Hallo an alle in diesem Thread,
ich gebe mal Zwischenbericht. Vorgestern (Freitag, 22.07.22) war es soweit mit Anjou's schlimmem Termin, gleich um 9 Uhr morgens. Die CT des gesamten Rumpfes unter Vollnarkose, die ca. 25 Min. dauerte, brachte sowohl Positives als auch Negatives zum Vorschein: Wirklich keine Metastasen in der Lunge, auch ansonsten im Bauchraum keine weiteren Befunde außer den bereits bekannten (Leber / Milz). Dieser Leber-"Zipfel"-Tumor wurde vom Chirurgen als sehr gut operabel eingeschätzt, weil er außen an der Leber hing. Leider wurde ein weiterer Tumor in einem der beiden Hoden gefunden. Der Chirurg riet mir, jetzt "keine halben Sachen" zu machen, und empfahl, neben Lebertumor auch die Milz entfernen zu lassen. Die Gefahr einer Ruptur auch der Milz bestehe nun einmal. Nicht, dass man da in Kürze nochmal operieren müsse. Auch riet er mir, Anjou gleich mit kastrieren zu lassen. Die Prostata sei deutlich vergrößert und von blutgefüllten Zysten durchwachsen. Das sei - seinem Alter entsprechend und noch intakt - höchstwahrscheinlich hormonell bedingt durch den Hodentumor (meist gutartig) und bilde sich meist vollkommen zurück, wenn der Tumor entfernt sei und der Hormonspiegel sinke. Auch insoweit bestehe die Gefahr einer Ruptur der Prostata. Außerdem seien alle drei Befunde für sich allein schon potentielle Verursacher von Bauchschmerzen, geschweige denn alle drei zusammen. Dass ich mich in den letzten Wochen manchmal des Eindrucks nicht erwehren konnte, Anjou habe Bauchweh, meinte er, fuße wohl auf realistischer Beobachtung.
Ich habe mich sofort für die empfohlene OP entschieden. Auch wenn mir vor dem grauste, was dem Anjou da bevorstand. Aber zunehmende Bauchschmerzen für den Rest seines Lebens, die immer schwerer mit Medikamenten zu beeinflussen sind, plus der beschriebenen weiteren Gefahren, das wollte ich ihm nicht zumuten. Bis vor kurzem war er wie gesagt fit für sein Alter. Es schien mir daher keinen triftigen Grund zu geben, "den Dingen ihren Lauf zu lassen". Dann lieber das OP-Risiko eingehen. Auch dazu meinte der Chirurg, das höre sich für mich schlimmer an als es objektiv wäre [ich geb' das mal so sachlich weiter, wie es mir gesagt wurde ... auch wenn ich innerlich geschluckt habe beim Zuhören]: Bei einem jüngeren Hund sei es medizinisch durchaus vertretbar, diese drei Befunde auf einmal zu operieren. Das erhöhe das sowieso bestehende OP-Risiko nicht wesentlich. Bei Anjou käme natürlich sein Alter dazu. Aber auch dieses Risiko sei überschaubar (75 - 80%, dass die OP gut gehe).
