Ich glaube ich würde vielleicht auch erstmal mit ruhigem Lob anfangen. Da Luna aus dem Tierschutz kommt, wollte ich sie anfangs auch nicht überfordern und habe immer ein sehr ruhiges "suuupeer" eingesetzt.
In den ersten Tagen bekam sie einfach so Leckerchen von mir und immer wenn sie eins genommen hat, habe ich das Lob eingesetzt. So entstand schonmal die erste Verknüpfung suuupeer=Keks=gut. So hat sie die Bedeutung des Lobs verstanden und ich konnte es in anderen Situationen einsetzen.
Und dass man mit Leckerchen nur lockt oder der Hund niemals ohne Leckerchen hören wird, ist so ein typisches Vorurteil gegenüber positiv verstärktem Training. Wie schon gesagt kommt es zum einen drauf an, wie man das Leckerchen einsetzt.
Hockt man sich hin, zeigt dem Hund einen Keks und dann kommt der Hund zurück, dann war es wirklich ein Locken. Ruft man allerdings den Hund zu sich, der Hund kommt, man lobt ihn und gibt dann einen Keks, dann war es kein Locken.
Die Reihenfolge ist also: Rufen - Hund kommt - Lob - Keks (auf jedes andere gewünschte Verhalten übertragbar)
Und dass der Hund bei positiv verstärktem Training sein Leben lang nur mit Leckerchen hören wird, stimmt auch nicht. Man muss da differenzieren:
Als Luna ganz neu war, habe ich sie zB für jeden Blickkontakt gelobt, wenn wir spazieren waren. Also Hund guckt mich an - Lob - Keks. Das war mir in der Anfangszeit wichtig, damit sie überhaupt versteht, dass sie sich draußen an mir orientieren kann. Mittlerweile bekommt sie dafür "nur" noch Lob und ganz selten mal einen Keks, um den Anreiz zu behalten.
So könnte das zB auch für "Sitz" gelten: Am Anfang gibt es jedes mal einen Keks, aber irgendwann "nur" noch Lob und einen Keks gibt es dann noch in Situationen, in denen es dem Hund schwer fällt Sitz zu machen. ZB wenn ein Hase vorbeiläuft und man möchte, dass der Hund sich setzt, damit er nicht hinterherrennt. Hier wird es dem Hund seehr schwer fallen, das "Sitz" zu befolgen, weil die Ablenkung sehr hoch ist. Also wäre ein Keks mehr als angebracht, wenn der Hund sich entscheidet, auf dich zu hören.
Ich habe mal folgendes gelesen und fand das sehr passend: der Hund muss ein Leben lang abwägen, was sich für ihn lohnt und man sollte es dem Hund so angenehm wie möglich machen, damit er sich für Dich entscheidet.
Hunde sind nun mal geborene Jäger und fast alle Hunde finden Wildspuren oder Kaninchen oder Mäuse oder irgendwas in der Richtung einfach nur toll. Jetzt stell dir mal vor Dein Hund steht ohne Leine neben dir und ein Hase hoppelt 2 meter an euch vorbei. Du sagst "warte" der Hund möchte eigentlich gerne zum Hasen. Jetzt muss er abwägen: Was lohnt sich mehr?
Wenn für den Hund nichts dabei rumspringt, wenn er auf dein "Warte" hört, dann wird er ganz sicher dem Hasen hinterher. Wenn er weiß warte=megatollenKeks , dann entscheidet er sich dazu zu warten.
Also der Punkt ist: Zeig deinem Hund, dass es sich lohnt mit dir / euch zusammenzuarbeiten und dass was Tolles für ihn dabei rausspringt!
Was ich persönlich immer hochwertig belohnen werde ist der Rückruf. Der Rückruf ist für den Hund das am schwersten zu befolgende Kommando, weil die Welt da draußen einfach viel zu spannend ist. Und wenn Hundi zurückkommt, obwohl er gerade zB mit einem anderen Hund spielt oder Wild riecht, dann hat er sich ein mega tollen Keks verdient! Das Zurückkommen sollte sich immer lohnen.
Und ganz ehrlich? Was ist so schlimm daran, den Rückruf zB ein Hunde-Leben-lang mit einem Keks zu belohnen? Dann hat man halt eben immer eine kleine Tasche mit Keksen dabei. 🤷🏼♀️ Was soll's. Du würdest ja auch nicht arbeiten gehen, ohne dass du Geld dafür bekommst.