Hallo Ihr Lieben,
nachdem ich nun durch verschiedene Hundetrainer, Ausprobieren und viel viel Lesen komplett verunsichert bin, möchte ich hier auch mal um Rat, Tipps, Anregungen und auch gern Kritik anfragen.
Wir - mein Mann und ich - sind Ersthundebesitzer. Wir dachten eigentlich, dass wir Hundeerfahrungen haben, da wir beide mit Hunden in der Familie aufgewachsen sind, aber es ist doch plötzlich etwas ganz anderes, wenn der Hund noch nicht "fertig" ist :-)
Cari ist ein Großer Schweizer Sennenhund, den wir mit 13 Wochen bekommen haben. Im Nachhinein würde ich sagen, der Züchter war eher nicht so toll: Die Welpen wohnten im Hinterhof in einem Zwinger, die Eltern konnten nicht dazu kommen und ich bezweifle, dass eine richtige "Sozialisierung" stattgefunden hat. Aber das ist nur eine Einschätzung von mir und muss nicht stimmen... und hilft jetzt natürlich auch nicht mehr.
Am Anfang war Cari extrem ängstlich allem gegenüber, aber auch total neugierig und ich vermute, da habe ich in meiner Unerfahrenheit viel verbockt.
Die Welpenzeit war seeeeeeeehr anstrengend.
Das erste Thema war das zur Ruhe kommen: Sie hatte 24 Stunden am Tag ihre "5 Minuten". Zur Ruhe gekommen ist wie nur, wenn ich mich ruhig irgendwohin gesetzt habe und sie sich auf mich kuscheln konnte. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie versucht, sich in mich rein zu verkriechen. Damit sie überhaupt mal schläft, habe ich das ständig gemacht (erster Fehler?)...
Das zweite Thema war das Beißen: Vom zweiten Tag an hing sie quasi meistens beißend an uns. Beim Spielen hat sie gebissen, beim Kuscheln hat sie gebissen (wobei ich das Gefühl hatte, sie kennt Kuscheln gar nicht), wenn sie was wollte, hat sie gebissen und wenn sie ihre 5 Minuten hatte, hat sie gebissen: Also immer.
Das dritte Thema war Frust aushalten (so nenne ich es jetzt einfach mal, obwohl ich mir unsicher bin, ob der Kern nicht irgendwo anders liegt):
Z.B. bin ich einmal hinter eine Absperrung (sozusagen selbst gebasteltes Kindergitter) gegangen. Also, sie hat mich gesehen und ich war nur zwanzig Zentimeter von ihr entfernt. Da hat sie diese Absperrung knurrend angegriffen. (Ich bin schnell wieder zurückgekommen, zweiter Fehler, ich weiß, allerdings hätte diese Absperrung das einfach nicht ausgehalten und wäre sonst eh umgekippt.).
Und noch diverse andere Themen, aber sonst müsste ich hier ein Buch schreiben :-)
Aktuell ist es so:
Thema beißen:
Der erste Trainertipp hat gar nichts gebracht: Sie soll immer an der Leine sein, drin wie draussen, ich darf nicht mehr mit ihr spielen und so weiter.
Der zweite Trainertipp (und ich könnte mich heute noch ohrfeigen, dass ich das gemacht habe) hat es extrem verschlimmert. Ich sollte körperlich dagegen an gehen, also sie körpersprachlich von mir wegdrängen. Vielleicht habe ich es auch einfach nur falsch gemacht, aber Cari hat das am Anfang sehr verunsicht und dann hat sie es einfach doller gemacht.
Den dritten Trainertipp sinngemäß "hau ihr eins in die Fresse" habe ich ignoriert.
Der vierte Trainertipp: Immer das Gegenteil von dem machen, was sie grade möchte. Dieser Tipp, gepaart mit viel Ruhe und - je nach Situation - Halten am Halsband und Warten bis sie ruhig wird, hat geholfen und jetzt wird es wirklich besser. Es ist allerdings gar nicht so einfach, das immer konsequent anzuwenden, weil die Situation es manchmal einfach nicht hergibt.
Thema Ruhe:
Das wird nur sehr langsam besser. Ich arbeite im Homeoffice und da legt sie sich dann auch meistens hin. Wenn ich drinnen rumwirtschaft, kommt sie zwar immer hinterher, wenn ich den Raum wechsle, legt sich dann aber meistens in dem neuen Raum wieder hin. Im Garten geht gar nicht, der ist viel zu aufregend. Allein bleiben geht erst Recht nicht.
