Beiträge von Digirunning

    Ich war mit meinem Hund in 3 verschiedenen Hundeschulen. Speziell in den ersten beiden wurde der Hund totgequatscht. Da ich zu dem Zeitpunkt Anfänger war, habe ich alles 1:1 übernommen. Erst mit der Zeit sammelte ich (besonders neben der Hundeschule im Alltag) eigene Erfahrungen, las Bücher, sah Videos.


    Inzwischen bin ich weit vom Totquatschen entfernt. Jetzt am vergangenen Freitag waren mein Hund und ich ca. 2 1/2 Stunden im Wald unterwegs. Neben seinem Namen, den ich aber höchstens 5x gesagt habe, habe ich eigentlich nur noch Priiiiiima benutzt, wenn er etwas richtig gemacht hat. Und EY, wenn er Mist baut. Prima kam vielleicht 100 mal, EY vielleicht 2 - 3 mal. Ansonsten setze ich sehr viel auf Blickkontakt und Körpersprache. Natürlich auch auf Handzeichen, aber die gar nicht mal sooo viel. Für den Rückruf nutze ich den Pfiff auf den Fingern, um auf mich aufmerksam zu machen, wenn er mich nicht sowieso gerade ansieht, ein leises Psst oder ein Zungeschnalzen.


    Ich sehe es als menschliche Schwäche, dass wir dem Hund mit unserem Lieblingskommunikationsorgan, der Stimme, versuchen zu begegnen. Hunde untereinander kommunizieren aber hauptsächlich über den Körper. Da wir uns selber als das intelligentere Lebewesen betrachten, sollte das mehr Berücksichtigung finden.


    Letztens musste ich beobachten, wie ein Hundehalter einem anderen sagte, dass sein Hund Angst vor dem Kontakt zu fremden Menschen hat. Und was macht dieser Mensch? Geht auf den Hund zu, beugt sich vor, versucht ihn zu streicheln und sagt: "Ooooch, Du brauchst doch keine Angst haben. Ich tue Dir doch nix." Schade, dass der Hund nicht angst-aggressiv war und den Typen gebissen hat.


    Wenn ich in eine solche Situation komme, hocke ich mich seitlich in der Entfernung hin, die der Hund noch akzeptieren kann, schaue ihn nicht an und warte. Es kommt dann auf den Hund an. Bei dem ein oder anderen hat's erst beim 10ten Treffen funktioniert, einige trauen sich schon nach wenigen Sekunden. Gerade bei denen, die bereits nach wenigen Sekunden den Kontaktversuch wagen, ist nicht selten das Erstaunen bei den Haltern groß. Letztens war eine Angsthündin so zutraulich, dass sie mir das Gesicht leckte und ihren ganzen Körper an mich drückte. Mir kam es fast so vor, als wäre sie dankbar, dass sie endlich mal nicht bedrängt wurde. Die Halterin war völlig aus dem Häuschen: "Das hat sie noch nie gemacht!"


    Wichtig ist, dass unsere Körpersprache mit dem, was wir ausdrücken wollen, übereinstimmt. Ich kenne jemanden, der unterhält sich gerne mit viel Ironie und Sarkasmus. Das spiegelt sich auch in seinem Verhalten gegenüber dem Hund wieder. Kein Wunder, dass sein Hund Schwierigkeiten hat, ihn zu verstehen.

    Anfänger, ja, mit dem ersten eigenen Hund, allerdings gibt/gab es in der engeren Familie bereits Hunde...also völlig fremd sind sie uns nicht.

    Dass es in der engeren Familie Hunde gibt, muss nicht bedeuten, dass man deshalb selber ein guter Hundeführer ist.


    Aber wenn es in der ENGEREN Familie Hunde gibt, dann würde ich mir überlegen, ob nicht die Hunde oder wenigstens einer von denen den Tierheimhund mit aussucht.

    Mir fallen beim nochmaligen Durchlesen aber ein paar Dinge auf, die ich noch ansprechen möchte.


    Ihr schreibt, der Hund aus Kasachstan tut Euch leid. Mitleid mit einem Hund haben und ihm mit diesem Gefühl begegnen ist nicht gut. Alle Hunde brauchen einen verlässlichen Menschen, der sie ruhig und sicher führt und nicht mit ihnen leidet.


    Ihr schreibt, ihr habt Euch durch Fotos und Videos in den Hund verguckt. Reine Entscheidung nach der Optik? Nicht unbedingt ratsam. Ihr seid Anfänger und braucht einen Hund, der Euch nicht vor große Herausforderungen stellt. Da sollte die Optik nicht an erster Stelle stehen.


