Vieles im Sinne von "Rasse X ist schon drölfzig tausend Jahre alt" ist halt auch schlicht und ergreifend eine verklärte und extrem unrealistische Sicht auf die Rassehundezucht. Mag sein, dass die Ursprünge vieler Rassen alt sind und dass es sicher auch vor 200 Jahren schon Hunde eines gewissen Typs gab, aber das hat mit dem Rasseverständins der heutigen Zeit halt wenig zu tun.
Rassen mit geschlossenen Zuchtbüchern sind idR maximal ein paar Jahrzehnte alt, und wenn innerhalb kürzester Zeit nicht nur gut vorhersagbare Wesenszüge, sondern dazu noch ein extrem einheitliches Aussehen produziert werden sollen, braucht man nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass das nur auf Kosten genetischer Variation gehen kann.
Und da beginnen eben die Probleme, was verloren ist, kommt auch nicht mehr zurück. Es ist völlig egal, ob auf die letzten 5 oder auch 20 Generationen gerechnet zwei Hunde theoretisch nicht verwandt sind, oder ob man extra Zuchthunde aus dem Ausland importiert - wenn die Ursprünge der Rasse 5 Hunde sind, ist da in puncto genetische Vielfalt der Zug längst abgefahren.
Und solange diese grundlegenden Tatsachen (die nun wirklich keine Raketenwissenschaften sind) von vielen Züchtern entweder nicht verstanden oder aber negiert werden und man krampfhaft am derzeitigen System festhalten will, wird man auch nicht viel mehr machen können, als die schlimmsten Auswüchse zu verhindern.