Man kann oft lesen, dass der Beauceron kein Hund für Anfänger ist, da er schwierig in der Erziehung sei. Genauso häufig aber kann man lesen, dass er gehorsam sei, ja sogar leichtführig.
Ein Widerspruch? Nein! Denn genau diesen Widerspruch lebt der Beauceron. Ich denke, er ist sogar typisch für ihn.
Vor allem bei der Arbeit kann er sehr leichtführig sein, sofern man es versteht, diese Arbeit ohne Zwang, sondern als ein gemeinsames Tun und Spielen aufzubauen, denn der Beauceron will arbeiten. Arbeit ist seine Passion. Wenn er etwas nicht wie gewünscht ausführt, so hat er es noch nicht verstanden und es liegt am Hundeführer, einen anderen Weg zu finden, ihm dieses beizubringen.
Und auch bei der Erziehung im Alltag geht vieles leichter, wenn mit positiver Bestätigung gearbeitet wird. Aber natürlich geht es nicht ganz ohne Druck. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Hütehundrassen genügt es hier meist nicht, etwas lauter zu werden oder ihn mal kurz in den Nacken zu greifen, um ihn zu beeindrucken. Hier ist er hart im Nehmen. Der Druck muss, wenn notwendig, sehr überzeugend kommen. Allerdings, und hier kommen wir in den Widerspruch, nicht immer kommt man mit Druck, und sei er noch so stark, zum Ziel. Oft ist ein sehr geduldvolles Wechselspiel zwischen häufiger, positiver Bestätigung und gelegentlichem, überzeugendem Druck notwendig. Und dieses Wechselspiel macht das Führen des Beaucerons so schwierig, weil es eben nicht nach "Schema F" heruntergespult werden kann. Jede Situation ist anders, will neu beurteilt werden. Und wenn ich eben schrieb, er ist hart im Nehmen von Druck, so stimmt dies auch nur eingeschränkt. Denn er ist gleichzeitig ein Sensibelchen. Es gibt Druck, den er nicht versteht, wo er stur wird und dagegen arbeitet. Druck, unter dem er das Vertrauen zum Hundeführer verliert, ist ihm unerträglich.
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Der Beauceron ordnet sich in sein Rudel ein, er ordnet sich auch unter, aber bedingungslose, absolute Unterordnung darf man von ihm nicht erwarten, dafür ist er zu eigenständig und zu klug. Ihn zu führen ist ein steter Balanceakt. Er braucht viel Liebe und Vertrauen, Spiel und Spaß, und ein klares Regelwerk, auf dessen Einhaltung stets zu achten ist. Der Hundeführer muss eine fürsorgliche, liebevolle Autorität sein, voller Einfühlungsvermögen und uneingeschränkter Konsequenz. Also die berühmte "Eiserne Hand in Samthandschuhen" - eine echte Führungsqualität.
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Hunde, bei denen nicht klar die Rangeinweisung erfolgt, Hunde, die in ihren Menschen keinen Rudelführer erkennen können, übernehmen notgedrungen selbst die Führung und disziplinieren dann ihre Familie.