    Wenn es bei mir bei meinem ersten Hund nach der Optik gegangen wäre, hätte ich mir einen Akita geholt. Zum Glück wurde es ein Labrador und selbst mit dem hatte ich große Probleme, weil ich als Anfänger viele Fehler gemacht hatte. Mit einem Akita wäre es zu einer Katastrophe gekommen. Von welcher Rasse sprechen wir bei dem Tierheimhund? Und neugierigerweise: welche Rasse ist der Hund aus Kasachstan?


    Der Hund soll/muss mit ins Büro. Da würde ich konkret im Tierheim fragen, wie der spezielle Hund sich in diesem Punkt dort gezeigt hat.

    Solange unsere Tierheime voll sind, gibt es genug Hunde hier vor Ort, denen man etwas Gutes tun kann. Ich habe nichts gegen Organisationen, die den Tierschutz in anderen Ländern unterstützen und Tiere zu uns bringen. Ich habe schon gespendet und auch beim Bau von Zwingern bei meiner Hundetrainerin mitgeholfen. Aber in Deinem Fall bringst Du ja selber schon die besten Argumente: es passt jetzt zeitlich perfekt. Und das Kennenlernen im Vorfeld und eine Einschätzung von erfahrenen Tierheimmitarbeitern mit auf den Weg zu bekommen, kann Gold wert sein.

    Ich will mal ein positives Beispiel einstreuen, nachdem ich im Beitrag 28 bereits über meinen Hund geschrieben habe.


    Wir waren heute bei dem tollen Wetter über 2 Stunden im Wald unterwegs. Aktuell arbeite ich daran, dass mein Hund von alleine zu mir kommt, wenn uns Fußgänger entgegenkommen. An dem Thema sind wir schon länger dran. Ich will ihn einfach nicht immer rufen müssen. Heute war die Prämiere, denn er hat es bei ca. 10-12 Begegnungen bei ALLEN geschafft. Er sieht die Leute, bleibt nach ein paar Schritten stehen, schaut noch einen Moment, dreht sich dann zu mir um, ich lobe ihn und dann kommt er freudig an meine rechte Seite (weil ich da die Leckerchen in der Beintasche habe) und strahlt mich von unten an. Es war gigantisch.


    So richtig unfassbar wurde es für mich aber kurz vorm Ende. Neben einigen Hundebegegnungen auf der Runde kam uns kurz vorm Verlassen des Waldes ein Mann mit einem weißen Schäferhund ebenfalls im Freilauf entgegen. Dazu muss man wissen, dass es meinen Rudi nicht unbedingt zu kleinen Hunden zieht, da ist's so 50:50, aber bei großen Hunden ist es eigentlich 100%ig, dass er zu denen will. Da sie ja beide im Freilauf waren, hatte ich nichts dagegen. Ich wollte nur nicht, dass er 50m vorläuft, sondern in meiner Nähe den Kontakt hat. So habe ich ihn nur mit ruhiger Stimme motiviert, es ruhig angehen zu lassen. Und was macht mein Hund? Er kommt auf einmal wieder an meine rechte Seite, strahlt mich an und wir gehen an dem entgegenkommenden Hund vorbei, als wenn es seine einfachste Übung wäre. Wenn ich das bisher mit Kommando versucht habe, ist er mir immer aus dem Kommando gelaufen, hat seine Leinenaggression sogar auf das Fuß-Kommando übertragen und sich zickig verhalten.

    Meine Vermutung ist (da die Hunde uns und unsere Haltung spiegeln), dass ich wohl immer noch angespannt bin, wenn ich es mit Kommando versuche und dass sich dann diese Spannung auf meinen Rudi überträgt. Da ich heute aber den Kontakt nicht unterbinden wollte, mir der Kontakt also egal war und ich deshalb folglich auch nicht angespannt war, war ich überrascht und sehr froh darüber, dass er meine Nähe suchte und diese positive Stimmung hat es wahrscheinlich gelingen lassen.

    Puh, böser Fehler denn: Vermenschlichung des Hundes. Kinder kann man so trösten, Hunde nicht. Dann kommt sowas dabei raus.

    KayaFlat hat es in meinen Augen perfekt beschrieben. So würde ich es auch machen.


    Mein Hund ist 1jährig in seiner ungestühmen Phase auch in Kontakt mit einem Weidezaun gekommen. Er wollte die Schafe dahinter jagen. Er hat gequiekt und ist mit eingezogenem Schwanz zu mir gelaufen. Meine Reaktion war: "Tja, lass das blöde Jagen sein!", habe ihn angeleint, wir haben uns noch eine Weile die Schafe angesehen (die er auf einmal gar nicht mehr jagen wollte) und sind dann weiter. Ich bin dabei völlig entspannt geblieben. Wenn er in den darauffolgenden Monaten irgendwo Schafe gesehen hat, hat er an der Leine immer in die entgegengesetzte Richtung gezogen. Er hatte den Stromschlag also mit den Schafen verknüpft. Ich habe darauf nicht reagiert, ihn auch nicht für's blöde Ziehen geschimpft (ich wusste ja, was los war) und nach'ner Zeit hat sich das von ganz alleine wieder gelegt. Allerdings keimt sein Jagdtrieb bei Schafen bis heute nicht mehr auf.

