Beiträge von Hundekind und ich

    Sie haben mehr als genug Energie und die muss halt irgendwo hin.

    Danke, dass du das so sagst. Denn ich habe ebenfalls ganz stark das Gefühl, dass sie ihre Energie einfach ablassen muss. Ich würde ihr so gerne die Möglichkeit bieten, sich auszupowern und ein bisschen zu rennen. Aber wie soll das gehen, wenn sie nur im Haus und Garten sein darf? Wenn wir nicht Ball spielen dürfen? Wenn ich sie nicht von der Leine nehmen kann? Nur nagen, etwas Kopfarbeit und Pipi-Runden im Garten scheinen ihr nicht gerecht zu werden. Sie ist Ganztags-Toben mit anderen Welpen im Kennel gewöhnt ...


    Die Adoptanten ihres kleinen Bruders berichten mir Ähnliches.


    Bin heute Abend wieder ziemlich verzweifelt, weil sie sich einfach nicht beruhigt und ich am Ende meiner Kräfte bin.


    Für morgen Vormittag hab ich bei der Trainerin eine Erlaubnis für eine kurze "echte" Gassi-Runde ausgehandelt. 20 Minuten auf einer reizarmen Strecke.

    Liebes Forum,


    ich glaube, wir machen ein paar zaghafte Fortschritte. Heute schien zum ersten Mal seit Hollys Ankunft die Sonne und wir verbrachten angenehme Vormittagsstunden im Garten. Schnüffeln, gucken, Grashalme kauen - unser Hündchen wirkte glücklich und entspannt. Das Deckentraining klappt, sie frisst endlich auch ein bisschen was und um die Mittagszeit war sie so müde, dass sie sich selbstständig und sogar ohne Körperkontakt auf ihre Decke zurückgezogen und zwei Stunden geschlafen hat. Juheee! :party:


    Danach war sie leider wieder völlig drüber und tobte zwei Stunden lang durchs Haus. Schwanz fangen, Menschen beißen, über Tische, Bänke und Stühle springen wie eine Gazelle, dabei aber hinfallen ... *Seufz* Sie erschöpft mich echt total. Ich mache mir auch wirklich Sorgen um ihre Bändern, Sehnen und Gelenke. Welpen/Junghunde sollen doch nicht springen wie ein Hase?


    Wir versuchten die von der Trainerin empfohlene Begrenzung mit der Hausleine, um sie daran zu hindern, wie ein Flummi umherzuhüpfen. Das gefällt ihr natürlich gar nicht. Doch anschließend kam sie etwas zur Ruhe und machte nochmal ein kleines Nickerchen.


    Nur ein Pfützchen ging bisher ins Haus. Eine gute Quote für heute.


    Noch eine Frage an alle Erfahrenen: Wie kann ich sie beruhigen, wenn sie ihr Spiegelbild anbellt? Wir haben viele Fenster. Sie sieht sich auch im ausgeschalteten Fernseher oder spiegelt sich im Display der Stereoanlage. Sie dreht dann völlig durch, kläfft panisch und steigert sich richtig rein. Ich gehe mit ihr hin, spreche leise und beruhigend mit ihr, sehe mir das Spiegelbild an und gehe dann weg bzw. lenke sie ab. Gut so oder soll ich etwas ändern?


    Es grüßen


    Holly & ich

    Ich danke euch allen sehr für den Austausch und die verschiedenen Meinungen. Melde mich jetzt erstmal wieder ab, muss euren Input erstmal verdauen.


    Mit der Trainerin werde ich auf jeden Fall nochmal besprechen, ob ich nicht ab nächster Woche vielleicht schon (langweilige) Spaziergänge machen kann, mal im Auto fahren und den Erstbesuch beim Tierarzt absolvieren (nur "Hallo" sagen, Leckerli kriegen und gestreichelt werden).


    Am Wichtigsten ist uns im Augenblick, dass Holly zur Ruhe kommt und Vertrauen gewinnt. Und sowas kann man weder beschleunigen noch erzwingen, nicht?

