Beiträge von Digirunning

    Aus meinem Wissen heraus kommt es so sehr auf alles drum rum an, ...

    Sehr ich auch so. Ich habe in meinem Beitrag geschrieben, dass ich speziell die ersten beiden Jahre meinem Hund viel zu wenig bis gar nicht beigestanden habe. Grober Anfängerfehler. Jetzt versuche ich immer in seiner Nähe zu sein, sich anbahnendes Unheil schon vor Ausbruch eines Kommentkampfes zu unterbinden.


    Letztes Jahr ist aber z. B. eine Situation gewesen, da habe ich nicht eingegriffen und auch mein Nachbar hat nur zugeschaut. Die Straße runter wohnt ein Husky und die beiden verstehen sich ziemlich gut. Nun hat aber Neo auf seinem Grundstück immer ein oder manchmal auch mehrere Wirbelknochen rumliegen. Und um genau so einen entstand plötzlich ein Kommentkampf. Es knallte kurz zwischen den beiden, der Knochen wurde von uns weggeräumt und dann war auch schon wieder Frieden.


    Man darf nicht den Denk-Fehler machen und solche Auseinandersetzungen mit Kämpfen zwischen Menschen vergleichen.

    Ich bin Ersthundbesitzer und kann eine Entwicklung beschreiben. Als ich anfänglich noch total unerfahren war, ist es häufiger zu Commentkämpfen gekommen. Ich stand, wie bei allem, nur dumm daneben.

    Jetzt verstehe ich schon reichlich von der Hundesprache, kann drohendes Unheil fast immer vorher erkennen und somit ist in den letzten ca 2 Jahren eigentlich nichts mehr passiert.


    Was ich aus diesen Situationen gelernt habe: bloß nicht den eigenen Hund alleine lassen. Aber nicht erst bei einem Kampf, sondern immer. Immer in seiner Nähe bleiben. Und wenn ein fremder oder auch der eigene Hund sich aufspulen wollen - splitten! Dabei keine weitere Energie in die Situation bringen z. B. durch eine laute Stimme. Ich habe schon viele Hundehalter erlebt, die laut brüllend und mit hektischen Bewegungen dazu stürmten und somit die Situation noch anfeuerten.


    Wenn man Hunde beobachtet, sieht man gut, wie die das machen. 2 haben Stress (die Situation vor einem möglichen Kampf), ein Dritter drängt sich dazwischen und splittet. Diesen dritten Hund habe ich noch nie laut erlebt.


    Ich bin allerdings auch kein Fan davon, die Hunde sofort zu trennen. Beide Hundebesitzer haben ihren Hund unter Kontrolle zu bringen und die Hunde haben sich dann zu benehmen. Am besten hilft es, mit den Hunden spazieren zu gehen. Gemeinsames Gehen verbindet. Besteht nämlich die Wahrscheinlichkeit, sich immer mal wieder zu begegnen und man schafft keine Gemeinsamkeiten, wozu auch gemeinsame (Benimm-)Regeln gehören, dann vertagt sich nur das Problem und wird von Mal zu Mal schlimmer.

    Hey!

    Schön zu hören, dass es sich so erfolgreich entwickelt. Weiter so!

    Ich kann es leider aktuell nicht einschätzen.

    Gibst Du Dir mit diesem Satz nicht eigentlich schon Deine Antwort?! Wenn Du es nicht überblicken kannst, dann lass es. Hab' noch ein wenig Geduld. Es sind ja erst ein paar Wochen rum und Du sagst selber, dass es in verschiedenen Situationen noch wackelig ist.


    Aktuell scheinst Du für sie ja ein gewisses Maß an Sicherheit zu repräsentieren, so wie sich das hier liest. Ich befürchte, Du würdest das auf's Spiel setzen, wenn Du zu schnell den nächsten Schritt machst. Versau's Dir nicht!

    Hihi, ich habe hier auch so einen Kandidaten. Rudi ist zwar inzwischen schon 6 1/2, aber wenn es morgens und abends Fütterungszeit ist, dann kann er sich hochdrehen wie ein Junghund. Erst in den letzten Wochen habe ich erkannt, welch großen Einfluss meine Haltung auf ihn hat.


    Futter ist für einen Labrador ja eh ein Supertrigger. Wenn ich jetzt nur einen Mü an Mini-Intensität ausstrahle, dreht er hohl. Er muss sich sein Futter immer irgendwie verdienen. Meist muss er mir Spielzeug bringen, die Pfote geben, eine Rolle machen - solche Dinge halt. Gebe ich ihm jetzt nur einen Minimalst-Impuls, dann fliegt das Spielzeug durch die Wohnung, er dreht sich im Kreis etc. Er rattert quasi alle gewohnten Forderungen im Schnelldurchlauf ab, nur um so schnell wie möglich an das Futter zu kommen.


