Ich verstehe Deine Einwände, Deine neurologischen Erklärungen. Ich wehre mich aber immer gegen ein Absolutum. Dieses schwarz-weiß-Denken liegt mir nicht.
In einem ihrer Bücher beschreibt Maja Nowak (ich weiß, auch über die kann man so oder so denken) eine vergleichbare Ausgangssituation mit einem ihrer Hunde. Stöckchenjunkie vor dem Herrn. Mit viel Geduld und Verständnis hat sie ihn von seiner Sucht befreien können.
Auch mein Hund hat das selbstbelohnende Verhalten der Jagd gelernt. Tauchte früher ein Reh im Wald auf, war er nicht mehr ansprechbar und im Freilauf war er im Dickicht verschwunden. Heute sind wir so weit, dass er zwar immer noch sehr aufgeregt wird und auch losspurtet, im Großteil der Fälle bleibt er aber auf dem Spazierweg, verbellt das Reh nur noch von dort aus, schaut sich auch bereits nach wenigen Sekunden zu mir um, hat sich auch schon mitten im Vollsprint abrufen lassen und die Hacken in den Teer gehauen.
OK, mein kleiner Labi ist zu langsam, als dass er jemals ein Reh erreichen könnte und das wird mir positiv in die Karten gespielt haben, aber nichts desto trotz haben wir es nach viel viel Übung erreicht, dass er nur noch für wenige Sekunden austickt, so dass wir letztens in 30m Entfernung ein Reh beobachten konnten und er drehte diesem irgendwann sogar den Rücken zu. Das war viel Arbeit und wird es bis an sein Lebensende bleiben.
Gehe ich beim Hund der TO jetzt aber grundsätzlich davon aus, dass da nichts zu machen ist, wozu verurteile ich dann den Hund? Und wie gerecht werde ich einem Lebewesen, wenn ich es nicht wenigstens versuche? Ich glaube schon, dass eine Besserung möglich ist, wenn wohl aber auch keine Heilung. Die Hundewiese wird aber wohl groß genug sein und es wird wohl auch nicht alle 20m jemand da stehen und Bällchen werfen, so dass doch schon viel erreicht wäre, wenn ich einem solchen Hund ankonditionieren im Gehorsam zu bleiben und dann mit Herrchen/Frauchen woanders hingehe, wo auch Hunde sind aber kein Bällchen geworfen wird.