Beiträge von Digirunning

    Ich würde nie wieder negativ arbeiten.

    Dafür legt die TE ja gerade die Basis. Wenn sie ihm jetzt klar den Weg vorgibt, konstruiert sie genügend Situationen, in der sie positives Verhalten dann auch belohnen kann. Durch (ich nenn' es mal) Unterlassung der Führung hat sie zuvor negative Situationen konstruiert. Mit der Übernahme der Führung dreht sich die Beziehung in die richtige Richtung zurück. Sorum wird ein Schuh drauß.

    Denkst du wirklich, dass es so einfach sein könnte? :???:

    Vergiss die Vorschläge. Ist Nonsens. Du hast doch berichtet, dass sich aktuell schon die ersten Erfolge zeigen. Bleib bei den neuen Maßnahmen und bleib konsequent. Ich hoffe Du weißt, dass Konsequenz nichts mit Strenge (mit Unterbuttern, mit Bestrafung) zu tun hat.

    Tendentiell kann eine positive Verstärkung vom Hund für das gerade gezeigte Verhalten so verstanden werden. Je nachdem, wie man die Leckerchen einsetzt, könnten sie aber auch Ablenkung oder ein Tausch sein. In Deinem Beispiel und mit der Erfahrung, die Du ja bereits gemacht hast, wäre es eher ersteres bzw es ist ihm ja egal.


    Fluff01

    Irgendwie kommt es mir so vor, dass Du einen Hund zu sehr mit einem Menschen vergleichst. Hunde ticken schon anders. Werden sie geführt, können sie sich entspannen. So ganz grob und vereinfacht gesagt. Man muss nur wissen, wie gesunde Führung aussieht. Viele verwechseln das mit Dominanz und die endet nicht selten darin, dass ein Hund bzw. sein Verhalten bestraft und unterdrückt wird.

    Fluff01


    Ich verstehe schon Deinen Hintergedanken. Mensch wie Hund muss mal den Kopf frei kriegen und sich auspowern können. Entspannt rumtoben, spielen, Blödsinn machen.

    Super Idee. Allerdings müsste das jemandem dem Schäfi erklären, dass er jetzt mal 1 Stunde auf der Freilaufwiese nur Spaß haben soll. Wenn Du DAS kannst - top.

    Der Schäfi wird sich nur sagen: OK, sie da hinten (irgendwo) regelt nix, dann mach' ich das getz. Endlich habe ich freie Hand äh Pfote. OK, wo ist der erste Auftrag?


    Ich würde bei unsicheren Hunden mal grob zwischen unsicher ängstlich und unsicher aggressiv unterscheiden. Beide können beißen, mit dem unsicher aggressiven wirst Du aber die größeren Probleme haben. Der Schäfi der TO hat sie selbst schon gebissen, zum Glück nur Warnbiss(e). Noch. Und ich glaube nicht, dass er ängstlich auf dem Sofa lag, als sie reinkam. ;-)


    Er hat halt peu a peu die Führungsrolle übernommen. Hat die TO nicht bemerkt, aus welchem Grund auch immer. Jetzt bemerkt sie es und handelt entsprechend. Wie gesagt gehe ich bei der Hausleine und permanenten Begleitung/Zuweisung des Platzes vom ersten Schritt in einer Prozesskette aus. Find's daher gut. Wer keine Ressourcen mehr sein Eigen nennen kann, kann auch keine mehr verteidigen.


    Das Thema mit dem "darf nicht mehr vor mir laufen" ist allerdings zweischneidig. Hier in diesem Fall finde ich es auch gut. Aber auch nur als ein Baustein von vielen. Erstmal hinten einsortieren. Folgetrieb ausnutzen. Irgendwann sollte aber der Zustand erreicht sein, dass die Position des Führenden egal ist, wo er sich im Gelände gerade befindet. Oben, unten, vorne, hinten sollte Wurscht sein.


    Es gibt in einem Buch von Günther Bloch (unter anderem renomierter Wolfsforscher) dazu eine schöne Bemerkung. Sie lautet in etwa: "Ein Wolfsrudel ist ein Familienkonstrukt. Die jungen Schnösel wollen sich auch einmal ausprobieren. Gerne überlassen die Wolfseltern der jungen Generation in ausgesuchten Situationen die Führung. Z. B. konnte ich es immer wieder beobachten, dass die Eltern in der Mitte der Prozession gingen, wenn es durch den Tiefschnee ging. Da konnten sich die jungen Schnösel auspowern und die Eltern und die ganz Jungen konnten Energie sparen, wenn sie durch die gezogene Schneise laufen konnten. Wenn sie aber auf ein anderes Rudel trafen, oder Wild in Sicht kam, wussten die vorne Laufenden ganz schnell, wer das Sagen hatte" So in etwa ist es mir im Kopf geblieben.

    ... deshalb weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr ob ich überhaupt in ihre Nähe gehen soll um sie zu streicheln.

    Ohne das jetzt irgendwie (wissenschaftlich) untermauern zu können, einfach aus meinem Bauchgefühl heraus: Nein! Vielleicht hat sie ja momentan nur diesen einen Kanal, um Nähe zuzulassen. Wenn Du mit der richtigen Energie in ihrer Nähe bist, dann glaube ich einfach, dass sie davon mehr Nutzen als Schaden hat, um es ganz vorsichtig auszudrücken. Was wäre statt dessen die Alternative? Du würdest sie ja quasi im Stich lassen, wenn Du ihr jetzt keine Nähe mehr schenken würdest.