    In den letzten Wochen habe ich jetzt gelernt, dass schon meine Atmung seine Aufregung steuern kann. Werde ich ruhiger, spreche ruhig und langsam, bewege mich bedächtiger, dann kann ich ihn damit zum Teil runter bringen. Ganz auf Null werde ich ihn nicht kriegen, aber ich kriege ihn auf jeden Fall wieder aufmerksam und konzentriert auf mich, so dass er mir zuhört und darauf achtet, was eigentlich gerade von ihm verlangt wird. Wie gesagt, es fängt schon bei meiner Atmung an!!!!


    Schau also mal bei Dir, mit wieviel Energie Du ihn in diesen Momenten fütterst! Wie verhältst Du Dich, wie ist Deine Körperhaltung, wie ist Deine Atmung, wie ist Deine Stimme. Wir haben durch viele Kleinigkeit viel mehr Einfluss auf unsere Hunde, als uns bewusst ist!


    LG
    Matthias

    Vielleicht noch eine Anschlussfrage:

    Er wurde in der Tierklinik erlöst. Sie hat seine schlimme Nacht, aber nicht seinen Tod mitbekommen. Am Freitag holen wir Schafs Asche ab. Glaubt ihr, es würde ihr helfen zum Abschied nehmen, daran durch den Karton zu riechen? Ist sein Geruch nach der Verbrennung überhaupt noch erkennbar? Oder sind das nur Hirngespinste von mir?

    Hey!

    Erstmal herzliches Beileid zu Deinem/Eurem Verlust.


    Ich würde Lämmchen auf jeden Fall an der Asche riechen lassen. Ich vermute zwar, dass da nichts mehr nach Schaf riecht, aber wer weiß. Aber auf jeden Fall hast Du dann das Hirngespinst aus dem Kopf. Vielleicht würdest Du Dich irgendwann später fragen, ob es nicht vielleicht doch einen Versuch wert gewesen wäre. Mach' es.


    Es hilft Dir jetzt nichts mehr, aber vielleicht anderen, die dieses Thema lesen. Man sollte den hinterbliebenen Hund immer am Toten (ob Mensch oder Tier) riechen lassen. Sie wissen dann zumindestens, dass dieses Wesen tot ist. Das mindert zwar erstmal nichts an der Trauer, aber wenigstens suchen die Tiere nicht mehr nach demjenigen.


    Mensch wie Tier brauchen eine Zeit für die Trauer. Ich wüsste nicht, wie intensiv ich das Thema Ablenkung betreiben würde. Ich würde aber genauso darauf achten, das Tier nicht in seiner Trauer über ein gesundes Maß hinaus zu bestätigen, quasi gefangen zu halten.


    Wir Menschen haben das Ritual der Beerdigung und des Leichenschmauses. Mir hat das bei den Todesfällen in meiner Vergangenheit immer sehr geholfen. Als das, plus ein paar weitere Tage, vorbei war, habe ich bisher immer wieder gut in den Alltag zurückgefunden. Dies gilt es jetzt auch im Umgang und der Unterstützung mit dem Hund zu finden. Da Lämmchen nicht am toten Schaf hat riechen können, würde ich alles, was jetzt noch nach Schaf riecht, wegräumen. Ist so ein Bauchgefühl. Ich habe das Gefühl, dass die Geruchserinnerung in mehr gefangen hält, als dass sie ihm nützlich sein könnte. Als mein Vater letztes Jahr gestorben ist, haben meine Mutter und ich relativ schnell alles von ihm aus dem Alltagsbereich weggeräumt, um nicht ständig an seine Abwesenheit durch Dinge erinnert zu werden. Erst ein 3/4 Jahr später war meine Mutter dann soweit, ein Foto von ihm im Wohnzimmer aufzustellen. Erst dann tat es ihr gut.


    Ich wünsche Euch viel Kraft

    LG
    Matthias

    Also ich bin mir sicher, dass es zu 90% auf die Betonung

    Nein. Nicht, wenn man das sauber trainiert hat.

    Ich bin zwar ganz bei Ben_auch_mal_hier, nichts desto trotz fällt es dem Hund natürlich leichter, wenn wir ein Kommando-Wort sauber mit ihm trainieren und dies dann auch genauso sauber anwenden. Aus dem Kommando "Sitz" sollte nicht "Jetzt mach' aber sitz" werden. Zum Beispiel.


