Beiträge von lia lu

    Mich treibt das immer noch um, wie ein unauffälliger Hund so auffällig werden kann.

    Alle Erklärungsmodelle erscheinen mir unpassend.

    Irgendjemand hat geschrieben, Territorialität, weil es vor dem Haus der Besitzerinnen passierte. Aber Amstaffs sind vergleichsweise wenig territorial und wachsam Menschen gegenüber. Verteidigungsbereit ja, aber nicht wachsam im üblichen Sinn.

    Ein Bekannter hatte mal vergessen, dass wir am Fenstertag wieder da sind und arbeiten und die Wohnung betreten, um die Katzen zu füttern. Als er aus der Küche kam, sah er den Hund auf der Couch liegen und ihn beobachten. Er war vorher schon öfter zu Besuch gewesen, der Hund kannte ihn also. Er selbst hatte aber keine Hundeerfahrung und schob lt seiner Aussage gleich ordentlich Panik. Der Hund hätte sich auf den Rücken gedreht und um Streicheleinheiten gebeten, die er dann auch gerne verteilte. Ein territorialer Hund wäre wenig amused über einen wenn auch bekannten Eindringling gewesen. Jemand hat geschrieben, vielleicht mochten die Nachbarn einander nicht. Aber ein Hund der derartig aggressiv aufgrund von Emotionen seiner Halter reagiert, wäre sicher schon vorher auffällig geworden.

    Übersteigerter Beutetrieb. Aber da wäre doch schon im Schutzdienst aufgefallen, dass der Hund nicht astrein ist. Und soviel rückwärtsgerichtete Aggression ist auch eher untypisch für die Rasse. Meiner wurde mal unprovoziert von einem riesigen Hund angegriffen und kämpfte da wirklich gegen schwere Verletzungen an. Und als der andere Halter seinem Hund habhaft werden konnte, hab ich meinen auch weggezogen. Niemals wäre ich zB auf die Idee gekommen, dass der sich dabei umdrehen könnte, der Beagle meiner Kindheit hätte mir in der Situationen sicher beide Hände gelöchert.

    Ein zweiter Hund kann schon eine Dynamik auslösen, aber so eine? Und es ist war ja auch kein zweiter dabei.

    Ich behaupte übrigens nicht, dass mein Amstaff ein ungefährlicher Hund war. Er hat nie jemanden gebissen. Aber er war in manchen Situationen durchaus ein Hund, der Führung brauchte. Aber absolut niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dass er einen Menschen so verletzen könnte und dass ich ihn nicht stoppen könnte.

    Das beschäftigt mich sehr. Dass normalen Hundehaltern mit bis dahin scheinbar normalem Hund sowas passieren kann.

    Mich macht auch gerade das sehr betroffen. Ein gepflegter, geliebter, Familienhund, der scheinbar vorher nie auffällig war.

    Bei den meisten schrecklichen Verletzungen/Tötungen durch Hunde, waren meist Besitzer und Hunde vorher auffällig gewesen.

    Omg, die armen Menschen. Das Opfer, es ist unvorstellbar.

    Ich hatte ja auch einen Hund der durchaus mal zugeschnappt hätte, wenn er von anderen Hunden derartig verbellt und mit Scheinangriffen bedrängt wurde. Ich kenne auch den Ärger mit unglaublich dummen Hundeführer*innen, die dachten, ihnen gehört die Welt. Ich habe auch meistens ohne Maulkorb geführt, weil ich vorausschauend ging und die angreifenden Hunde geblockt habe.

    Aber man muss doch Mitleid mit den anderen Hunden haben und diese schützen, wenn sie so dämliche Halter*innen haben. Der andere Hund ist doch trotzdem liebenswert und lebenswert, egal ob er eine kleine Kackbratze ist.

    Und Leinenspaziergang und Maulkorb ist doch keine Tierquälerei. Das müsste dein Hund doch längst kennen. Das ist jedem Hund zumindest zeitweise zumutbar. Natürlich ist es zu vermeiden, dass es ein angeordneter Dauerzustand ist. Aber es gibt genug Hunde, die nur unter bestimmten Umständen Freilauf haben können, weil eben unkontrollierbarer Jagdtrieb oder Staubsauger oder ähnliches. Die haben doch auch Lebensqualität.

    Lenke die Aufmerksamkeit deiner Hündin auf dich, beschäftige dich mit ihr bei eurem Spaziergang, mach zB "Parcours" oder etwas, was ihr Spaß macht. Sie muss doch nicht dauerhaft wie ein geprügelter Hund neben dir herlaufen. Wenn sie dir ständig leid tut wird sie sich nicht an die aktuelle Situation gewöhnen können. Und mach richtige Maulkorbgewöhnung.