Hier üben wir das, indem sie immer nach dem Spazieregehen "Ruhezeit" kriegt. Ich begrenze sie durch Kisten, Stühle etc., so dass sie ca. 2x2m zur Verfügung hat. Am Anfang habe ich mich daneben gesetzt und nix gemacht. Inwischen kann ich schon in einen anderen Raum gehen und dort bleiben oder auch einfach hin und her laufen. Ich kann sie in der Zeit per Kamera beobachten und sie schläft dann auch wirklich. Das ganze mache ich je nach Zeit und Situation 1 bis 2 Stunden.
Thema Frust:
Das ist schwierig zu sagen. Auch hier hatten wir verschiedene Trainertipps, z.b. sie ganz viel zu frustrieren, damit es "normal" für sie wird. Davon bin ich aber inzwischen auch wieder weg. Ich versuche aktuell eher, die Frustsituationen, die sich aus dem Alltag automatisch ergeben, ruhig zu gestalten und wenn sie dabei ruhig bleibt, sie ganz viel zu belohnen.
Also, eigentlich habe ich das Gefühl, dass es durchaus besser wird. Aber erstens ist es halt nicht "weg" und zweitens haben wir jetzt zwei weitere Themen:
1. andere Menschen, Hunde, Situationen.
Das fand sie ja schon immer soooooo aufregend - meiner Meinung nach eine Mischung aus Neugier und Unsicherheit. Das wird allerdings immer schlimmer. Wenn ich sie an der Leine habe, zieht sie wie verrückt und will dahin. Wenn sie noch im Auto ist, nimmt sie fast das Auto auseinander, weil sie dahin will. Und sie läßt sich auch nicht beruhigen, so lange der Reiz noch da ist.
Ist sie nicht an der Leine, kommt es auf das Gegenüber an. Menschen oder Hunde, die sie ignorieren umhopst sie wie ein kleiner Flummi und hört damit auch nicht mehr auf. Bei Hunden, die auf sie zu kommen ( und das kann der kleinste Minihund sein) sucht sie sofort das Weite oder versteckt sich hinter mir.
Alle Trainertipps bisher gehen dahin, sie diesen Reizen noch mehr auszusetzen. Ich habe aber das Gefühl, dass es das alles noch schlimmer macht.
Nach meinem Gefühl wird es nur denn besser, wenn sie es beim vorigen Mal geschafft hat, einmal zur Ruhe zu kommen. Das geht aber nur, wenn der Reiz noch weit genug weg ist. Und das ist eine fast unlösbare Aufgabe.
2. Gehorchen. Ich weiß, das ist ein doofer Begriff, deshalb hier die Erklärung: Ich kann in keinster Weise sagen, dass sie schon perfekt gehorcht, davon sind wir noch sehr weit entfernt. Allerdings find ich, dass sie immer besser wird. Allerdings gehorcht sie null komma null in den Situationen, in denen es aufregend wird (siehe Pukt 1). Ich meine, dass sie es dann einfach nicht kann, weil sie grade am Durchdrehen ist.
Aber zu diesem Thema gab es jetzt einen aktuellen Trainertipp, der auch der Grund für mich war, hier nachzufragen:
Dieser Trainertipp hieß, mehr körperlich werden und sie korrigieren. Also z.B. am Fell in der Seite ziehen.
Das hat mich sehr verunsichert, weil ich ja weiß, dass sie dieses Körperliche nicht so gut ab kann und ich kann ihr auch nicht absichtlich weh tun. Allerdings klingt es anderseits auch plausibel: Es muss ja irgendwelche Konsequenzen haben, wenn sie was "falsch" macht.... Trotzdem habe ich auch diesen Tipp für mich abgehakt und versucht, es für mich anders zu lösen.
Mein Gedanke dazu ist im Moment, dass ich zum einen die Kommandos nochmal neu und besser üben muss. Und in solchen Situationen darf ich erstmal kein Kommando geben. Und ich muss diese Situationen üben, aber so, dass sie nicht gestresst ist (schwierig)...
Ich hab etwas Sorge, dass ich auch diese Themen "verschleppe", weil ich zu viel "Falsches" probiere...
So, ich hoffe, irgendwer macht sich die Mühe und liest sich das alles durch :-)
Liebe Grüße
Cari0311