    Ich finde es gut, dass Du Hilfe suchst und in erster Linie an das Wohl des Hundes denkst. Top!!


    Dass Du aber schon einen Hörsturz hattest... Au weiha! Da läuft etwas ganz gewaltig schief, da hast Du recht. Auf dem Stress-Niveau wird Dir aber auch kein Hund folgen (wollen).


    Was ich mich zu Beginn direkt gefragt habe: warum einen Vizsla? Eine Bekannte hat einen, die ihn jagdlich führt und ich kenne mehrere andere. Hui, die haben alle Pfeffer im Arsch. "Die Ruhe selbst" beschreibt diese Hunderasse nach meinen Erfahrungen nicht. Die jagdlich geführte Hündin kann zwar am Hochsitz stundenlang ruhig liegen und warten - aber zu Hause und auf einfachen Spaziergängen... Puh!


    Jetzt ist Deiner knapp ein Jahr. Das Welpenalter hat es schon in sich, jetzt kommt die Pubertät. Jipieh! Das sind natürlich Phasen, auf die Du in Deinem Startpost hoffst, aber wenn ihr so viele Baustellen habt (Leinenführigkeit, Autofahren, alleine bleiben), dann kann ich Dir jetzt nichts anbieten, womit Du in 4 Wochen all Deine Probleme gelöst kriegst. Zumal Du ja auch schon schreibst, dass die Hundeschule regelmäßig besucht wird und obendrein Privatstunden genommen werden. Wie sind denn die Rückmeldungen von dieser Seite?!


    LG
    Matthias

    Was mir aufgefallen ist in diesem Thread: ich bin glaub ich die einzige, die es ganz allein und selbst verbockt hat. |) :lol:

    Nö. Ich bin mir voll und ganz bewusst, dass ich in den ersten beiden Jahren mit meinem Hund viel falsch gemacht habe und dass die letzten Überbleibsel seiner heutigen Pöbelei mein Verschulden ist. Ich bin der Meinung, dass zu wenigstens 90% der Mensch Ursache für das Fehlverhalten des Hundes ist. Vielleicht sogar noch mehr. Und ich nehme mich da nicht aus. Auch heute noch mache ich nicht alles richtig, lerne noch. Seit der Anmeldung hier im Forum bin ich schon wieder ein Stück schlauer geworden. Und zu sehen, dass es anderen ähnlich geht (quasi: Selbsthilfegruppe) beruhigt.

    was ich nur absolut nicht abkann sind die Besitzer von kleinen Kläffern,

    ...

    Die Aggression ihres eigenen Hundes (der in 99% aller Fälle angefangen hat) wird gekonnt ignoriert.

    Meine Erfahrung ist leider, dass sich die allerwenigsten Kleinhundbesitzer mit hündischem Verhalten auskennen. Ich weiß, dass mir hier im Forum gleich eine große Welle der Empörung entgegenschlagen wird, aber ich denke, dass Leute (hier in diesem Fall Kleinhundbesitzer), die sich extra in einem Forum anmelden, um über ihre Hunde und ihr Verhalten zu diskutieren, einen anderen nämlich (deutlich) besseren Wissensstand zum Thema haben. "Draußen" sieht's leider anders aus und es ist auch kein plumpes Vorurteil sondern über Jahre gemachte Erfahrung.


    Auf einem nicht allzu breiten Weg, kam uns eine entsprechende Frau aus der weiteren Nachbarschaft entgegen. Ihr kleiner Terrier fixierte meinen, zog die Lefzen hoch, hatte einen Kamm, war steif. Reichlich und deutliche Anzeichen. Sie ließ ihn aber an der langen Leine vor sich und als mein Hund bei der Passage zweimal wuffte (nicht bellte!!) und dabei kurz hüpfte (Vorderpfoten in der Luft) regte sie sich tierisch auf, wetterte über die gefährlichen, großen Hunde. Ich fand meinen in dem Moment eigentlich ziemlich gut, denn er war nicht geifernd und zähneflätschend in die Leine gesprungen, sondern hatte - wie ich finde - im adäquaten Rahmen geantwortet. Deshalb habe ich ihn auch nicht reguliert und schon gar nicht geschimpft. Da wir alle in der Nachbarschaft diese Frau blöd finden, habe ich ihn 20 sec später sogar gelobt. Mir ist klar, dass mein Hund das nicht mehr mit der Situation hat verknüpfen können, das Lob an ihn war für mich.