Hm, ich persönlich finde das alles nicht so optimal irgendwie. Also von der Trainerin will ich gar nicht erst anfangen. Unausgesprochen etwas nach dem Hund werfen geht überhaupt nicht.
Aber insgesamt habe ich den Eindruck, dass hier vieles verkompliziert wird, aber trotzdem nicht das Große & Ganze gesehen wird.
Dass der Hund zwickt und drüber ist, ist ein Symptom davon, dass der Hund massiv gestresst und überfordert ist. Das zwicken irgendwie abzubrechen ist natürlich richtig, aber das ist keine dauerhafte Lösung. Finde ich auch sehr schade, dass die Trainerin da nicht weiter gedacht hat.
Ich bin immer noch der Ansicht, dass der Hund weniger Programm und mehr Freiraum braucht, ohne permanent eine Ansprache bekommen zu müssen. Auch jetzt dieses ständige auf die Decke bringen ist zwar schön und gut, wenn es meistens funktioniert, aber auch da kann man es sich doch einfacher machen.
Warum kein Welpengitter oder einen abgetrennten Bereich, den man richtig richtig positiv verknüpft als Ruhezone? Dann kann der Hund auch nicht einfach weggehen und muss ständig zurückgebracht werden, wenn es eine räumlich sichtbare Begrenzung gibt. Auch sowas wie konditionierte Duft- oder Geräuschentspannung ist super schnell aufgebaut, wenn man sich da einmal einliest. Das kann hier bestimmt mega hilfreich sein, um diesem Hund beim Entspannen zu helfen.
Es dauert einfach länger als 6 Wochen bis sich ein Tierschutzhund an's Zusammenleben mit Menschen gewöhnt und da kann der Hund nichts zu. Und trotzdem finde ich, dass er hier gerade der Leidtragende ist, der gar nicht verstehen kann, was los ist und was die Menschen von ihm wollen.
Ich würde hier genau 3 Sachen machen:
- Dem Hund helfen mehr Schlaf und Ruhe zu bekommen (Ruhezone aufbauen, konditionierte Entspannung einsetzen, keine stressigen Spaziergänge, langsames Heranführen an neue Reize, Schleckmatte, Kong zum ausschlecken)
- Dem Hund viel Zeit geben für Hundehobbies, um den ganzen Stress auszugleichen und abzubauen (Entweder Spaziergänge in der Pampa an langer Leine mit viel viel Zeit zum Schnüffeln und Erkunden oder Zeit im Garten mit der Möglichkeit zu rennen, Kekse im Gras zu suchen und vielleicht auch einfach mal zu chillen oder einen Kauknochen im Garten zu verspeisen)
- Vertrauen aufbauen, damit der Hund lernt, dass seine Menschen toll sind und nichts böses wollen (keine bedrohliche Körpersprache, vieles ankündigen zB "Geschirr anziehen" "Vorsicht, ich gehe an dir vorbei" "Achtung, ich stehe auf" etc.)
Und dann hat man meiner Meinung nach eine gute Basis um wirklich Sachen zu trainieren und sich langsam an "normale" Spaziergänge ran zu wagen. Und ich würde fast meine Hand dafür in's Feuer legen, dass es dann auch kein Zwicken mehr gibt. Hund etwas aus dem Fokus nehmen, entspannt nebeneinander her leben und dem Hund genug Zeit für Hobbys, Ruhe und Vertrauensaufbau geben.