    Mein American Staffordshire hatte natürlich eine Beißhemmung, gegenüber ihm bekannten Menschen und Tieren (auch unkastrierten Rüden) war er der verlässlichste Hund, den wir je hatten.

    Gegenüber unbekannten Menschen und Hunden benötigte er aber sehr viel Führung.

    Wobei der Umschwung auf bekannt sehr schnell ging, da reichte bei Menschen ein Treffen, bei Hunden die Sicherheit, dass sie ihn nicht belästigen würden.

    Der Hund zeigte ansonsten keinerlei übersteigertes Beuteverhalten und reagierte auf keine anderen Bewegungsreize ähnlich wie auf die Schaukel. Da er erst 4 Monate alt war, waren die Trigger aber leicht wieder wegzutrainieren.

    Ich hab genug Erfahrung mit Terriern, Jagdhunden und dem eigenen Amstaff, um das für keine grundinstallierte Eigenschaft der Amstaffs zu halten.

    Ich hatte meinen Amstaff damals mit 4 Monaten von Privat als ersten eigenen Hund übernommen. Das Tier war in vielen Bereichen ähnlich ängstlich, wie ihr es hier oft von Tieren aus dem rumänischen Tierschutz erzählt.

    Umso größer war die Überraschung, dass sich der Hund gezielt in Schaukeln verbeißt. Ich hatte das damals vorher noch nicht gehört gehabt, dass das irgendwie Trainingsmethode wäre. Der Hund war noch resozialisierbar, man konnte gut mit ihm in der Großstadt leben, es war natürlich ein Hund, der lebenslang viel Führung benötigte. Das Schaukelproblem verschwand durch Training völlig, man konnte unbehelligt neben ihm schaukeln, er zeigte sich auch sonst kein gesteigertes Beuteverhalten.

    Worauf ich aber raus will ist, dass die Vorbesitzer für mich wie halbwegs normale Menschen wirkten. Zwar nicht besonders intelligent, sympathisch oder verantwortungsbewusst. Ein mittelaltes Paar mit jugendlichen Kindern.

    Ich hätte niemals für möglich gehalten, welche Ängste dieser Hund teilweise hatte und dass sie so irre Trainingsmethoden angewandt hatten.

    Mich hat das zuerst ziemlich überrascht, wie "verdorben" (bitte nicht falsch verstehen) ein Hund mit 16 Wochen schon sein kann.

    Die paar Mal, wo die wirklich zur Jagd und zur Nachsuche eingesetzt wurden. Wie schlecht und stümperhaft mit den Tieren trainiert wurde.

    Und so wird es ja bei den meisten Land und Wiesenjägern sein.

    das ist eine ziemlich heftige Unterstellung!

    Vielleicht ist es ja bei euch ja ganz anders.

    Wo ich wohne, ist die Jagdhundehaltung meistens nichts Professionelles. Bis vor kurzem wurden viele dieser Hunde auch häufig in sehr kleinen Zwinger verwahrt.

    Und ich seh ja wie mit den Hunden gearbeitet wird. Wie wenig echte Leistung und Gehorsam teilweise abrufbar ist.

    Nicht falsch verstehen. Geht hier nicht nur um die Vizslas. Und ich kenne auch weitaus professionellere Jäger und Hundeführer. Aber ist halt in meiner Wohnumgebung absolut nicht die Regel.

    Mein Nachbar hatte hintereinander jetzt 3 Vizslas. Also ca 3 Jahrzehnte.

    Im Jagdgebrauch, aus ungarischen Zuchten.

    Was an der Haltung jetzt besonders rassegerecht und auslastend sein sollte, ist mir schleierhaft.

    Die paar Mal, wo die wirklich zur Jagd und zur Nachsuche eingesetzt wurden. Wie schlecht und stümperhaft mit den Tieren trainiert wurde.

    Und so wird es ja bei den meisten Land und Wiesenjägern sein.

    Da erscheint mir ein Hund im Hundesport besser ausgelastet.

    Die Hunde wurden übrigens geliebt und waren tatsächlich sehr wesensfest. Waren ja auch tolle Tiere. Aber mir war es immer leid um deren Potential.

    Weiß nicht, wie bei euch gejagt wird. Aber bei mir hier werden die Jagdhunde nicht regelmäßig rassegerecht ausgelastet.