    Auch, dass sie in fremder Umgebung aus Deiner Hand frisst, werte ich als positives Zeichen. Hunde im Hochstress fressen nicht. Zu Dir hat sie das Vertrauen, dass sie Futter nimmt. Du hast also eine positive Beziehung zu ihr.


    Ich hoffe, Du berichtest mal, was es mit dem Trainer ergeben hat, auch wenn Du hier blöde Sprüche geerntet hast. Ich weiß nicht, wie erfahren Du mit Internet-Foren bist. Da braucht man schon mal ein dickes Fell, weil sich in Foren einfach aus allen Gesellschaftsschichten alles trifft, um es vorsichtig auszudrücken.

    Meiner hatte sich in den letzten ca. 2 Monaten auch angewöhnt, seine Abendration einzufordern. Wir kommen rein, draußen ist's dunkel - also muss Fütterungszeit sein. Aktuell wären wir dann auch bei ca. 17:00 Uhr.


    Vielleicht ist es ja wirklich der Ausdruck des Early Morning Vomit Syndroms, dass man von Hunden kennt. Nur, dass Deiner halt nicht kotzt. 17 Stunden ohne Futter könnte vielleicht zu lang sein. Meiner hatte da mit ca. 2 Jahren auch kurzzeitig ein Problemchen. Unregelmäßig fanden wir morgens diese grünlich-gelbliche, leicht schaumige Pfütze vor. Wir haben ihm dann so ca. 22/23:00 Uhr nochmal was gegeben, seine Gesamt-Tagesration auf 2/5, 2/5, 1/5(zur Nacht) verteilt und das Problem war erledigt. Inzwischen hat er kein Problem mit 2 Rationen, die ca. 12 Stunden auseinander liegen.


    Und in dem Alter, in dem Deiner gerade ist, drehte meiner auch völlig durch. Mit Zähneklappern, sabbern, quietschen bis hin zum Schreien war alles möglich. Der TA meinte, dass er wirklich Stress habe, er aber nicht einfach so zur chirurgischen Kastration raten würde. Wir haben dann erst den Halbjahreschip ausprobiert und mein Rudi kam tatsächlich endlich zur Ruhe. Und nach einem halben Jahr ging dann der Stress wieder los, so dass der TA meinte, er könne hier tatsächlich ruhigen Gewissens die chirurgische Kastration empfehlen.


    Trotzdem untersucht mein Rudi die interessantesten Schnüffelstellen immer noch unter zur Hilfenahme seines Jacobsonschen Organs.

    Vielen Dank Jessy für Deine ausführliche Antwort. Auch wenn ein anderer Diskutant... - na ja, lassen wir das.


    Ich finde, Raphaela (Helfstyna) bringt es super auf den Punkt. Und dass die Situation draußen (noch) entspannt läuft, lässt mich doch stark vermuten, dass das berühmte Kind noch nicht in den Brunnen gefallen ist. Es lehnt sich nur schon deutlich über den Rand. ;-)


    Ich finde die Ansätze Deiner jetzigen Trainerin auch recht gut, Raphaela hat sie ja auch reflektiert. Das wird der erste Schritt sein. Letztendlich erkennst Du ja gerade selber, dass Du etwas blauäugig warst. Aber über diese Selbsterkenntnis steht Dir ja jetzt Tür und Tor offen. Als Kind hast Du wahrscheinlich gar nicht so wirklich mitbekommen, welche Arbeit in diesem handzahmen Schäfi dringesteckt hat.


    Ich glaube, wenn Du jetzt an Deiner Konsequenz arbeitest und die Trainerin weiterhin einen guten Plan hat (oder dann evtl. doch nochmal einen Trainerwechsel), dann stehen die Chancen gut, dass Du das wieder hinbekommst.


    Das Schöne am Leben ist doch, die Chance zu erkennen, aus Fehlern zu lernen und sich weiter zu entwickeln.


    LG
    Matthias

    Mich würde auch noch etwas mehr Hintergrund interessieren. Du bist 26, steht in Deinem Begrüßungsbeitrag. Wie hunderfahren bist Du? Erster eigener Hund? Warum ein dsh? Hast Du ihn vom Welpenalter an? Welche Kommandos sitzen wirklich perfekt? Hundeschule besucht? Wie verhält er sich draußen?

    Du "zwingst" (nicht böse von mir gemeint) dazu, ein körpersprachliches Signal einzusetzen, was er kennt/kennen sollte. Find' ich gut. Dem anderen Hund den Rücken zuzuwenden ist ein Beruhigungssignal. Ich versuche, meinen auch dazu zu motivieren. Nur kann ich ihn bei 32 kg und 55cm Größe nicht auf den Arm nehmen. Vorgestern hat er das nach, ich sag' mal, Mini-Pöbelei (es waren nur zwei kurze Wuffer), selber so gemacht, als ich mich mit dem anderen Frauchen anschließend noch ca 1 min unterhalten habe.