    Über ihre Mutter weiß man leider nix. Holly und ihr Bruder wurden in einem Karton auf einem Feld ausgesetzt, wo Mitarbeiter des Tierschutzvereins sie gefunden haben. Holly muss zu diesem Zeitpunkt etwa 2 bis 3 Monate alt gewesen sein. Danach kamen die beiden Welpen in den Shelter. (Dort waren sie ca. 4 Wochen.) Ein gefliester Zwinger in einem großen Tierheim. Etwa 5 oder 6 Welpen in einem "Laufstall". Es gab Körbchen, Spielzeuge und regelmäßig Futter. Die Zwinger wurden gut gereinigt, aber menschliche Zuwendung gab es natürlich nur im Rahmen der Möglichkeiten. Ein bisschen Spiel, ein paar Streicheleinheiten, vielleicht mal ein Leckerli. Das war's.


    Was mir auf den Videos auffiel: Meist lief tagsüber das Radio. Die Betreuer sagten, sie sei freundlich und verschmust. Beides trifft meiner Meinung nach zu. Auf den Videos sah ich allerdings auch, dass sie (weil körperlich größer) ziemlich auf den anderen Welpen rumtrampelte, sehr um Aufmerksamkeit bettelte und irgendwie "wild" war. Die Trainerin sagte, Holly wirke auf sie sehr unsicher.


    Mit Grenzen meine ich, dass sie noch lernen muss, nicht in Hände und Füße zu beißen, nicht ihre Decken/Körbchen zu zerfetzen, nicht an Kleidung und Schuhen zu nagen. Wenn sie wie angestochen durchs Haus tobt, kriegen wir sie nicht beruhigt. Sie springt wie eine Gazelle, übers Sofa, über Bänke, Stühle und andere Möbelstücke. Ich mache mir deshalb Sorgen um Sehnen und Gelenke. Einmal hat sie sich sogar überkugelt.


    Wisst ihr, Holly muss sich jetzt erstmal an die Reize im Haus und Garten gewöhnen. Sie kennt das alles ja nicht. Das Rauschen einer Dusche, das Geräusch von Wasch- oder Spülmaschine. Das Brummen der Autos auf der Straße, die Vögel in unserem Garten. Wie ein Toast hochploppt. Am ersten Tag hat das Bügelbrett sie noch sehr geängstigt. Doch sie lernt schnell: Wir sind einmal hingegangen, haben das Bügelbrett kurz inspiziert, angefasst und sind dann wieder gelangweilt weggegangen. Danach hat sie sich nie wieder darüber aufgeregt. Das IST doch bereits Sozialisierung, nicht? Erstmal muss sie sich in Haus und Garten und mit uns wohlfühlen und darauf vertrauen können, dass sie bei uns sicher ist. Danach setze ich sie weiteren Reizen aus. Auto fahren, den Tierarzt sowie Oma und Opa kennen lernen, kurze Spaziergänge.


    Sie braucht auch Zeit und Ruhe, um all das Neue verarbeiten zu können.

    Es kann natürlich nicht sein, dass Einer mit dem Welpe auf der Couch fest getackert sitzen muss, und der andere sich auf Zehenspitzen durch die Wohnung schleicht oder sich nicht aufs Klo traut, weil der Hund gerade schläft

    Genau so ist es aber gerade. :doh:


    Wir sind einfach so unendlich froh, wenn sie mal Ruhe gibt und die Augen zumacht, dass wir uns durchaus langsam und ruhig bewegen. Es wird aber von Tag zu Tag besser. Am ersten Tag hab ich mir noch einen Blasenkatheter gewünscht, weil sie sofort aufgewacht ist und wieder durchgedreht hat, wenn ich mal aufs Klo musste. Da flossen auch viele Tränen bei mir. Inzwischen guckt sie zwar noch, wenn jemand aufsteht, springt auch manchmal noch auf, kann sich dann aber meist wieder beruhigen.


    Ein Problem ist für uns aktuell noch, dass sie keinen positiv aufgebauten Schlafplatz hat. Vor der Box gruselt sie sich. Vermutlich wegen dem Flug, oder weil sie zu groß ist? Die Decke klappt schon ganz gut, dort darf sie auch an ihren Zahntools nagen.


    Aber wir sind dran, mit dem Deckentraining. Die Expertin hat uns gestern auch noch einen anderen Platz für Holly im Wohnzimmer empfohlen. Ruhiger, in einer Ecke.