Tatsächlich ist das von Tierheim zu Tierheim/Refugio total verschieden, ich kenne aber nur das Siempre Contigo in Rota näher, weil wir 10 Wochen im Winter in Rota verbracht haben und ca. zwei Mal die Woche im Tierheim waren, uns aber größtenteils um die kleineren Hunde gekümmert haben, also mit ihnen auch mal spazieren waren, Fotos für die Vermittlung gemacht haben usw. Ein Bodeguero ist dann auch im April für vier Wochen bei uns zur Pflege gewesen, bis er vermittelt wurde.
Das Siempre Contigo ist etwas speziell, dadurch, dass es in Rota keine Tötung mehr gibt, gibt es die Absprache, dass das Siempre Contigo alle Hunde nehmen muss, die im Bereich Rota abgegeben oder eingefangen werden. Und alle heißt dann eben auch jegliche Hunde, die in andere Länder gar nicht vermittelt werden dürfen, es sind beispielsweise jede Menge Staff Mixe da und Pitbulls, oft auch aus Beschlagnahmungen. Die werden dann teilweise in Spanien vermittelt und auch über die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Tierheims stark beworben, die meisten bleiben aber einfach da, bis sie sterben. Ganz rational betrachtet belegen sie natürlich Platz für andere, vermittelbare Hunde, die dann nicht mehr aufgenommen werden können bzw. in andere Tierheime gebracht werden.
Ungefähr Mitte Februar wurden jede Menge Galgos in andere, größere Tierheime gebracht, weil die Kapazität einfach völlig erschöpft war und man die Zwinger nicht noch voller machen konnte, es kamen einfach pro Tag mehrere Hunde rein und so viele können nicht so schnell vermittelt werden.
Bei den kleineren Hunden war es meistens so, dass sie entweder bei der Polizei abgegeben wurden (als "hab ich gefunden, gehört mir nicht") oder freilaufend aufgegriffen wurden, die meisten waren aber in einem Zustand, dass man sehen konnte, dass sie aus einem Haushalt kamen. Also relativ sauber, nicht voller Parasiten und reagieren positiv auf Ansprache oder setzen sich sogar sofort hin, wenn man ihnen Futter hinhält. Nach dem 06.01., also dem spanischen Weihnachtsfest, kamen einfach unheimlich viele junge, kleine Hunde, plötzlich rein. Eine Hündin wurde auch einfach über den Zaun geworfen. Wirklich vom Besitzer abgegeben werden die wenigsten oder es wird zumindest nicht gesagt, dass man der Besitzer war. Gechipt ist fast keiner, obwohl es Pflicht ist. Somit ist es relativ schwierig, die Vorgeschichte zu ermitteln.
Die Galgos werden tatsächlich mittlerweile häufig von den Jägern abgegeben, wenn die Jagdsaison endet, da kommen dann direkt mehrere auf einmal, ich meine, das war bei Tonga auch so. Da besteht deutlich weniger Hemmung als bei Privatpersonen, die Hunde einfach zum Tierheim zu fahren und ist immer noch um Welten besser, als das Aussortieren und Töten, was früher üblich war. Passiert natürlich trotzdem leider noch oft genug.
Zum Siempre Contigo selbst: Es wird von Freiwilligen am Leben gehalten, die alle noch einen Hauptjob haben. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie sie das schaffen, es ist auch emotional schon relativ heftig, die (neu angekommenen) weinenden Hunde dort abends zurückzulassen, die nicht wissen, was mit ihnen passiert und dann ist es eine anstrengende und nervenaufreibende Arbeit. Meistens sind 2-3 Personen am Tag vor Ort, nachmittags bis abends für einige Stunden, in der Zeit müssen alle Hunde und Katzen gefüttert werden, die Zwinger gereinigt, die Hunde zwingerweise zu zweit oder zu dritt in den Hof gelassen werden, damit sie mal für 15 Minuten laufen können und die administrative Arbeit erledigt werden. Da bleibt keinerlei Zeit, mit den Hunden spazieren zu gehen oder auch nur Fotos zu machen. Auch die Vermittlungstexte müssen erstellt werden. Und nein, sie können die Hunde nicht richtig kennenlernen, das geht einfach gar nicht. Ich habe riesigen Respekt vor der Arbeit, die sie in ihrer Freizeit leisten und war jedes Mal emotional fertig, wenn ich nach einige Stunden wieder gegangen bin. Und ich bin nur spazieren gegangen oder habe ein paar Bilder gemacht bzw. mit einigen Hunden auf dem Hof agiert.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich diesen Eindruck vor der Aufnahme meines Rüden nicht hatte, denn man sieht in den Beschreibungen die Bilder, wie die Hunde in der Sonne liegen oder mit den Freiwilligen kuscheln oder spielen, das sind aber einfach nur Momentaufnahmen, sehr kurz am Tag, wenn überhaupt. Meistens kommen die Hunde schnell in den Hof, es wird weitergearbeitet und dann holt man sie wieder rein und die nächsten kommen kurz raus. Die Zwinger sind sauber, nach harter Arbeit, aber einfach nur kalte Betonzwinger. Im Januar hatten wir nachts teilweise Temperaturen nahe 0 Grad, die Zwinger sind kalt und feucht, wobei natürlich Körbchen drin stehen. In den Wintermonaten werden abends noch alle Hunde mit Mänteln ausgestattet, bevor die Freiwilligen nach Hause gehen, nachts ist niemand da und die meiste Zeit am Tag auch nicht.
Ich habe mich am Anfang immer gewundert, warum mein Rüde so wahnsinnige Verlustängste hat und ganz schlecht allein bleibt, obwohl er das aus dem Tierheim ja kennen müsste, aber seit ich das gesehen habe und die Hunde beim weggehen abends gehört habe, verstehe ich es auch. Und es ist wirklich richtig schwer, eine kleine, 5 kg schwere Hündin, die eindeutig im Haus gelebt hat, abends in einem kalten Zwinger zurückzulassen und sie noch beim Wegfahren jammern zu hören.
Ich hoffe, das klingt jetzt nicht negativ, die Freiwilligen leisten eine wahnsinnige Arbeit, aber man muss einfach realistisch sein, dass mehr neben dem Hauptjob nicht geht und das deshalb eben auch Hunde falsch eingeschätzt werden, sie machen es, so gut sie können.