Darauf konnte ich nur hoffen. Meine Hoffnung wurde nicht enttäuscht: Die OP dauerte bis kurz vor 11 Uhr, sie verlief ohne Komplikationen. Mit CT und OP war Anjou knappe 2 Std. in Vollnarkose. Bereits kurz nach 12 Uhr war er vollkommen wach und stand auf seinen vier Beinen. Er musste noch bis 15 Uhr am Tropf bleiben (Schmerzmittel / Infusion). Dann wurde er mir übergeben und fuhren wir nach Hause. Ich konnte nicht glauben, dass der Hund so wach war und geradeaus laufen konnte. Gegen 17 Uhr durfte er das erste Mal ein wenig fressen, das wollte er unbedingt und so schnell, wie die 3 Esslöffel Schonkost weg waren, konnte man nicht gucken. Gegen 18 / 19 Uhr wurde er allerdings zunehmend unruhig und hatte ich den Eindruck, dass er unter starken Schmerzen litt. Ich hatte für den Fall ein opiathaltiges Schmerzmittel mitbekommen, das auch im Schmerztropf u.a. enthalten gewesen war (Bupresol Multidose 0,3 mg/ml; aufgezogen in 2 Ampullen, jeweils 0,5 ml; im Abstand von 12 Std. zueinander zu verabreichen). Am Abend durfte er davon nochmal 1 Ampulle bekommen (direkt ins Maul, wirkt über die Mundschleimhäute, sagte man mir). Nachdem wir auch nochmal kurz draußen gewesen waren und er auch ordentlich gepinkelt hatte, fand er so 1 1/2 Stunden nach der Bupresol-Gabe endlich Ruhe und schlief mehrere Stunden tief und fest. Nach Mitternacht gab's erneut eine der "3-Esslöffel"-Portionen. Wir mussten auch nochmal kurz raus vor die Tür, da wollte er nach dem Pinkeln doch tatsächlich nach hinten ausscharren. Hat man Töne? Ein großes Pflaster auf dem Bauch, den Schnitt selbst kann ich nur erahnen, aber der muss schon ganz schön groß sein, dazu die Kastrationswunde ... und der Hund hat nichts anderes im Sinn, als seinen Geruch schön weit zu verbreiten. Das hab ich vorsichtshalber mal ganz schnell unterbunden. Aber irgendwie hat mich das auch arg beruhigt, dass er dazu überhaupt in der Lage war. Als wir wieder drin waren, schlief er erneut ein. Die restliche Nacht war total ruhig. Unfassbar.
Der gestrige Tag gestern verlief ohne negative Vorkommnisse. Die 2. Dosis Bupresol, die ich nach 12 Stunden nochmals hätte geben können, brauchte er nicht. Appetit nach wie vor vorhanden. Kein Fieber, nichts was auffällig gewesen wäre. Wir mussten vormittags zur Nachkontrolle und zum Blut abnehmen zur TA-Praxis. Zwei Leberwerte waren gestern etwas erhöht, ansonsten ein normales Blutbild. Die leicht erhöhten beiden Leberwerte kein Grund zur Panik, schließlich musste, da dieser Tumor direkt an der Leber dran hing, ein kleiner Teil vom Leberlappen mit entfernt werden. Wenn es in den nächsten Tagen keine akute Verschlechterung gibt, muss er am 01.08. wieder zur TA-Praxis. Dann werden die Fäden gezogen. Anlässlich des Termins wird eine weitere Blutwertkontrolle erfolgen. Das was rausgenommen wurde, wurde zur zytologischen Bestimmung in ein Labor geschickt. In ca. 1 1/2 Wochen kann ich mit einem Ergebnis rechnen.
Der heutige Tag verläuft wie der gestrige - also mit "berg-auf-Tendenz". Er wedelt jetzt auch häufiger wieder mit dem Schwanz und fängt an, sich auszustrecken. Ich blicke so langsam, aber sicher wirklich mit Zuversicht in die nächsten Tage. Klar bleibt ein Restrisiko, dass es abrupt nochmal in die andere Richtung gehen könnte, aber im Moment sieht es nicht danach aus. Ich will das auch nicht beschönigen: Anjou ist natürlich von der OP mitgenommen, er braucht viel Ruhe und Schlaf, leichte Kost in ein paar Portionen über den Tag verteilt, viel Flüssigkeit, Antibiotika und als Schmerzmittel weiterhin Novamin für die nächsten Tage. Kaum zu erwarten, dass er nicht auch manchmal noch nachoperative Schmerzen hat. Wenn, dann aber gemäßigt und so, dass er sich das nicht anmerken lässt. Es geht auch nur ein paar Meter vor die Tür; alles im maximalen Schongang. Auch für die nächsten Tage.
Aber er hat die OP hinter sich, ein Anfang ist gemacht und er ist viel, viel besser als ich es zu hoffen gewagt hatte.
Gerne halte ich Euch bei Interesse auf dem Laufenden, wie es weitergeht.