    Auf der anderen Seite können unsere Hunde weder Deutsch, noch Englisch, noch sonst irgendeine Menschensprache. Sie können sich zwar die einzelnen Wörter merken, aber für sie genauso wichtig ist die Gestik, Mimik und die Körpersprache. Beispiel: mit meinem Kumpel machen wir häufig im Wald ein kleines "Spielchen". Futter wird auf, unter und neben einer Bank verteilt, die Hunde müssen dabei sitzen und warten. Erst auf das Auflösungskommando dürfen sie sich dann draufstürzen. Ich habe mal spaßeshalber "Klappstuhl" gesagt, allerdings gepaart mit entsprechender Freigabegeste und passender Mimik und auch Körperhaltung. Die Hunde waren kein bisschen irritiert.

    Spannend wäre zu testen, wie sich ein Hund mit perfekt antrainiertem Freigabekommando verhalten würde, wenn man sich wie oben beschrieben verhalten würde. Eigentlich müsste er nach flying-paws Sichtweise ja wenigstens irritiert sein, eigentlich müsste er sogar sitzen bleiben, wenn das ausgesprochene Wort das für ihn Entscheidende wäre.

    Wenn Du Deinem Hund einen Abbruch beibringen würdest, bräuchtest Du all da Theater nicht.

    Der Hund ist "unterzogen"

    Wohl war. :woozy_face:

    Versteh nicht was das mit BO Trainingsansatz zu tun hat.

    Mit bedürfnisorientiertem Training hat das nix zu tun. Es war nur ein Beispiel für die parallel laufende Diskussion bezüglich BO wäre gleich nur positive Verstärkung.


    Aber nochmal zu flying-paws Bemerkung. Welcher Hund beherrscht den dieses (oder überhaupt auch irgendein) Kommando zu 100%? Wenn dem so wäre, bräuchten wir hier kaum noch Diskussionen. Jeder muss sich mit seinen Defiziten auseinander setzen, die sich automatisch auch in der Hundeerziehung widerspiegeln.


    Ich bin Ersthundebesitzer, jetzt im 6ten Jahr. Die ersten beiden Jahre waren aus heutiger Sicht eine einzige Katastrophe. Ich arbeite an mir und dadurch auch an meinem Hund. Tatsächlich habe ich noch kein einheitliches Signal/Wort als Abbruch etabliert. In vielen Situationen reicht allerdings ein einfaches "ä ä" (wie schreibt man diesen Laut, der ein "Nein nein" bedeutet?) Mein Hund versteht meine Energie dahinter und reagiert adäquat. Allerdings ist bei gefundenem Futter/Scheiße PLUS Freilauf bei meinem Labi (!!) nix zu wollen. An der Leine ist meine Erfolgsquote schon deutlich besser. Aber im Freilauf...?! No chance! Deshalb fand ich das am Samstag auch so bemerkenswert, dass nach einer klaren, körperlichen Ansage (Aufzeigen einer Grenze/Regel/Struktur) auf einmal auch ein verbales Kommando aus der Ferne funktionierte. Mit positiver Verstärkung habe ich hier immer auf der Stelle getrampelt. Bei einigen anderen Dingen hat dagegen die Abwendung von negativer Konsequenz und Hinwendung zu positiver Rückmeldung den Fortschritt gebracht.

    Wie so oft ist der Mittelweg der berühmte goldene Weg. Man braucht, situations- bzw. individuenbedingt, mal mehr das eine, mal mehr das andere. Das Abenteuer dahinter ist herauszufinden, was bei welchem Hund in welcher Situation am besten funktioniert.

    Hihi!

    Genau zum Thema "Fressen von nicht erlaubten Dingen" habe ich am Wochenende eine Erfahrung gemacht, die klar abseits von "Wattebäuschchenwerfen" steht. Ich arbeite ja eigentlich gerne und viel mit positiver Verstärkung und habe da auch in einigen Punkten zum Teil deutliche Fortschritte gemacht, wo ich zuvor mit Verboten auf der Stelle trat. Aber vorgestern war das deutliche Aufzeigen von Grenzen plus negativer Vestärkung die erfolgreichere Methode.


    Mein Rudi liebt es, im Wald Scheiße zu fressen. Während der Pandemie scheinen deutlich mehr Spaziergänger ihre Darmfunktion nicht unter Kontrolle zu haben, denn ständig wird irgendwo hingeschissen. Widerlich. Obendrein hat niemand den Anstand, mal mit dem Fuß etwas Laub und Erde drüberzuscharren.


