinend hier keinen ängstlichen Hund, der heilfroh ist, wenn er sich in eine Box zurückziehen "darf" und das dann auch freiwillig tun würde.
Genau, sie ist durchaus neugierig, aber da halt manchmal hin- und hergerissen.
Also ich denke ich werde nach dem Gespräch mit der angehenden Trainerin folgendermaßen vorgehen: Wenn Besuch reinkommt, dann wird Luna mit Kindergitter abgetrennt im Schlafzimmer sein und bekommt da was zum schlecken. Dann ist sie beruhigt, hat was zu tun, bekommt trotzdem alles mit, aber kann sich da erstmal sicher fühlen und lernt, dass es erstmal nicht ihre Aufgabe ist, den Besuch zu begrüßen. Dann wenn alle sitzen und sich entspannen, kann ich Luna mit Hausleine dazuhalten und sie darf auch beschnuppern, wenn sie das möchte. Dann darf sie auch gerne mal dabei sein und es wird hochwertig belohnt, wenn sie auf ihrer Decke (oder ggf. in einer Box) liegt. Wenn jemand aufsteht und wiederkommt, wird sie für's liegen bleiben belohnt (was auch gut funktioniert. Futter geht bei ihr über alles) und wenn ich merke es wird ihr zu viel oder sie wird unruhig, dann kommt sie zurück ins Schlafzimmer. Ich denke damit fahren wir erstmal ganz gut. Räumliche Begrenzung gibt es ja dann trotzdem, aber eher über Kindergitter und Hausleine, als über körperliches Blocken.
So - das war jetzt ein sehr langer Beitrag. Danke an alle, die bis hier gelesen haben.