    Auf jeden Fall war ich mit meinem Kumpel und dessen Hund wieder im Wald unterwegs und um an einer Stelle auf eine kleine Senke mit Bachlauf einen besseren Blick zu haben, sind wir mal vom Weg abgegangen und in das sehr lichte Unterholz getapert. Keine 20m weiter fand mein Hund naaatürlich direkt wieder einen Schiss. Ich lockte ihn weg, was aber nur wenige Sekunde funktionierte. Dann blockte ich durch meinen Körper die Fundstelle ab, bis mein Hund von selber wegging. Das funktionierte schon etwas länger, aber der Geruch war für meinen Hund einfach zu verführerisch. Also er wieder hin, ich wieder hin. Erneut abblocken, deutliches "Nein" sagen. Das wiederholte sich dann aber noch ein drittes Mal. Und jetzt überraschte ich mich selber durch eine spontane Aktion, indem ich meinen Hund in seinen Hinterlauf "biss". Natürlich nicht mit meinen Zähnen, sondern meine Hand ist quasi das Maul und meine Finger die Zähne. Zack!! Einmal gebissen quiekte mein Hund auch laut auf (ich denke, er war mehr überrascht, als dass es ihm weh getan hat), ich zeigte ihm an, wohin er sich zu verziehen habe (Zeigegeste), blockierte natürlich wieder die Fundstelle und wir gingen danach sowieso weiter, entfernten uns also.


    Mein Hund war von meinem "Biss" sehr überrascht, war für die nächsten Sekunden sehr aufgeregt (Rute wedelte extrem, er hopste 2x mal vor mir in die Höhe). Nach ein paar Metern beruhigte sich das Ganze wieder und ich ging dann natürlich auch schon wieder freundlich mit ihm um, als ich ihm auf den Weg zurückgekehrt die weitere Marschrichtung anzeigte.


    Das für mich Bemerkenswerte kommt aber jetzt erst. Wegen eines umgestürzten Baumes mussten wir nach ca. 200m wieder umkehren und kamen somit zurück an diese Stelle. Natürlich rannte mein Hund direkt wieder zu dem Baum. Obwohl ich eigentlich nie mehr durch den Wald schreien wollte, rief ich laut 2x mit tieferer Stimme "Ey". Tatsächlich schaute er, bereits an der Fundstelle angekommen, dann zu mir hoch. Allein das war schon ein Erfolg. Aber es kam noch besser. Es folgte von mir das Abbruchkommando "Lasssss essss" (mit scharf betontem S) und tatsächlich ließ er es. DAS hatte ich bis dahin noch nie geschafft. Aus der Entfernung per Kommando ihm seine heißgeliebte Scheiße verbieten, war bisher völlig undenkbar und unmöglich. Der "Biss" hatte bemerkenswert gewirkt. So deutlich sogar, dass er deutlichst beschwichtigend zu mir zurückkam. Er trödelte, hielt den Kopf tief, schleckte, wand den Blick ab. Natürlich änderte ich sofort mein Verhalten, lockte ihn mit freudiger Stimme zu mir, lobte ihn, was dann auch bei ihm für Entspannung sorgte. Ein Leckerchen gab's obendrein.


    Es tat mir natürlich in der Seele weh, zum einen meinem Hund einen drüber gegeben zu haben, zum anderen ihn so beschwichtigend auf mich zukommen zu sehen, aber Hunde sind auch untereinander mit ihrem Verhalten klarer und deutlicher. Ab und an kommt man dann halt doch nur mit negativer Verstärkung weiter.

    Jin bildet sogar Verhaltensketten daraus, dass sie auf bestimmtes Jagdverhalten zurückgerufen und belohnt wird - und probiert dann dieses Verhalten öfters zu zeigen und damit mehr Belohnung abzugreifen. Sehr witzig ist ihr enttäuschter Blick, wenn ich dann nicht drauf reagiere oder einen Abbruch setze ...

    Och, da habe ich meinen auch häufiger im Verdacht. Da wird angestrengt ins Unterholz gestarrt. Dann wird das Herrchen angeschaut, weil ... "...beim letzten Mal gab's doch dafür ein Leckerchen?!!!!" Da sich aber weder etwas im Unterholz befindet, noch setzt mein Hund seine Nase ein, ist das für mich das Zeichen, dass er da versucht mich auszutricksen. Er kriegt dann aber trotzdem ein Lob. Allerdings kein Leckerchen.

    Einen Grund, für ein solches Verhalten ein Abbruchssignal einzusetzen oder ihm sonst irgendwie negativ zu begegnen sehe ich (für mich) da jetzt nicht. Eher im Gegenteil. Er zeigt mir ja damit, dass er das Grundprinzip verstanden hat. Jagdtrieb = Blickkontakt und positive Reize vom Herrchen.

    Ab und an wird er sicherlich auch schon Erfolg mit einer Täuschung gehabt haben. Na und? Sei's drum.